Wie viele andere Branchen hat auch der österreichische Einrichtungsfachhandel in diesem herausfordernden Jahr viel lernen müssen. Den Möbelfachhändlern und Raumausstattern von SERVICE&MORE geht es trotz des Lockdowns im Frühjahr 2020 gut. Kein einziger von ihnen hängt am Tropf des Staates. Anlass für Jubelmeldungen, wie sie derzeit von großen Möbelhäusern verbreitet werden, sieht Geschäftsführer Christian Wimmer aber derzeit nicht. Er glaubt an seine zukunftsfitten Handels- und Lieferantenpartner und die von und mit ihnen umgesetzten Wohnkonzepte, wünscht sich aber mehr Ehrlichkeit in der Betrachtung der Situation.
Das Jahr 2020 ist auch an der Einrichtungsbranche nicht spurlos vorüber gegangen. Laut aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria ist der stationäre Einzelhandel mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen im laufenden Jahr bis August nominell um 14,2 % gesunken.
Mag. Christian Wimmer, Geschäftsführer von SERVICE&MORE, der größten Einkaufs- und Dienstleistungsorganisation für KMUs der österreichischen Einrichtungsbranche, analysiert den Status so: „Der Einrichtungssektor kommt aus heutiger Sicht mit einem halben blauen Auge davon. Das ist viel mehr, als wir noch im Frühjahr erwarten konnten. Auch die Aufträge und Kommissionen stimmen positiv. Was allerdings gar nicht angebracht ist, sind Jubelmeldungen!“ Damit spielt Wimmer auf die großen Möbelhäuser an, die mit hoher Regelmäßigkeit von Rekordumsätzen sprechen und bereits Anfang Juli erklärten, den gesamten Corona-Schaden egalisiert zu haben. „Rein rechnerisch ist das einfach nicht möglich“, so Wimmer. „Geht man davon aus, dass der Gesamtmarkt um mehr als 14 % zurückgegangen ist und wir bei SERVICE&MORE ein Minus von 4,1 % verzeichnen, dann muss die Großfläche ein deutliches zweistelliges Minus vorweisen.“
Die einzige Sicherheit ist das Zuhause
Den Möbelfachhändlern und Raumausstattern geht es gut, der hohe Auftragsstand lässt zuversichtlich in die Zukunft blicken. Laut Wimmer liegt das an der Branche: „Der eigene Job, die Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch große anstehende Investitionen – all diese Bereiche sind von großer Unsicherheit geprägt. Die eigenen vier Wände hingegen stellen eine zuverlässige Konstante dar.“ Das bestätigt auch ein Blick in die Auftragsbücher und Terminkalender der 296 Mitglieder, die in den von SERVICE&MORE betreuten Verbänden GARANT Austria und WOHNUNION tätig sind: Laufend werden Beratungen durchgeführt und die Umsetzung neuer Wohnkonzepte beauftragt. Allumfassende Konzeptlösungen sind auch ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Wimmer: „Das, was wir seit Jahrzehnten machen – Räume und Wohnungen gesamtheitlich planen und ausstatten – wird nun auch von den großen Möbelhäusern versucht. Sie erkennen sukzessive, dass die bisherige Rabattitis und das Schleudern von Einzelteilen einfach keine Zukunft haben.“
Warnung vor der Scheinträgheit und die Suche nach neuen Mitarbeitern
Auch wenn 2020 unter Bedachtnahme auf die Umstände glimpflich abläuft, so stehen uns im Jahr 2021 noch einige Hürden bevor. Die Unsicherheit wird weiter anhalten, wir haben noch nicht gelernt, mit der Unplanbarkeit richtig umzugehen. Genau davor warnt Wimmer: „Natürlich ist es zutiefst menschlich, mit Sorgenfalten ins Jahr 2021 zu gehen. Zugleich ist es aber keinesfalls angebracht die Schockstarre weiter aufrecht zu erhalten. Jeder Einzelne und jedes Unternehmen muss sich jetzt entscheiden, ob er auf der Stelle tritt oder aktiv an die Sache herangeht.“ Die staatlich geförderte Kurzarbeit vergleicht Wimmer mit einem Schmerzmittel: Am Anfang noch wichtig und effektiv, mit zunehmender Dauer ohne Wirkung und mit der Tendenz zur Abhängigkeit. Einige wenige Hersteller verfielen in eine Scheinträgheit und arbeiteten weder kunden- noch marktorientiert. Wimmer: „Diese Unternehmen mussten auch ein massives Minus verzeichnen, während andere aktiv wurden, ihr Leistungsspektrum erweiterten und neue Dienstleistungen angeboten haben.“
Die familiengeführten Partnerbetriebe von SERVICE&MORE sind größtenteils kleinere Firmen, die rasch und flexibel auf neue Situationen reagieren können. Kein einziger davon hat noch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die meisten arbeiten extrem innovativ und haben Transformationsprozesse gestartet, um zukunftsfit zu sein und zu bleiben. Wimmer: „Diese Partnerbetriebe sind händeringend auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Hier entsteht gerade ein Vakuum, denn viele Menschen, die noch einen Job haben, wiegen sich aufgrund der Kurzarbeit in falscher Sicherheit. Statt sich umzuorientieren, warten sie ab. Das wird auf die Dauer aber nicht gut gehen!“ Vielmehr sollte Kurzarbeit dynamisch sein, nicht fixieren und die Sicherheit beim Jobwechsel unterstützen.
Positive Entwicklungen nur mit neuen Wegen
Dynamik zeigten auch die Betriebe der GARANT Austria und der WOHNUNION: Umgehend wurden Präsenztermine während des Lockdowns durch Online-Beratungen ersetzt, so manches bereits vorhandene digitale Tool, wie beispielsweise das Virtual Shelf eVA 5.0, wurden und werden verstärkt genutzt. Auch intern setzt man bei SERVICE&MORE auf einen Mix aus Präsenz-Seminaren und Online-Schulungen. Berechnet man die erzwungene Schließung im Frühjahr mit ein, so schließt das Jahr 2020 nahtlos an das Rekordjahr 2019 an. Wimmer hat eine abschließende positive Botschaft: „Jeder Einzelne von uns und jedes Unternehmen lernt jetzt, was gut ist und was nicht. Es ist wichtig Neues zuzulassen, Erfahrungen zu sammeln und für die Zukunft daraus zu lernen.“
Quelle: ikp
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Über SERVICE&MORE, GARANT Austria und WOHNUNION
Als professioneller Dienstleister im Einrichtungssektor bietet SERVICE&MORE mittelständischen Unternehmen alles, was sie brauchen, um im Zeitalter der Großflächenanbieter erfolgreich bestehen zu können. Die betreuten Verbände GARANT Austria und WOHNUNION sind mit 296 Mitgliedern die größten Einkaufs- und Dienstleistungsorganisationen für KMUs der österreichischen Einrichtungsbranche. Der gemeinsame Verkaufsumsatz beträgt EUR 469 Mio. Das entspricht ca. 10 % des Gesamtmarktes. Insgesamt beschäftigen die Betriebe ca. 3.400 Mitarbeiter, verlegen 535.000 m2 Parkettboden und verkaufen und montieren rund 6.420 Küchen pro Jahr.