Am 30. Oktober 2021 hätte sie ihren 90. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass widmet ihr die Österreichische Nationalbibliothek eine facettenreiche Online-Ausstellung mit vielen, bislang unbekannten Materialien. Zu sehen ist die digitale Ausstellung mit dem Titel „Ruth Klüger: Schreiben für ein Weiterleben“, von 29. Oktober 2021 bis 30. Jänner 2022.
Neue Manuskripte, Fotografien und zeithistorische Dokumente, dazu Filmausschnitte und Tonaufnahmen eröffnen tiefe Einblicke in Ruth Klügers Leben und Schreiben, in intime Lektürebekenntnisse, rege Diskussionen sowie in intensive fachliche Debatten. Ihr literarischer und wissenschaftlicher Nachlass ist seit 2018 im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek beheimatet, ein Teil davon ist auch im Literaturmuseum ausgestellt.
Als Tochter des jüdischen Arztes Viktor Klüger und der Industriellentochter Alma Klüger, wurde Ruth Klüger 1931 in Wien geboren. Ihre Kindheitsjahre waren von Ausgrenzung und Verfolgung geprägt. Während der Großteil ihrer Familie von den Nationalsozialisten ermordet wurde, überlebte Ruth Klüger als eines der wenigen Kinder gemeinsam mit ihrer Mutter die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Groß-Rosen. Nach ihrer Flucht im Frühjahr 1945 und Zwischenstationen in Straubing bei München und Regensburg emigrierten die beiden Frauen in die USA.
Mit ihren in vielen Sprachen publizierten Autobiografien schrieb sie sich als eine der wenigen Frauen in den Kanon der Shoa-Literatur ein und wurde so einem breiten Publikum bekannt. Durch ihr reflektiertes und zugleich packendes autobiografisches Schreiben und ihre innovativ-wissenschaftlichen Texte löste Ruth Klüger nicht nur in der allgemeinen Leserschaft, sondern auch in Fachkreisen große Begeisterung und Anerkennung aus.
Der literarische Durchbruch gelang ihr 1992 mit dem autobiografischen Werk „weiter leben. Eine Jugend“. In diesem beschrieb Klüger ihre Kindheit in Wien, die konfliktbehaftete Beziehung zu ihrer Mutter, die Erinnerungen an die Lager und den Trost, den ihr die Literatur spendete. „Ich hab den Verstand nicht verloren, ich hab Reime gemacht“, so die Schlussfolgerung der Autorin aus den traumatischen Kindheitserlebnissen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buches konnte die Professorin an der University of California, Irvine bereits auf eine erfolgreiche Karriere als Literaturwissenschafterin zurückblicken.
Ihre umfangreich vorhandene Korrespondenz zeugt zudem von einem engagierten Austausch mit faszinierenden Privatpersonen genauso wie mit etablierten WissenschafterInnen und SchriftstellerInnen.
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
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