„Versuche der Apothekerkammer, sich bei der Corona-Schutzimpfung in den Vordergrund zu spielen, sind populistisch und reiner Aktionismus!“, kommentiert Dr. Christoph Reisner, MSc, Präsident der NÖ Ärztekammer, den neuerlichen Vorstoß der Apothekerkammer, impfen zu wollen. „Es gibt in Niederösterreich ein dichtes Netz an Impfordinationen, Impfstraßen und Impfzentren. Dort könnten sehr viel mehr Menschen von Ärztinnen und Ärzten sowie medizinisch geschultem Personal unter ärztlicher Aufsicht geimpft werden, als Impfstoff zur Verfügung steht. Zusätzlich erhalten die Menschen in diesen Einrichtungen ärztliche Aufklärung, ärztliche Nachbetreuung und in Notfällen unverzügliche ärztliche Therapie. Weitere Räumlichkeiten, in denen ausschließlich Laien vor Ort sind, die ohne entsprechende Ausbildung lediglich den Impfstich setzen können, brauchen wir definitiv nicht. Dies würde die Patientensicherheit in höchstem Maße gefährden. Pädagogen oder IT-Techniker kommen auch nicht auf die Idee, Impfungen verabreichen zu wollen, nur weil sie wie Apotheker einen Universitätsabschluss haben.“, ergänzt Reisner.
Impfen ist mehr als nur ein Stich: Aufklärung, ärztliche Beobachtung und rasches Handeln nach möglichen Impfreaktionen sind mindestens genauso wichtig
Auch wenn es für manche Laien so aussieht, als wäre das Impfen mit dem Setzen des Stiches erledigt, so sollte doch gerade die Apothekerkammer wissen, dass die ärztliche Aufklärung vor der Impfung und vor allem das unverzügliche Handeln nach einer möglichen schweren Impfreaktion lebensrettend sein können. MR Dr. Dietmar Baumgartner, Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, meint dazu: „In Niederösterreich hatten wir bereits einen Fall des zwar seltenen, aber lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks nach einer Corona-Schutzimpfung. Nur aufgrund der sofort gesetzten Maßnahmen der Ärztin konnte die betroffene Person gerettet werden. Auch sonst wissen wir von Impfärztinnen und –ärzten, dass schon mehrere Impfreaktionen aufgetreten sind, die einer akutmedizinischen Intervention bedurft haben. Apotheker oder sonstige Laien dürfen allerdings keine Medikamente verabreichen.“ Apothekerinnen und Apotheker würden sich selbst, aber auch die Impflinge in eine nicht beherrschbare Situation bringen, indem sie trotz statistisch auftretender schwerer Impfreaktionen ohne (notfall-)medizinische Ausbildung Impfungen anbieten möchten.
Ob der Vorstoß der Apothekerkammer mit den Apothekerinnen und Apothekern wirklich abgestimmt ist und diese die Linie ihrer Kammerführung unterstützen, also auch in Notfällen bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen, muss daher massiv angezweifelt werden.
Quelle: Ärztekammer für Niederösterreich
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