„Zwar bin ich seit etlichen Jahrzehnten als „Alleinunterhalter“ unterwegs – was heißt, dass ich allein mit einem Klavier und einem Mikrophon in der Lage bin ein Publikum zu unterhalten – aber trotzdem habe ich im Verlauf dieser Jahre viele Kollegen gehabt, denn ich war immer nur ein Teilzeit-Unterhalter.
Daneben stellte ich Ensembles für Kabaretts zusammen, die auf der Bühne, im Fernsehen und im Rundfunk wirkten, und zwar mit Texten und Melodien, die ich meinen diversen Kollegen und Kolleginnen auf den Leib geschrieben habe.
Viele dieser Kollegen gibt es leider nicht mehr. Einige habe sich zu Tode gesoffen, zwei begingen Selbstmord, andere starben an Herzversagen oder an Gehirnschlag – und dazu gibt es noch einige Ex-Kollegen, die zwar noch am Leben sind, mit denen ich aber nicht mehr zu kommunizieren bereit bin. (Oder sie mit mir).
Doch sind mir immer noch Kollegen und Kolleginnen übrig geblieben, mit denen mich seit Jahren eine echte Freundschaft verbindet. Und etliche dieser Freunde erklärten sich dazu bereit, meinen achtzigsten Geburtstag mit mir zu feiern.
Die Feier fand am 23. Oktober 2002 im großen Konzerthaussaal zu Wien statt. Künstler, aus drei Generationen trugen meine Lieder vor, und am Ende des Abends dankte as Publikum mit einer langen „standing ovation“.
Ich weiß nicht genau was – aber irgendwas muss ich richtig gemacht haben in meinem Leben, sonst hätte ich diesen Abend nicht erleben dürfen.
Ich danke auf diesem Weg allen Freunden, die an diesem Abend mitgemacht haben, und ich danke meinem Publikum, das diesen Abend zum allerschönsten meiner vielen Geburtstage gemacht hat.“ so der Jubilar Gerhard Bronner
Die Geburtstagsfeier zu Gerhard Bronners 80er wurde vom ORF live übertragen. Da die Dauer der Veranstaltung weit über die Spielzeit einer CD hinaus reichte, schien es geboten, eine Raffung des Programms vorzunehmen. Einiges musste daher entfallen, so zum Beispiel die Laudatio von Fritz Muliar und einige musikalische Darbietungen. Erhalten ist jedoch der große Bogen, den Gerhard Bronner in seiner unvergleichlichen, souveränen Art spannte und der den Abend wie im Flug vergehen ließ. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Gerhard Bronner zum Abschluss der Veranstaltung von Kulturstadtradt Dr. Andreas Mailath-Pokorny das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien überreicht bekam.
Wer war (das muss man 2017 leider sagen) Gerhard Bronner?
Dass Gerhard Bronner (geboren am 23. Oktober 1922 zu Wien-Favoriten, † 19. Jänner 2007 in Wien) Kabarettist, Librettist, Komponist, Autor, Arrangeur, Moderator, Conférencier, Fernsehpionier, Übersetzer und noch so vieles andere mehr werden würde, das war dem Sohn eines Tapezierers und einer Näherin aus dem 10. Wiener Gemeindebezirk nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Hin und wieder dachte Bronner, der die Schule geschmissen und eine Lehre begonnen hatte, mit Schaudern zurück: „Wäre der Hitler nicht einmarschiert, wäre ich vielleicht Schaufensterdekorateur geworden.“ Doch dieses Gedankenspiel zielte nur auf die bittere Pointe ab. Denn Bronner spielte Klavier und Gitarre von Kindheitstagen an.
1938, nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, floh er über Brünn und England nach Palästina. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Straßensänger, Barpianist und Komponist. 1948 kehrte Gerhard Bronner nach Wien zurück und trug eigene Chansons mit Klavierbegleitung und dergleichen in der „Marietta-Bar“ vor. 1950 stieß er zur Gruppe Kehlmann, Merz, Qualtinger und wirkte bei deren „Reigen 51“ als Komponist, Pianist und Conférencier mit. 1952 brachte diese Gruppe ihr erstes buntes Kabarett-Programm „Brettl vor’m Kopf“ heraus. 1953 bis 1955 war Bronner in Hamburg beim NDR. Nach seiner Rückkehr pachtete er die „Marietta-Bar“ und engagierte für diese unter anderem Georg Kreisler und Peter Wehle. 1956 pachtete er gemeinsam mit Kreisler das „Intime Theater“ in der Liliengasse. Dort brachte das später so genannte „namenlose Ensemble“ um Bronner-Merz-Qualtinger zwei Programme heraus. Danach folgte „Spiegel vor’m G’sicht“ im Fernsehen. 1959 übernahm der vielseitige Ausnahme-Künstler Gerhard Bronner das „Neue Theater am Kärntnertor“ (bis 1966), wo das Kabarett-Ensemble grandiose Triumphe feierte.
Gerhard Bronner schrieb Erfolge wie „Der g’schupfte Ferdl“, „Der Halbwilde“, „Der Bundesbahnblues“ (mitunter gerade hier ist der Umstand des Entstehens von eben diesem hörenswert), oder „Der Papa wird’s scho richten“. 1961 löste sich das Ensemble auf und Bronner engagierte den Grazer „Würfel“ an sein Haus. In weiterer Folge spielten bei und mit ihm seinerzeit noch gänzlich Unbekannte wie Herwig Seeböck, Peter Lodynski, Peter Orthofer, Dolores Schmidinger, Marianne Mendt oder Lore Krainer – auch in seinen Fernsehsendungen wie „Zeitventil“ oder „Die große Glocke“.
Für das Radio gestaltete Gerhard Bronner Sendungen wie „Schlager für Fortgeschrittene“ oder den „Guglhupf“ (1978 bis 1988). Daneben brachte er immer wieder Programme mit Peter Wehle heraus. Seit 1973 trat er regelmäßig mit Elfriede Ott in Chansonprogrammen auf, gab aber auch Soloprogramme. Darüber hinaus übersetzte Bronner Satiren Kishons, bearbeitete Musicals und schuf eine Wiener Fassung von „My fair Lady“.
Seine Kabarettprogramme sind legendär und stellen heute ein unauslöschliches österreichisches Kulturgut dar. Seine komponierten und gedichteten Lieder, darunter auch „Wie a Glock’n, die 24 Stunden läut“, vorgetragen anno 1970 von Marianne Mendt, gilt heute noch als Ursprung und Initialzündung für den späteren Austropop in Österreich.
Als ein Interviewer Gerhard Bronner einmal nach seiner Berufsbezeichnung „ausfratschelte“, konterte dieser schlagfertig und pointiert: „Bronner … einfach nur Bronner!“
An dieser Stelle sei allerdings auch einmal ein „Salutschuss für PREISER RECORDS“ abgefeuert. Dank dieser immens wichtigen Einrichtung bleiben große österreichische Künstler – egal ob aus Kabarett, Schauspiel oder anderweitig – auch noch viele Jahre nach ihrem Ableben für die Nachwelt nicht nur erhalten, sondern mitunter sehr lebendig und sorgen dafür, ein buntes und vielseitiges Bild dieser erfolgreichen Szenerie in Österreich aufrecht zu erhalten und somit schier unsterblich werden zu lassen.
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CD / Salut für Gerhard Bronner
Mitschnitt des Konzerts zum 80. Geburtstag
Live aus dem Großen Konzerthaussaal zu Wien
ISBN: 3-7085-0036-9
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Am 23. Oktober wäre der unvergessene Gerhard Bronner 95 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass bringt der Radio-Kultursender Ö1 am morgigen Sonntag, 22. Oktober 2017 um 14.05 Uhr in der „Sendung „Menschenbilder“ zahlreiche Erinnerungen und Anekdoten an diesen ganz großen österreichischen Künstler.
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