Impfen ist eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen überhaupt. Dennoch wird gerade diese von der Bevölkerung noch nicht so genützt, wie es sinnvoll und wichtig wäre, um viele Krankheiten zurückzudrängen oder sogar auszurotten. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller / kurz ÖVIH, möchte daher das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Impfungen schärfen und den Zugang zu bestehenden und neuen Impfstoffen ausbauen. Dafür braucht es aber auch die Unterstützung der Politik und dem öffentlichen Gesundheitswesen. Aus Sicht des ÖVIH dringend notwendig sind eine einheitliche Erfassung der Durchimpfungsraten, ein elektronischer Impfpass und eine vermehrte Aufklärung der Bevölkerung durch die öffentliche Hand und Maßnahmen, um die Durchimpfungsraten zu erhöhen.
Zahlen auf den Tisch
Bei vielen Impfungen existieren in Österreich keine Zahlen darüber, wie viele Menschen sie tatsächlich in Anspruch nehmen. Das ist deshalb so, weil es für die Erfassung keine klare Zuständigkeit gibt. Zu manchen Impfungen gibt es Schätzungen, bei anderen Hochrechnungen aufgrund von Bundesländerdaten. Bei der Influenza errechnet der Verband jährlich die maximal möglichen Durchimpfungsraten aufgrund der Anzahl abgegebener Impfstoff-Dosen. Aber auch bei anderen Krankheiten wie bei Masern oder Pneumokokken-Infektionen gibt es – vor allem bei Erwachsenen – Impflücken und niedrige Durchimpfungsraten. „Wichtig wäre, dass wir von einheitlichen Zahlen ausgehen, um später auch nachvollziehen zu können, welche Aufklärungsmaßnahmen wie gut gewirkt haben. Wir brauchen daher eine einheitliche Erfassung der Durchimpfungsraten!“, sagt Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller. Dies könnte zum Beispiel durch die Einführung eines elektronischen Impfpasses für alle ÖsterreicherInnen einfach erreicht werden.
Aufklärung aus glaubwürdiger Quelle
Gerade beim Thema Impfen kursieren viele Gerüchte und Mythen. Oft fehlt auch das Wissen darüber, welche Impfungen für wen notwendig und sinnvoll wären. Aufklärung ist nötig. „Wirksam ist sie jedoch nur dann, wenn sie aus glaubwürdiger Quelle stammt.“, erklärt Mag. Bernhard Prager, Generalsekretär des ÖVIH. „Als Verband der Impfstoffhersteller wünschen wir uns hier mehr Engagement der öffentlichen Hand.“. Bisher sei das Gesundheitsministerium nur in einzelnen Fällen – wie zum Beispiel beim Thema Masern – aktiv geworden. Notwendig sei, dies bei allen wichtigen impfpräventablen Erkrankungen zu tun, so der Generalsekretär. Aber auch die Denkweise müsse sich ändern. Impfen sei nicht nur eine Sache für Kinder, sondern auch für Erwachsene – und zwar ein Leben lang. Im Einklang mit seinem Dachverband „Vaccines Europe“ möchte der ÖVIH daher verstärkt auch Erwachsene – und hier speziell ältere Menschen – auf die heutzutage vorhandenen Schutzmöglichkeiten durch Impfung aufmerksam machen. Breit eingesetzte Impfstrategien und unterstützte Impfprogramme und Kampagnen können nicht nur Infektionen vermeiden, sondern sparen dem Gesundheitssystem Kosten durch Spitalsaufenthalte, Rehabilitation und andere Folgekosten der Erkrankungen.
Durchimpfungsraten erhöhen
Ziel muss es sein, die Durchimpfungsraten bei allen wichtigen Impfungen zu steigern. Dazu dient unter anderem die Aufklärung über Nutzen und Risiken. Flankierend könnten aus Sicht des ÖVIH aber noch weitere Maßnahmen getroffen werden, meint auch Mag.a Sigrid Haslinger, die Vizepräsidentin des ÖVIH. „Die Wichtigste ist aus meiner Sicht, ein niederschwelliger Zugang zu Impfungen. Dazu gehören unter anderem die Kostenübernahme durch die öffentliche Hand auch für Impfungen, die nicht im Gratis-Kinderimpfprogramm sind. Oder die Honorierung von ärztlichen Aufklärungsgesprächen.“ Laut WHO sollte ja schließlich jedes Arztgespräch dazu dienen, den Impfstatus auf den aktuellen Stand zu bringen. Honoriert wird das dem Arzt bisher allerdings nicht. Zusätzlich könnten auch den Apotheken mehr Kompetenzen übertragen werden.
Ein weiterer Wunsch des Vorstandes des ÖVIH an die neue Regierung: Die Schulimpfungen besser organisieren. Derzeit spielen hier mehrere Teilnehmer auf Bund, Land und Gemeinde eine Rolle. Die Zuständigkeit auf der Ebene des Bundes liegt gleich bei zwei Ministerien. Eine Vereinfachung in der Zuständigkeit für alle Schulen könnte helfen, allen Altersgruppen zum richtigen Zeitpunkt die entsprechenden Impfungen inklusive Aufklärung von Eltern und Schülern breit und einheitlich anzubieten.
Ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Maßnahmen zur Erhöhung der Durchimpfungsraten beim Gesundheitspersonal. Immer noch kommt es vor, dass Ärzte oder Pflegepersonal Patienten anstecken, weil das Personal nicht ausreichend z.B. gegen Masern oder Influenza geimpft ist. Für besonders vulnerable Patientengruppen kann dies sehr gefährlich sein und sogar bis zum Tod führen. Der ÖVIH appelliert daher an die neue Regierung, hier Schritte zum Schutz dieser besonders schützenswerten Personen zu setzen.
Teilnahme an EU-Programm
Auf EU-Ebene gibt es übrigens seit kurzem ein neues Programm, die sogenannte „Joint Action of Vaccination“. Die Initiative bringt EU-Gesundheitspolitiker und die Impfstoffhersteller an einen Tisch, um gemeinsam für ausreichende Impfstoffversorgung zu sorgen und Aktionen zu setzen, die die Durchimpfungsraten erhöhen können. Das Programm soll von 2018-2020 laufen. Dabei geht es unter anderem um besseres Monitoring von Krankheits- und Ausbreitungsmustern und das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Impfungen. Außerdem sollen jene Menschen forciert angesprochen werden, die Vorbehalte gegen Impfungen haben. Ergänzend geht es in diesem Programm um ein nachhaltiges Angebots- und Nachfragemanagement von Impfstoffen sowie um das Thema Innovation. Österreich nimmt derzeit nicht teil. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller fordert den zukünftigen Gesundheitsminister daher dringend auf, dies nachzuholen.
„Wir sind überzeugt, dass durch die Umsetzung dieser Vorschläge, die Gesundheit der Österreicher nachhaltig verbessert werden kann und hoffen, dass wir sie bald mit der neuen Regierung besprechen können!“, so der Vorstand des ÖVIH.
Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang auch diese ÖVIH-Artikel bei uns;
www.oevih.at