Ausstellung "Spionage! 39 Fälle". Foto: Theo Kust
Ausstellung „Spionage! 39 Fälle“. Foto: Theo Kust

Spionage! 39 Fälle ist die erste Ausstellung in Österreich, die sich dem Thema in dieser Breite widmet. Das ist umso erstaunlicher, da Österreich bis heute als Drehscheibe internationaler Geheimdienste gilt. Die Ausstellung blickt weit zurück und spannt den Bogen von Kundschaftern der Römerzeit bis zum Whistleblower Edward Snowden.

Zu sehen sind hochkarätige Leihgaben aus den Niederlanden, Deutschland, Russland, Großbritannien und Tschechien sowie aus heimischen Sammlungen. Junge und jung gebliebene Gäste können ihre Begabung zur Agentin oder zum Agenten in einer Spionage-Akademie mit zahlreichen interaktiven Stationen erproben. Die Ausstellung „Spionage! 39 Fälle“ ist seit 6. September 2019 bis 19. Jänner 2020 im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich zu sehen.

Die Idee zu dieser Ausstellung hat mit einer goldenen Taschenuhr zu tun, die sich in unserem Museum befindet“, erklärt Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte im Museum Niederösterreich. „Das besondere an ihr: Sie gehörte Oberst Alfred Redl, einem der berühmtesten Spione des 20. Jahrhunderts. Die ganze Redl-Affäre verdichtet sich wie magisch in diesem einen Objekt. Und die Magie des besonderen Objekts haben wir zum Prinzip der Ausstellung gemacht.“

Spionage-Foto: Theo Kust
Spionage-Foto: Theo Kust

Und so gingen Rapp und das wissenschaftliche Team des Hauses daran, weitere einzigartige Stücke aus nationalen und internationalen Sammlungen zusammenzustellen: Zum Beispiel eine Brosche der geheimnisvolle Tänzerin Mata Hari, die Aktenmappe des Staatskanzlers Metternich, Requisiten eines James Bond-Films oder das Wrackteil eines US-Spionageflugzeuges, das 1960 über der Sowjetunion abgeschossen wurde und für schwere Verstimmung zwischen den Supermächten gesorgt hat.

Mit manchen Objekten zeigen wir, wie eine Politik der Angst und Paranoia zur Verfolgung der eigenen Bevölkerung führen kann.“, ergänzt Rapp. Dafür stehen zum Beispiel Geruchsproben aus der DDR, die die Stasi von politisch verdächtigen Personen anlegte und ein Verhörstuhl für politische Häftlinge aus einem ČSSR-Gefängnis. „In ihren oft fragwürdigen Methoden blieben sich Geheimdienste in Ost und West nichts schuldig.“, betont Rapp. Und warum gerade 39 Fälle? „Die Zahl haben wir einem Spionagefilmklassiker von Alfred Hitchcock mit dem Titel ‚Die 39 Stufen‘ entnommen.“

„Die Exponate und ihre Geschichten hat Architekt Checo Sterneck in der Atmosphäre einer Schatzkammer eindrucksvoll inszeniert.“, bietet Matthias Pacher, Geschäftsführer des Museums Niederösterreich erste Einblicke. „In einer Spionage-Akademie, für die man einen eigenen Ausweis erhält, lernt man zum Beispiel das Verschlüsseln geheimer Botschaften und kann seine Wendigkeit in einem Geschicklichkeitsparcours unter Beweis stellen. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es im Museum Niederösterreich ein Forschungs- und Kreativprogramm für Familien und von 5. bis 8. November 2019 das Wissensfestival ‚Abenteuer Wissen‘ für Schulklassen.“, so Pacher.

Karl Erwin Lichtenecker und die Agententätigkeiten für die ČSSR. Objekte: Bericht über die außenpolitische Lage, Kristallluster, um 1965. Foto: Theo Kust
Karl Erwin Lichtenecker und die Agententätigkeiten für die ČSSR. Objekte: Bericht über die außenpolitische Lage, Kristallluster, um 1965. Foto: Theo Kust

Spionage im Museum Niederösterreich

„Das Land Niederösterreich gedenkt mit einer Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen der Öffnung des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren, die Niederösterreich vom Rande in das Herzen Europas gerückt hat.“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner anlässlich der Eröffnung.

„Freiheit, Demokratie und ein funktionierender Rechtsstaat waren und sind keine Selbstverständlichkeit. Das zeigt auch die aktuelle Sonderausstellung gut. Ich bin sehr stolz, dass so viele internationale und hochkarätige Leihgaben den Weg nach St. Pölten gefunden haben und kann den Besuch der Ausstellung nur empfehlen.“, so die Landeshauptfrau weiter.

„Ab 1955 war es in Niederösterreich vor allem das ausgedehnte Grenzgebiet zur kommunistischen ČSSR, das am meisten betroffen war.“, erzählte der 1948 in Scheibbs geborene Historiker und Geheimdienst-Experte Siegfried Beer. „Einerseits war es das wirtschaftlich fehlende Hinterland; andererseits die scheinbare Undurchdringbarkeit, die allerdings durch Flüchtlinge immer wieder getestet wurde. Es war gerade für die Bewohner der Grenzbezirke eine emotional belastete Zeit, denn man lebte in einem ideologisch umkämpften Gebiet. Gegenseitiges Ausspionieren war das Eine; Angst das Andere.“, so Beer.

Spionage-Foto: Theo Kust
Spionage-Foto: Theo Kust

„Rund 10 Fälle befassen sich mit dem Kalten Krieg. Die Ausstellung spannt aber mit hochkarätigen Objekten den historischen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart.“, ergänzte Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter vom Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich. „Dabei war es uns neben der chronologischen Entwicklung mit hochkarätigen Objekten auch wichtig, gesellschaftspolitische Fragen zu stellen.“, so Rapp.

Die Ausstellung „Spionage! 39 Fälle“ erzählt Geschichten von Offizieren, Tänzerinnen, Agentinnen und Spionen, die als Verräter oder Helden in die Geschichte eingingen. Der historische Bogen spannt sich dabei von römischen Kundschaftern über die erste Computerspionage bis hin zum Fall Edward Snowden.

„Spionage! 39 Fälle“ findet parallel zur Ausstellung „Meine Jugend – Deine Jugend: Eine Generation schreibt Geschichte“ statt. Beide Sonderausstellungen sind noch bis zum 19. Jänner 2020 zu sehen; von Dienstag bis Sonntag und feiertags jeweils von 9 bis 17 Uhr im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich im Kulturbezirk St. Pölten.

Quelle: Müller / Museum NÖ

www.museumnoe.at

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