Der junge Robert Dienst im Dress des Floridsdorfer AC am Beginn seiner großartigen Fußballer-Laufbahn. Foto: © oepb

Bereits in grauer Vorzeit des Fußballsports in Österreich wurden die Spieler des SK RAPID Wien gerne als „Die Hütteldorfer Kanoniere tituliert. Dies kam daher, da die Spielweise RAPIDs ähnlich dem englischen Begriff „Kick and Rush“ angelegt war, also auf den Platz hinauszugehen, den Ball von hinten heraus weit in die Hälfte des Gegners zu spielen, bedingungslos anzugreifen, zu stürmen und zu schießen, quasi ohne Rücksicht auf Verluste.

Diese Art und Weise des Fußballspielens brachte RAPID von Anbeginn an – seit der Saison 1911/12 wird in Österreich Meisterschaft gespielt – die ersten Erfolge ein. Ganz anders die fußballerische Auslegung beispielsweise bei den Amateuren den Vorläufern des FK Austria Wien, die ein gepflegtes Fußballspiel zelebrierten und ihre Anhänger gerne mit trickreichem Gekicke verwöhnten. Und dies versuchsweise auch heute noch tun.

Das „schöne Spiel“ war zwar hübsch anzusehen, die sportlichen Erfolge waren allerdings vermehrt bei „kick and rush“ gegeben und so hießen eben die Hütteldorfer Bomber von einst Richard „Rigo“ Kuthan, Josef „Pepi“ Uridil, Franz „Bimbo“ Binder und Jahrzehnte später eben Johann „Hans“ Krankl, der aufgrund seiner überaus erfolgreichen Saison 1978/79 in Spanien beim FC Barcelona zum Goleador mutierte. Doch halt, haben wir da nicht einen vergessen? Ja, richtig – ROBERT DIENST!

Karriere-Beginn im Überschwemmungsgebiet

Robert Dienst wurde am 1. März 1928 in Wien geboren. Wie so viele Buben seiner Zeit wollte auch er in jeder freien Minute Fußball spielen. Und da die Familie Dienst in Floridsdorf – wie übrigens auch der große Ernst Ocwirk der beim FK Austria Wien reüssierte – beheimatet war, heuerte der 14-jährige Robert, der unweit des damaligen FAC-Platzes in der Moltkegasse – heutige Dunantgasse – wohnte, 1942 beim Floridsdorfer Athletiksport Club / kurz FAC an.

Dreifacher Torschütze Robert Dienst (links) in typischer Torschuss-Haltung. Der Wiener AC-Verteidiger hat keine Chance. Aus WAC gegen RAPID, 2 : 7, vom 10. Februar 1952. Foto: © oepb

Dies gelang jedoch erst über Umwege. Bereits als Kind kickte „Klein-Robert“ voller Leidenschaft auf den Trocken- und Feuchtflächen-Wiesen des Inundationsgebietes der Donau und wollte 1941 zur Admira gehen. Der SK Admira Wien, damals noch im Wiener Stadtteil Jedlesee, gehörend zu Floridsdorf, zu Hause – die Fusion mit dem SC Wacker Wien aus Meidling zu Admira/Wacker ging erst 1971 vonstatten – war in jenen Jahren ein österreichisches Aushängeschild in Sachen Fußballsport. Doch Admira-Trainer Josef Haist schickte den Knaben, der ihm als zu schmächtig erschien, wieder weg. Dies ist insofern bemerkenswert, da es Robert Dienst später mit 84 Kilogramm bei 1,82 Metern Körpergröße zu einem fußballerischen „Bröckerl“ und wahren Brecher im Sturm schaffte.

Der Trick mit der Blechdose

Als ich als kleiner Bub um die Milch gegangen bin, habe ich ihn schon probiert. Mit einem Stein oder mit einer Blechdose.“, so Robert Dienst zu seinen fußballerischen Anfängen. Der Weg zur Milchfrau in Wien-Floridsdorf konnte für ihn nie langweilig werden, denn irgendetwas zum Kicken fand sich immer, um unterwegs den sogenannten „Eisenbahner“ zu üben. Jener Trick nämlich, einfach über den Ball zu steigen, beim Zurückschwingen des Fußes einen Fersler anzutäuschen und statt des Rückpasses den Ball geradeaus – weiter bis zur Milchfrau hin – zu kicken. Ein im Laufe der Zeit perfektionierter Trick, der ihm später noch zugute kommen sollte.

Gassenmannschaft fordert FAC´ler

Robert Dienst, der bereits als „Gschropp“ nicht auf den Mund gefallen war, führte die Gassenmannschaft „FC Moltkegasse an. Sein Team war derart gut, dass ihnen keine andere Gassen-Truppe des Bezirks Paroli bieten konnte. Also musste ein Vergleichskampf mit dem Platzhirsch FAC her. Und siehe da, die Moltkegasse blieb auf fremden Terrain des FAC-Platzes mit 6 : 0 erfolgreich. Robert schien am Ziel, denn sämtliche „Wilde“ aus der Moltkegasse wurden in den FAC-Nachwuchs integriert. Im Spielerpass von Robert Dienst stand: Beitritt zum FAC am 9. Juni 1942.

Wenn das Wiener Stadtderby anstand, freute man sich auch auf brisante Duelle zweier Protagonisten: Wenn Robert Dienst (links, RAPID) auf den Austria-Stopper Karl Stotz, traf, dann spendete das Publikum spontan Beifall, denn Dienst blieb gegen den brillant agierenden Stotz nicht immer Sieger. Aus RAPID gegen Austria, 3 : 1, vom 9. März 1952. Foto: © oepb

FAC-Debüt mit 15 Jahren

Bereits 1943, Robert Dienst war gerade einmal 15 Jahre alt, kam er in der Kampfmannschaft des FAC zum Zug. „Es war ja Krieg und alle waren eingerückt. Da kamen eben wir Junge dran. Meinen Einstand für den FAC feierte ich am RAPID-Platz mit einem 2 : 2.“ (Anm.: 5. September 1943, Doppelveranstaltung mit der Wiener Austria gegen Wacker Wien, 20.000 Zuschauer auf der Hütteldorfer Pfarrwiese), so Robert Dienst zu seinen Anfängen: „Zu Hans Hofstätter von RAPID, da sah ich auf. Und dachte nicht im Traum daran, dass ich ihm einmal nachfolgen sollte.“

Nach 5 Jahren FAC der Sprung nach Hütteldorf

„Ich war schon beim FAC, als Ernst Ocwirk durch die kriegsbedingte Fusion mit Stadlau samt den Brüdern Franz und Josef Smistik und anderen zu uns kam. Der Ernstl war mein Freund, auch wenn sich unsere Wege – er wurde ja ein großer Violetter – trennten, trafen wir uns später oft beim Heurigen und schwelgten gerne in Erinnerungen. Wir hatten damals viele gute Partien für den FAC gespielt und als der Ernstl 1947 zur Austria ging, wurde ich sein Nachfolger, bis auch ich den FAC verließ.“, so Robert Dienst. Und er fuhr fort: „Es war beim FAC halt immer dasselbe. Wir hatten großartige Fußballer, aber bereits vor mir musste der Verein die besten Kicker, wie Wunderteam-Torhüter Peter Platzer, Josef Stroh, Ernst Ocwirk, später dann Otto Walzhofer bis hin zu Peter Pacult verkaufen, nur um überleben zu können. Ich erinnere mich noch, dass die RAPID damals, 1948, für mich für den FAC 35.000 Schillinge auf den Tisch legte. Für uns, den FAC, war das eine Menge Geld. Ich möchte diese Jahre zu Beginn meiner Laufbahn nicht missen. Wir hatten nach dem Krieg eine große Mannschaft und absolvierten 1946 Tourneen nach Frankreich und Algerien, blieben dort nicht unerfolgreich und kehrten immer wieder mit ein bisserl Geld für die FAC-Klubkasse nach Wien zurück. Karl Durspekt, unser damaliger Trainer und einstiger Frankreich-Profi fädelte diese Reisen ein.“

Die Österreichische Nationalbank hatte den ehemaligen HSV-Platz in der Heiligenstädter Lände erworben und zu einer Sportanlage umgestaltet, die nach jeder Richtung hin als ideal und mustergültig zu bezeichnen war: Fußballfeld, Laufbahn, Kabinen, Klubheim und Publikumsanlage. Zur feierlichen Eröffnung trat am 17. Juli 1954 der SK RAPID Wien an. Robert Dienst (rechts vorne hockend mit Spielwimpel) kickte eine Halbzeit für den einen Arbeitgeber, die Nationalbank, und die andere Halbzeit für RAPID. Endstand 8 : 0 für Grün-Weiß, zweifacher Torschütze Robert Dienst. Foto: © oepb

Der eine kam, der andere ging

Anhand einer Malta-Tournee mit RAPID im Winter 1948/49 trat der junge Robert Dienst mehr und mehr in die Fußstapfen des großen Franz „Bimbo“ Binder. Dieser war bereits als Sektionsleiter aktiv und schnürte nur mehr fallweise die „Packeln“ für Grün-Weiß. Dienst scorte auf dem Insel-Staat in fünf von sieben Spielen nach Belieben und behielt sogleich die Position des Mittelstürmers inne, obwohl er eigentlich der Ersatz für Mittelläufer Leopold „Poldl“ Gernhardt hätte sein sollen.

Tore, Tore, Tore …

Robert Dienst avancierte zur personifizierten Torfabrik. In den Jahren 1948 bis 1961 traf er in 284 Meisterschaftsspielen für RAPID 308 Mal ins Schwarze. Zum Vergleich: Hans Krankl kam im Zuge seiner Laufbahn in den Jahren 1970 bis 1985 auf 350 RAPID-Spiele und erzielte dabei 266 Tore.

Hans Krankl wurde auch mit den Hütteldorfern „nur“ zweimal Meister, wobei er 1982 am letzten Spieltag gesperrt und 1983 zum Finale verletzt gewesen war. Robert Dienst hingegen konnte mit RAPID 1951, 1952, 1954, 1956, 1957 und 1960 den Titel feiern. Man muss Hans Krankl allerdings auch zugutehalten, dass zu seiner Zeit in den 1970er und 1980er Jahren der Fußball anders gespielt wurde, als in der Ära Robert Dienst.

RAPID kam beispielsweise in der Meister-Saison 1950/51 auf 133 Tore in 24 Spielen und 1951/52 in 26 Spielen auf 107 Volltreffer. 1981/82 erzielte RAPID „nurmehr“ 69 Tore in 36 Spielen, im Jahr darauf deren immerhin 72 in 30 Matches. Allerdings: Der seinerzeit wohl für die Unendlichkeit gedachte Torrekord von Robert Dienst wurde von Hans Krankl übertroffen! Dienst erzielte 1950/51 37 Tore in 24 Spielen, Hans Krankl holte 1977/78 mit 41 Toren in 36 Meisterschaftsspielen ebenso die Torjägerkanone nach Hütteldorf-Hacking.

Vergleiche mit Gerd Müller

Robert Dienst hatte, ebenso wie Jahre später der FC Bayern München-Bomber Gerd Müller, nicht den Ruf eines Tricksers, eines Stürmers, der wie beispielsweise die Wiener Sport Club Lichtgestalt Erich Hof mit List und Schmäh die Abwehrreihen der Gegner aus den Angeln hob. Für ihn, Dienst, galt nur eines: Mit Wucht hinein in den Strafraum, Kopfbälle und Schüsse auf des Gegners Tor aus sämtlichen Lagen. Beim geradlinigen Zug aufs Tor passte der „Eisenbahner“ – wie bereits weiter oben beim Trick mit der Blechdose erwähnt – perfekt dazu. Damit gelang es ihm immer wieder, den neben ihm laufenden und attackierenden Gegner zum Stoppen zu bringen, sich selbst wiederum mit blitzschnellem Antritt urplötzlich freie Bahn vor dem gegnerischen Tor zu verschaffen. Für ihn war es die größte Hetz, wenn die legendäre RAPID-Elf jener Jahre um Walter Zeman, Ernst Happel Gerhard Hanappi und den „Körner Buam“ dem Gegner haushoch überlegen war. Dann lief das grün-weiße Werkel wie am Schnürchen.

Österreich schlug die Schweiz im Wiener Praterstadion, damals noch bestehend aus zwei Rängen, mit 4 : 0. So geschehen am 14. April 1957. Im Bild von links: Gerhard Hanappi, Kurt Schmied, Walter Haummer, Hans Buzek, Robert Dienst, Leopold Barschandt, Karl Koller, Otto Walzhofer, Herbert Grohs, Karl Stotz und Franz Swoboda. Foto: © oepb

Karriereende des griechischen Nationalkeepers

Die allergrößte Hetz hatte diese RAPID-Mannschaft anlässlich einer Tournee in Griechenland im Jänner 1952. Nach Siegen über Panathinaikos und AEK Athen, sowie über Olympiakos Piräus war man in Saloniki gewarnt. Robert Dienst erinnerte sich: „Wenn mir RAPID mehr als fünf Tore schießt, so der griechische Teamkeeper, dann höre ich mit dem Fußballsport auf. Es stand 5 : 0 – Stanglpaß vom Körner Robert und ich ferserl den Ball ins Tor. Da hat der Tormann seine Kappn auf d´Erd ghaut und ist auße gangen, 8 : 2 hamma des Match g´wonnen.“

WM-Dritter 1954

Natürlich war Robert Dienst auch ÖFB-Teamspieler. In seiner Ära kam er vom 16. Oktober 1949 bis 13. Oktober 1957 auf 27 A-Länderspiele, anhand dieser ihm 12 Tore gelangen. Gleich zum Debüt ein Treffer bei Österreichs 3 : 4 gegen die Ungarn in Wien, sowie – beinahe – zum Abschied gegen die CSSR, erneut in Wien. Es gelang nicht, da der Dienst-Heber von Keeper Imrich Stacho abgewehrt wurde und so Helmut Senekowitsch zum 2 : 2-Endstand verwerten konnte. Robert Dienst war auch ein wertvoller Teil der erfolgreichen 1954er Mannschaft, die bei der Fußball Weltmeisterschaft in der Schweiz den Dritten Platz belegen konnte.

Karriere-Aus in Schwechat

Der 1. Schwechater Sportclub stieg im Sommer 1960 in die höchste Spielklasse auf. Robert Dienst beendete im Jahr darauf seine Laufbahn bei RAPID und heuerte im Sommer 1961 in der Braustadt vor den Toren Wiens gelegen an. 1961/62 sollte er noch auf Torejagd gehen, ehe er 1962 Sektionsleiter bei Schwechat wurde und seine Fußballer-Laufbahn mit 34 Jahren endgültig beendete. Seine Bilanz: 337 Spiele im Oberhaus, 318 Tore! Dreimal – 1951, 1954 und 1957 – wurde Robert Dienst „Österreichischer Torschützenkönig“.

Einstige heimische Fußballer-Größen – heute würde man wohl Legenden dazu sagen – beim Wiener Heurigen. Von links: Robert Dienst (RAPID), Lukas Aurednik (Austria), Paul Halla (RAPID), sowie Otto “Stopperl” Fodrek (Wiener AC). Foto: © oepb

Berufliches Standbein

Robert Dienst war nie Fußball-Profi gewesen. In der Österreichischen Nationalbank diente er sich im Laufe der Jahre zum leitenden Beamten hoch, ehe er sich pensionieren ließ und in Stockerau das Restaurant und Hotel „Lenaustuben“, gemeinsam mit Gattin Hermine betrieb. Das Paar bekam drei Kinder: Robert jun. (* 1957), Wolfgang (* 1960), sowie Nesthäkchen Monika (* 1967). Das Ehepaar Dienst übernahm 1973 gemeinsam mit der befreundeten Familie Obermeier die „Lenaustuben“, die ihrerseits wiederum seit den frühen 1850er Jahren bestanden und auch heute noch existent sind. Ab dem Jahre 1977 – bis 1994 –  zeichnete das Ehepaar Dienst alleine für die Lenaustuben verantwortlich.

Der Fußball lässt ihn einfach nicht los

Dass Robert Dienst auch nach der aktiven Laufbahn mit dem Fußballvirus infiziert war, bewies er, als er Trainer wurde. Hier hießen seine Stationen: Fünf Jahre in Schwechat, zwei Jahre Sektionsleiter bei RAPID, ein Jahr Kurzgastspiel beim FAC. Zwei Jahre in Tulln. Ein halbes Jahr Trainer bei der Wiener Austria, deren sieben in Stockerau, sowie sechs Jahre beim Kremser SC. Dass er auch als Trainer erfolgreich sein konnte, stellte er mehrmals unter Beweis. Schwechat blieb während seiner Laufbahn im Oberhaus, aus dem SC Tulln formte er ein solides Team in der 1. NÖ-Landesliga, das stets Aufstiegsambitionen hegte, mit den Stockerauern stieg er in die 2. Division auf und beim Kremser SC, mit dem er ebenso in die 2. Liga aufstieg, schuf Dienst das Fundament des späteren ÖFB-Cupsiegers von 1988. Er legte dabei stets Wert auf Talente und junge, hungrige Spieler. Sein Credo zum Thema Fußball in Österreich im November 1973 lautete: „Ich würde ausgediente Fußballer schulen und sie dann zu den ganz kleinen Klubs schicken, die sich einen Jugendtrainer nicht leisten können. Aber ebenso wichtig wäre, dass die Übertrittszeit geändert wird. Im Herbst sollte ein Transfer jederzeit möglich sein. Und was die Ausländer-Regel anlangt, so halte ich nichts davon, denn wer gut ist, der kommt nicht nach Österreich.“

Ein Erz-Grüner bei der Austria

Es ging ein Aufschrei durch das violette Lager, als es im Sommer 1974 plötzlich hieß, dass Robert Dienst, Ur-RAPIDler vom Scheitel bis zur Sohle, Austria-Trainer werden sollte. Den gewünschten Max Merkel bekamen die Austrianer nicht, wenngleich der „Peitschenknaller“ den Violetten im Wort war. Josef „Sepp“ Pecanka, 1973/74 Cup-Sieger mit dem FAK, wurde für 1974/75 als Coach des violetten „Unter 21-Teams“ präsentiert und Robert Dienst zog tatsächlich den violetten adidas-Trainingsanzug an. Der damals 46-jährige Dienst nahm diese Herausforderung überaus ernst und wollte den violetten Kader verjüngen. Sehr zum Leidwesen des getreuen Austria-Anhangs, denn für Ernst „Dralle“ Fiala, 34-jährig, war es nun schwierig geworden, über die Saison hinaus zu planen. Dienst setzte zwar im Herbst 1974 noch auf seinen Spielmacher, ab dem Frühjahr 1975 plante er jedoch nicht mehr mit dem violetten Urgestein. Und auch der violette Goalgetter Helmut Köglberger trieb dem einstigen RAPID-Kanonier oftmals die Zornesröte ins Gesicht, da dieser teilweise stümperhaft die besten Einschussmöglichkeiten vergab. Im Dezember 1974 stimme Dienst daher einem Tausch zu. Köglberger nach Linz zum LASK zurück, im Gegenzug stieß Kurt Leitner zur Austria. Nach einem dritten Platz beim Wiener Stadthallen-Fußballturnier 1974/75 betrieb Robert Dienst Anfang Jänner 1975 „Mea culpa“. Er nahm es auf seine Kappe, dass die Austria gerade auswärts im Herbst nicht in die Gänge kam, beide Derbys gegen RAPID (1 : 3 und 0 : 2) verlor, im Europacup in Runde 2 gegen Real Madrid ausschied (0 : 3 und 2 : 2) und der Verein weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Es sollte dies der letzte Schachzug von Dienst beim FAK gewesen sein, denn kurz darauf avancierte auch er zur violetten Geschichte – wie übrigens auch Jahre später im Herbst 1988 August „Gustl“ Starek, der detto Grün-Weißer war, bei der Austria als Trainer nicht landen konnte und hinauskomplimentiert wurde – und Josef „Pepi“ Argauer betreute von nun an die launische Prater-Diva.

SV Stockerau und Kremser SC

Nach dem Kurzgastspiel beim FAK kehrte Robert Dienst wieder zu „seinen“ Stockerauern zurück. 1973/74 führte er dieses Team zum Meistertitel in der Regionalliga Ost – mit 10 Punkten Vorsprung auf den Verfolger 1. Wiener Neustädter SC. Ab 1975 war Dienst erneut in der „Alten Au“ tätig und sorgte dafür, dass der SV Stockerau immer im vorderen Tabellendrittel anzutreffen war. Nach insgesamt sieben Jahren war für ihn Schluss und er suchte ein neues Betätigungsfeld, welches er beim Kremer SC auch vorfand. Bereits im Sommer 1981 suchte KSC-Obmann Ing. Erich Hartmann den Kontakt zu Dienst. Dieser, der der Tätigkeit des aktuellen Trainers Rudolf Szanwald nicht vorgreifen wollte, meinte dazu nur: „Was sagt denn der Herr Baumeister dazu?“ Nun, Sepp Doll verlangte von Robert Dienst einzig und allein genauso viel Leistung und Einsatz für den Kremser SC, wie eben seinerzeit als RAPID-Spieler gegen diesen Verein. Und als es mit den Kremsern im Herbst 1981 sportlich nicht so recht laufen sollte, beerbte Dienst tatsächlich Szanwald.

Dienst formte in seiner letzten Trainer-Stadion eine Mannschaft, die weit über die Grenzen der Wachau hinaus bekannt werden sollte. Der Kremser SC war plötzlich in aller Munde, spielte einen ansehnlich erfolgreichen Fußball und klopfte vehement auch an die Türe der 2. Division an. 1983 war dann für den KSC ein Erfolgsjahr. Die Kremser schafften nicht nur den Bundesliga-Aufstieg in die zweithöchste österreichische Spielklasse in souveräner Manier, auch im Herbst dieses Jahres blieb man erfolgreich und etablierte sich Zug um Zug in der neuen Liga. Robert Dienst leistete ganze Arbeit. Sein „namenloses“ Team hatte mit dem Abstieg nie etwas zu tun und man hegte in der Wachau sogar leise Töne in Richtung 1. Division.

Im Herbst 1986, der Kremser SC lag in der 2. Liga an 5. Stelle, übergab Robert Dienst das Trainer-Zepter an seinen jungen Kollegen Ernst Weber. Dieser setzte die erfolgreich begonnene Aufbauarbeit von Dienst nahtlos fort und führte den Verein 1988 sogar zum ÖFB-Cupsieg über Ernst Hasppels FC Tirol. Johann Kondert gelang dann im Sommer 1989 sogar der Bundesliga-Aufstieg mit dem KSC.

In Memoriam Robert Dienst

Am 13. Juni 2000, verstarb Robert Dienst 72-jährig nach einem Herzinfarkt. Was blieb von ihm, was erinnert noch an ihn? Nun, die „Lenaustuben“ zu Stockerau gibt es heute noch. Diese sind inzwischen ein griechisches Spezialitäten-Restaurant. „Späte Rache“, weil Dienst Jahrzehnte zuvor die Karriere des griechischen Nationaltorhüters beendete? Wohl kaum. Sein zweitgeborener Sohn, Wolfgang, betrieb samt Gattin viele Jahre eine adrette Pizzeria namens Peppino in Stockerau. Darin fand sich auch jahrelang eine nette RAPID-Ecke, in der sich gerne Alfred Körner mit Kollegen von einst wie Walter „Maxl“ Horak oder Theodor „Turl Wagner traf. Anlässlich der Museums-Eröffnung von RAPID stellte Wolfgang Dienst sämtliche gesammelten Werke seines Vaters den grün-weißen Verantwortlichen für das RAPIDEUM zur Verfügung.

oepb-Anmerkung:

Es geht hier nicht um Violett, Grün, Blau, Gelb, Rot oder Schwarz, denn die fußballerische Gesinnung, sofern vorhanden, sollte ein jeder mit sich selbst ausmachen – es geht uns als online-Agentur einzig und allein darum, ge- und erlebte Geschichte lebendig zu erhalten, denn vergessen wird ohnehin immer viel zu schnell. Und dass der Fußballsport heute in unserem Land einen gewissen Stellenwert besitzt, das hat er auch Menschen und Aktiven wie eben beispielsweise Robert Dienst (* 1928, † 2000) zu verdanken!

Möge er das Schlusswort haben;

„Was heute für unsere Jugend unverständlich erscheint, war für uns damals lebensnotwendig. Wir hatten ja nichts nach dem Krieg. Also fetteten wir unser Dasein mit Hamsterfahrten zu Gansl und Schmalz nach Ungarn, oder Sacharin und Schokolade in die Schweiz und Reis aus Italien auf. Daheim wurde damit „geschleichelt“, als Zubrot zur Siegesprämie von 420 Schillingen. Zum Rapid-Training ging es zu Fuß, zum Derby in den Prater mit der Tramway oder ab 1952, als Belohnung für den Meistertitel mit der Vespa. Unvergessen ist mir ein Derby vom Herbst 1949, als die Austria in der „RAPID-Viertelstunde“ ein 1 : 4 noch in ein 4 : 4 verwandelte. Oder im Jahr darauf das zünftige Bestschießen zum 7 : 5 für uns. Strömender Regen und 60.000 Zuschauer haben aufs Schirmaufspannen vergessen, weil wir alle, 22 Aktive, Violette und Grüne, unser Bestes gaben … !“

Quelle: Redaktion www.oepb.at

Auszüge aus einem oepb-Interview mit Robert Dienst anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahre 1998.

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