Ossy Kolmann (rechts) mit Maxi Böhm. Zwei wahre Granden des Österreichischen Humors. Foto: ORF

Er betrat die Bühne und das Publikum lachte! Bevor er überhaupt noch einen Satz gesprochen hatte, waren die Zuschauer bereits von ihm hellauf begeistert – und das hinauf bis zur 4. Galerie. Seine Mimik bestach voller Charme und Witz und selbst im „hohen Alter“ war das schier unvergleichliche Mienenspiel noch von einer spitzbübischen Leichtigkeit gezeichnet, dass es eine wahre Freude war, diesen echten Ausnahmekönner österreichischer Schauspielkunst live erleben zu dürfen.

Oswald, den alle Welt stets „nur“ Ossy rief, Kolmann wurde vor 95 Jahren, am 10. Jänner 1928 in Wien geboren. Er erlernte den Beruf eines Fernmeldetechnikers, nahm jedoch bereits ab dem 20. Lebensjahr Schauspielunterricht. Später führten ihn Gastspielreisen ins benachbarte Deutschland und in die Schweiz. Niemand Geringerer als Karl Farkas erkannte sehr bald schon sein Talent und engagierte Ossy Kolmann 1958 kurzerhand ins Wiener Kabarett Simpl. Man sprach es kaum aus, aber die „Farkas´sche Schule“ prägte. Der Altmeister des Wiener Kabaretts, der seinerseits wiederum vom unvergessenen Fritz Grünbaum das Humor-Handwerk ge- und erlernt hatte, war streng, aber gerecht. Wenn sich Karl Farkas um einen jungen Kollegen annahm, dann meist so, dass dieser in seinem Metier reüssierte. Ossy Kolmann zählte zu solch einem Schüler, der als Schauspieler, Komiker und Kabarettist Karriere machen sollte.

Aus dem Leben eines Komikers. Ossy Kolmann schauspielend vor der Kamera. Foto: ORF

Über diese „Lehr-Jahre“ im Simpl plauderte Ossy Kolmann Jahre später aus dem Nähkästchen, dass diese für ihn natürlich keine „Leer-Jahre“ waren. Kolmann dachte dabei an Farkas und berichtete, dass dieser, wenn er sah, dass jemand kein Talent besaß, diesen einfach links liegen ließ. Es gab kein „gut“ oder „schlecht“ bei Karl Farkas, es galt „nur“, Talent mitzubringen. Er, Kolmann, schien eines gehabt zu haben, denn vom großen österreichischen Kabarettisten lernte er eine ganze Menge. Es war überhaupt eine Zeit, in der Peter Alexander, Alfred Böhm, Maxi Böhm, Heinz Conrads, Fritz Eckhardt, Karl Farkas, Waltraut Haas, Paul Hörbiger, Cissy Kraner, Helmut Lohner, Josef Meinrad, Hans Moser, Fritz Muliar, Susi Nicoletti, Elfriede Ott, Helmut Qualtinger, Otto Schenk, Marianne Schönauer, Ernst Waldbrunn, Paula Wessely, Gusti Wolf – um nur einige zu nennen – auf der Bühne gestanden sind. Diese Größen des Österreichischen Schauspiels und Kabaretts prägten die Szenerie hierzulande. Und er war dabei und er war einer von ihnen – Ossy Kolmann.

So kannte ihn sein zahlreiches Publikum vom Kabarett, vom Theater und später aus dem Fernsehen. Seine letzte große Rolle hatte er im „Lotto-Studio Straub“, an das man sich heute noch, über 30 Jahre später, nur allzu gerne zurück erinnert. Viele Zuschauer und Bewunderer sprachen ihn auf der Straße an, ob er denn nicht für sie die „6 RichtigenLotto-Zahlen wüsste, die man dann natürlich gerne tippen würde.

Die Unterschrift war stets begehrt und für sein zahlreiches Publikum nahm sich der sonst privat zurückgezogene Schauspieler immer gerne Zeit.

Nun, er wusste sie nicht, denn wenn er sie gewusst hätte, hätte er den Oskar Straub vom Lotto-Studio nicht mehr spielen müssen, so lautete ein Zitat von ihm. Ossy Kolmann meinte auch über sich selbst – sehr pointiert versteht sich – dass er nicht schön sei und bereits sehr frühzeitig ein verlebtes Gesicht aufzuweisen hatte. Aber war es nicht genau das, was sein Publikum so sehr an ihm liebte? Und seine Ehrlichkeit, die man ihm trotz allen Schabernacks und Blödeleinen abnahm. Genau das machte ihn sehr bald schon zu einem wahren Publikums-Liebling.

Kabarettist, Theaterschauspieler, Sänger, all das beherrschte er über viele Jahre hindurch aus dem Effeff. Nach Gastspielen am Opernhaus in Hamburg und im Theater an der Wien, glänzte er als Nestroy- und Raimund-Darsteller, er spielte am Volkstheater, am Raimundtheater und war ab 1973 Mitglied des Volksopernensembles, wo er beinahe das gesamte Operettenrepertoire seines Faches abdeckte. Ab 1993 trat er im Theater In der Josefstadt auf, das ihn 1998 zum Ehrenmitglied ernannte. Auch wirkte er in seiner gesamten Laufbahn in weit über 1.000 Fernsehproduktionen – bestehend aus „Bilanz des Monats“, „Hallo, Hotel Sacher … Portier!“, „Lotto-Studio Straub“, „Tohuwabohu“ und noch viele andere mehr – mit. Auch als „Herr Montag“ in der nicht mehr ausgestrahlten Radio-Sendung „Autofahrer unterwegs“ verbuchte er mit seinen Autofahrer-Spitzfindigkeiten unzählige Lacher auf seiner Seite.

Seine letzte große Rolle verkörperte Ossy Kolmann im „Lotto-Studio“ als Oskar Straub. Mit den Worten „Lotto – Alles ist möglich“ ging er in die Geschichte ein. Foto: ORF

1975 wurde er mit der „Goldenen Kamera“, der Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold im Jahre 1984 und dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse 1999 ausgezeichnet.

2003 erfolgte sein letzter großer Auftritt in der Öffentlichkeit anlässlich der Verleihung des Titels „Kammerschauspieler“. Und so bescheiden und zurückgezogen er privat stets war, so waren auch seine rührenden Worte des Dankes anlässlich dieser Verleihung. Ossy Kolmann war ein Mann der Bühne, aber nicht der „Bühnchen“. Auftritte im öffentlichen Licht anlässlich irgendwelcher Veranstaltungen mied er meist. Wenn man jedoch Glück hatte, sah man ihn am Sonntag Vormittag mit seinem Dackel hinauf auf den Wiener Kahlenberg spazieren.

Gezeichnet von schwerer Krankheit verbrachte er mit seiner Gattin die letzten Lebensjahre aus der Öffentlichkeit komplett zurückgezogen in Wien-Döbling.

Oswald „Ossy“ Kolmann verstarb am 18. Juli 2016 88-jährig in Wien.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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