Der 1955 von der UEFA neu gegründete Europacup der Meister steckte noch in den Kinderschuhen. Normalerweise hätte der First VIENNA FC als Österreichischer Fußballmeister an diesem jungfräulichen europäischen Bewerb teilnehmen müssen, der Drittplatzierte der Saison 1954/55, der SK Rapid Wien kam jedoch in die Gunst der allerersten Teilnahme. Man begründete dies mit dem Umstand, dass Rapid aufgrund der Spielstärke und des Bekanntheitsgrades wirkungsvoller für diesen noch jungen Bewerb wäre. Und so debütierte für Österreich Rapid am 21. September 1955 vor 11.000 Zuschauern im Achtelfinale mit einem 6 : 1-Triumph gegen den PSV Eindhoven. Das Rückspiel in den Niederlanden ging am 1. November 1955 mit 0 : 1 verloren. Im Viertelfinale gastierte am 18. Jänner 1956 der AC Milan vor 20.000 Zuschauern auf der Hütteldorfer Pfarrwiese. 1 : 1 der Endstand. Das Rückspiel in Italien ging aus Sicht Rapid´s am 12. Februar 1956 mit 2 : 7 gewaltig daneben. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte österreichischer Vertreter im Europäischen Pokalbewerb lange, geschichtsträchtig und nicht unerfolgreich. 1978 schaffte es der FK Austria Wien als erster heimischer Vertreter in ein europäisches Endspiel, 1985 und 1996 gelang Rapid die Teilnahme am Finale, ebenso 1994 dem SV Austria Salzburg. Sämtliche Endspiele wurden allerdings aus rot-weiß-roter Sicht auch verloren. Im Bild die Rapid-Mannschaft von 1955/56. Stehend von links: Robert Körner, Robert Dienst, Karl Gieszer, Alfred Körner, Josef Höltl und Johann Riegler. Hockend von links: Gerhard Hanappi, Franz Golobic, Herbert Gartner, Paul Halla sowie Josef Bertalan. Quelle: oepb

Mit dem gestrigen 4 : 3-Erfolg des LASK gegen Slavia Prag ist die Europacup-Saison für den letzten verbliebenen österreichischen Vertreter in einem internationalen Bewerb zu Ende gegangen. Auch wenn es schlussendlich nicht zu einem Viertelfinaleinzug gereicht hat, kann Österreich sich über eine absolute Rekordsaison auf dem internationalen Parkett freuen – Bestmarken wurden sowohl was die Platzierung und die Punkte in der Fünfjahreswertung als auch die Zahl der international tätigen Teams auf- bzw. eingestellt.

Fünf Teams starteten zu Saisonbeginn in den internationalen Bewerben – und es sollte eine lange und erfolgreiche Reise werden. Nur für den FK Austria Wien, der sich in der vergangenen Saison als Sieger des Europacup-Playoffs noch das Ticket für die Qualifikation in der neu geschaffenen UEFA Europa Conference League gesichert hatte, war nach einem Unentschieden und einer Niederlage gegen Breidablik Kopavogur in der zweiten Qualifikationsrunde bereits wieder Endstation.

Die vier übrigen österreichischen Vertreter schafften es jeweils in internationale Gruppenphasen: Meister Red Bull Salzburg erreichte mit zwei Siegen im Play-off gegen Bröndby IF Kopenhagen zum dritten Mal in Folge die Gruppenphase der Champions League,dem SK Rapid Wien gelang via Sparta Prag (Aus in der CL-Qualifikation), Anorthosis Famagusta und Zorya Luhansk der Einzug in die Gruppenphase der Europa League – ebenso wie der SK Sturm Graz, der im Play-off die Hürde NS Mura überstand. Der LASK zog mit Siegen über Vojvodina Novi Sad und FC St. Johnstone in die Gruppenphase der Conference League ein.

Damit waren zum zweiten Mal in Folge gleich vier österreichische Vertreter in den internationalen Gruppenphasen vertreten. Und sollten dort ordentlich für Furore sorgen.

In der Champions League startete der FC Red Bull Salzburg mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen furios und hatte dadurch auch nach zwei zwischenzeitlichen Niederlagen am letzten Spieltag im direkten Duell gegen den FC Sevilla den Aufstieg noch in der eigenen Hand. Mit einem 1 : 0 setzte sich die Mannschaft von Trainer Matthias Jaissle durch und zog als erster österreichischer Vertreter in eine K.o.-Phase der Champions League ein. Die Salzburger überwinterten damit bereits zum fünften Mal in Folge in einem europäischen Bewerb – dies war zuvor noch keinem heimischen Vertreter gelungen.

Begleitet wurden sie dabei von gleich zwei weiteren heimischen Klubs – erstmals seit 1983/84 überwinterten wieder drei österreichische Teams international. Der SK Rapid Wien sicherte sich in seiner Europa-League-Gruppe mit einem Auswärtssieg am letzten Spieltag bei KRC Genk noch Rang 3 hinter West Ham United und Dinamo Zagreb – und damit den Umstieg in die Zwischenrunde der Conference League.

In eben jener Conference League war der LASK eine Klasse für sich und holte sich mit fünf Siegen, einem Unentschieden und nur einem Gegentor unangefochten den Gruppensieg, der den direkten Einzug ins Achtelfinale bedeutete.

Der SK Sturm Graz konnte in der Europa League in einer Gruppe mit Gegnern von Champions League-Format mit Unentschieden gegen Real Sociedad und AS Monaco immerhin auch zwei Ausrufezeichen setzen und zur Rekordausbeute in der UEFA-Fünfjahreswertung beitragen.

Für ebenjene konnten die heimischen Europacupvertreter nämlich bereits im Herbst insgesamt 9,4 Punkte sammeln. Der bisherige Rekord stammte aus der Saison 2017/18 (u.a. EL-Halbfinaleinzug von Red Bull Salzburg) und betrug 9,75 Punkte.

Diese Marke fiel bereits am ersten Spieltag nach der Winterpause: der FC Red Bull Salzburg stockte mit einem 1 : 1 im Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München das Punktekonto auf, der SK Rapid Wien machte mit einem 2 : 1 in der Conference League-Zwischenrunde gegen Vitesse Arnheim den „Zehner“ in Sachen Punkte für die Fünfjahreswertung perfekt. Auch wenn es für beide Teams und den LASK, der im Conference League-Achtelfinale im Rückspiel gegen Slavia Prag noch einen Sieg holen konnte, nicht für ein Weiterkommen reichte, wurde damit in dieser Saison mit 10,4 Punkten ein neuer Allzeitrekord aufgestellt.

Österreich kletterte damit in der UEFA-Fünfjahreswertung auf Platz 8 – diesen Höchststand gab es bisher nur einmal in der Saison 1986/87.

  • In dieser Saison auf- und eingestellte Rekorde:
  • 10,4 Punkte für die UEFA-Fünfjahreswertung – neuer Rekord;
  • 10 Punkte holte Salzburg in der CL-Gruppenphase – Rekord von Sturm Graz aus der Saison damit 2000/01 eingestellt;
  • 8. Platz aktuell in der UEFA-Fünfjahreswertung – Rekord von 1986/87 eingestellt;
  • 5 Mal in Serie überwinterte Salzburg international – neuer Rekord;
  • 4 Mal in Serie überwinterten zwei oder mehr Teams international – neuer Rekord;
  • 3 Teams international überwintert – Rekord von 1983/84 eingestellt;
  • 1 Vertreter in der K.o.-Phase der Champions League – neuer Rekord;
  • 0 Niederlagen musste der LASK in der Gruppenphase hinnehmen – Rekord von Salzburg (4x) eingestellt;

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer dazu: „Wir blicken auf eine historische Europacupsaison zurück. Wohl noch nie zuvor wurden innerhalb eines Jahres so viele Rekorde auf- und eingestellt. Ganz besonders freut mich, dass mehrere unserer Klubs einen wesentlichen Beitrag zu diesem historischen Punkterekord in der UEFA-Fünfjahreswertung geleistet haben. Mit Rang 8 in der UEFA-Tabelle stehen jetzt nur noch die ganz großen Nationen des europäischen Fußballs vor uns. Dass wir in Punkto finanzielle Möglichkeiten im internationalen Vergleich nicht unter den Top 10 stehen, zeigt die hervorragende Arbeit unserer Klubs in den letzten Jahren. Auf diese Erfolge können wir alle zusammen stolz sein und wir freuen uns jetzt schon auf weitere internationale Sternstunden in der kommenden Saison.“

Quelle: ÖSTERREICHISCHE FUSSBALL-BUNDESLIGA

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