Als Standort für ein Adalbert Stifter-Denkmal, dessen Errichtung seit 1896 ein eigens konstituierter Ausschuss betrieb, wählte man vor dem Linzer Landhaus die Promenade, auf die Stifter in seinen Jahren als Schulrat von seinem Amtsraum in der Statthalterei geblickt hatte. Das von Hans Rathausky konzipierte Denkmal wurde am 24. Mai 1902 feierlich enthüllt. Die Figur des Dichters, in Bronze gegossen, sitzt lebensgroß auf einem eigens aus dem Böhmerwald herbeigeschafften Granitfelsen, mit Hut und Mantel an seiner Seite. Foto: © oepb

Der aus dem böhmischen Oberplan stammende Dichter Adalbert (eigentlich Albert) Stifter (* 23. 10. 1805, † 28. 01. 1868) scheidet im Alter von 62 Jahren freiwillig aus dem Leben. Der oft als klassischer Romancier bezeichnete Stifter war zugleich auch Maler und gilt als Vorläufer des Impressionismus.

Nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster (1818 bis 1826) begann Stifter ein Jurastudium in Wien, später studierte er auch Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte. Er verließ die Universität jedoch ohne jeglichen Abschluss 1830.

Ein Jahr zuvor erschienen bereits seine ersten Gedichte unter dem Titel „Ostade“ im Linzer „Österreichischen Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune“. Im Jahre 1839 war er mit fünf Gemälden auf der Akademie-Ausstellung vertreten.

1840 veröffentlichte er die Erzählungen „Der Condor“ in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, sowie „Feldblumen“ – im Almanach „Iris“ des Jahres 1841. Der Verleger Gustav Heckenast gewann ihn im gleichen Jahr als Herausgeber des Sammelbandes „Wien und die Wiener“. Im selben Jahr erschien seine Erzählung „Der Hochwald“ – erneut im Almanach „Iris“.

Blick auf das Stifterhaus …

Ab dem Jahr 1843 war Adalbert Stifter als Hauslehrer in mehreren Wiener Adelshäusern tätig:

1850 wurde er Schulrat (heute bekannt als Landesschulinspektor) für die Volksschulen in Oberösterreich, zuvor hatte er seine „Studien“ in sechs Bänden veröffentlicht und die Rechte daran notgedrungen an Heckenast verkauft. 1851 widmete sich Stifter archäologischen Studien und wurde 1853 zum oberösterreichischen Landeskonservator ernannt. Im gleichen Jahr erschienen sechs Erzählungen unter dem Titel „Bunte Steine“.

Gemeinsam mit Johannes Aprent veröffentlichte Stifter 1854 ein „Lesebuch zur Förderung humaner Bildung“ und erhielt dafür den Franz-Josephs-Orden; im selben Jahr begann sein Nervenleiden. Nach dem Entzug der Inspektion der von ihm gegründeten Realschule in Linz – heute als Adalbert Stifter Gymnasium bekannt – verschlimmerte sich seine Krankheit, finanzielle Sorgen kamen detto hinzu. Dennoch entstand nun erst Stifters Romanwerk „Der Nachsommer“ – bestehend aus zwei Bänden im Jahre 1857, sowie „Witiko“ (drei Bände, 1865 bis 1867). Ab dem Jahre 1864 verschlechterte sich der Gesundheitszustand Adalbert Stifters zusehends. Am 25. November 1865 wurde er mit dem Titel eines Hofrates in den dauernden Ruhezustand versetzt. Zahlreiche Kuraufenthalte brachten aber nur eine vorübergehende Besserung seiner Krankheit.

Stifter fürchtete den Selbstmord als Folge seiner „sinnverwirrenden Schmerzen“ Am 26. Jänner 1868 fügte er sich mit einem Rasiermesser einen Schnitt an der Kehle zu, an dessen Folgen er nach zwei Tagen stirbt.

1874 charakterisiert Schriftsteller Peter Rosegger den „Stifterschen Stil“, geprägt von der Verbindung des Schreibens und Malens: „Stifter söhnt seine Leser aus mit der Welt, haben sie sich grollend von ihr gewendet; er legt den milden Sonnenschein auf die Menschen und über die Natur. Er belehrt nicht, er drängt uns nie seine Ideen auf, er sucht uns nie durch schöngeistige Phrasen zu bestechen, er erzählt uns nur lächelnden Auges. Aber er erzählt uns gleichsam mit dem Pinsel, er stellt uns ein Bild dar, das wir mit Augen sehen, aber es ist doch keine Malerei, es ist lebendig, verklärt, wie kein Maler malen kann – und so wie Stifter erzählt keiner. Man labt sich an seiner Milde und Ruhe und Liebe und wird im Lesen ein anderer Mensch.“

.. in dem das Leben und umfangreiche Wirken Adalbert Stifters in zahlreichen Versionen detailgetreu dargestellt wird. Fotos: oepb & Otto Saxinger

Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich

Im ehemaligen Wohn- und Sterbehaus Adalbert Stifters sind heute das Adalbert-Stifter-Institut und das OÖ. Literaturhaus untergebracht. Der Schriftsteller und Maler lebte ab 1848 im ersten, von 1849 bis zu seinem Tode im zweiten Stock. Die Galerie im Erdgeschoß zeigt

Ausstellungen zur Literatur und dient als Veranstaltungsraum. Die jährlich etwa 70 Veranstaltungen des OÖ. Literaturhauses bringen Buchpräsentationen, Lesungen, Literaturgespräche und Vorträge. (Sommerpause von Anfang Juli bis Mitte September).

Im 1. Stock befinden sich das OÖ. Spracharchiv, das OÖ. Biografische Archiv, sowie eine öffentlich zugängliche Präsenzbibliothek. Diese besitzt Erstdrucke und Erstausgaben von

Werken Adalbert Stifters und anderer AutorInnen aus Oberösterreich, größere Bestände der österreichischen und deutschen Literatur wie auch wissenschaftliche Literatur, germanistische Zeitschriften und Literaturzeitschriften.

Das 1993 eingerichtete OÖ. Literaturmuseum ist in der ehemaligen Stifter-Wohnung im 2. Stock des Hauses untergebracht. 2013 wurde es neu gestaltet. In fünf Räumen werden Beispiele zur OÖ. Literaturgeschichte von etwa 800 bis in die Gegenwart vorgestellt, in Stifters ehemaligem Arbeitszimmer wird durch Präsentation ausgewählter Autographen und

Realien zu Leben und Werk an den Dichter erinnert. Für EinzelbesucherInnen und Gruppen werden im OÖ. Literaturmuseum Führungen angeboten. Voranmeldungen für Gruppen sind erbeten.

Im ausgebauten Dachgeschoß wurde das OÖ. Literaturarchiv eingerichtet. Hier lagern zahlreiche SchriftstellerInnen-Nachlässe, somit quasi Oberösterreichs „kulturelles Gedächtnis“.

Die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz widmete am St. Barbara-Friedhof Adalbert Stifter ein Ehrengrab. Foto: oepb

StifterHaus – Literatur und Sprache in Oberösterreich
Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
OÖ. Literaturhaus im StifterHaus
Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz
Tel.: 0732 / 77 20 / 112 95-112 98
www.stifter-haus.at

Öffnungszeiten:

Literaturmuseum: täglich, außer Montag, 10 bis 15 Uhr

Galerie: während Ausstellungen täglich, außer Montag, 10 bis 15 Uhr

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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