Er zählte zu den imposantesten Schlossparks Mitteleuropas: der Barockgarten von Schloss Hof – das persönliche Versailles von Prinz Eugen von Savoyen und die ehemalige Sommerresidenz der kaiserlichen Familie. Nach jahrelangen Untersuchungen und archäologischen Grabungen, wurden jetzt die Pläne für die Wiederherstellung der größten Gartenterrasse finalisiert. Mit der Wiederherstellung der 7. Gartenterrasse wird das barocke Gesamtkunstwerk Schloss Hof komplettiert und das imposante historische Ensemble wieder erlebbar. Besondere Attraktion für die Besucher bieten künftig ein Irrgarten mit Aussichtsplattform und ein Labyrinth.
„Unseren Gästen ist ein authentisches Erleben wie anno dazumal wichtig – das ermöglichen wir mit der Wiederbelebung der letzten Gartenterrasse. Zudem erweitern wir das Angebot von Schloss Hof mit einem Irrgarten, Labyrinth und einer Aussichtsplattform und machen die Anlage noch einmal attraktiver für unsere Gäste.“, erklärt dazu Franz Sattlecker, Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB), die, neben den Wiener Standorten, auch Schloss Hof und Schloss Niederweiden betreiben. Den hohen Stellenwert einer historisch getreuen Nachbildung der knapp 6 ha großen Terrasse – das entspricht mehr als 8 Fußballfeldern – unterstreicht auch Dr. Hermann Fuchsberger, Abteilungsleiter Bundesdenkmalamt Niederösterreich: „Schloss Hof gilt dank der umfangreichen Renovierungsmaßnahmen der letzten Jahre wieder als eine der bedeutendsten Schlossanlagen des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa.“ Aktuell ist es das größte Restaurierungsprojekt einer historischen Gartenanlage in Österreich.
Historie: Gesamtkunstwerk Schloss Hof
Prinz Eugen von Savoyen zählte zu den bedeutendsten Feldherren des Habsburgerreiches und auch zu den reichsten Männern Europas seiner Zeit. Sein Vermögen investierte der kunstsinnige Prinz Eugen unter anderem in sein „Tusculum Rurale“ Schloss Hof. Anno 1725 kaufte er das Renaissancekastell und ließ es von dem Stararchitekten Johann Lucas von Hildebrandt in ein repräsentatives Jagdschloss großzügig erweitern. Auf dem 50 ha großen Areal von Schloss Hof entstand zudem ein barocker Garten nach französischem Vorbild mit sieben Terrassen, zahlreichen Treppen, Skulpturen und Brunnen. So wurde – nach den Plänen des Garteningenieurs Anton Zinner – innerhalb weniger Jahre einer der bedeutendsten Gärten des deutschsprachigen Raums geschaffen. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde, mit wechselnden Nutzungen und Reduktion der Pflege, die Gartenanlage in großen Teilen mehr und mehr der Natur überlassen.
Jahrelange Untersuchungen und Grabungen
Ab 1991 wurden erste archäologische Grabungen getätigt, mit dem Ziel, die gesamte barocke Gartenanlage von Schloss Hof zu revitalisieren. Dabei hielt man sich vor allem an die vorhandenen drei Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto (entstanden um 1760), und Plänen mit Detailinformationen. 2003 begannen die ersten Arbeiten an der Rekonstruktion. Ein wichtiger Meilenstein war 2006 der Fund von zwei historischen Plänen, wobei einer davon (datiert auf 1765), die gesamte Anlage mit allen sieben Terrassen zeigt. Dies ist auch der einzige bekannte Plan, der die siebente Terrasse in all ihrem Gestaltungsreichtum wiedergibt.
3D-Modell als Basis zur Rekonstruktion der siebenten Terrasse
Der Durchbruch für den jetzt finalen Rekonstruktionsplan der siebenten Terrasse gelang aufgrund der letzten Grabungen, die im Frühsommer 2017 beendet wurden. Die Befunde verdeutlichten Unterschiede zwischen Pflanzbeständen und Wegen und konnten mit dem „1765er“-Plan überlagert und zu einem 3D-Modell vereint werden. Basierend darauf, werden das Wegesystem, die Alleen und die Heckenstrukturen, sowie die darin eingebetteten kleineren Gartenräume (boulingrins, fourrès) wiederhergestellt. „Für die originalgetreue Rekonstruktion werden fast 400 Linden-, Obst- und Kastanienbäume und Hainbuchen sowie 4,9 km an Hecken und knapp 5.000 m2 an heimischen Wildsträuchern gepflanzt. Das sorgt für ein angenehmes Aroma in der Luft und lockt Singvögel an, die für das nötige Vogelgezwitscher sorgen,“ so Landschaftsarchitekt Ing. Werner Sellinger, Geschäftsführer vom Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege grünplan gmbh, der für die Planung des Projekts verantwortlich zeichnet.
Erweitertes touristisches Natur- und Erlebnisangebot
Für die Besucher und Besucherinnen von Schloss Hof bedeutet die Revitalisierung vor allem eines: eine neue Erlebbarkeit des Areals. Vom Schloss aus, eröffnet sich Stück für Stück die imposante barocke Gartenanlage. Wie zu Zeiten der Habsburger können Gäste in Zukunft durch die Gartenanlage, die sich über fast einen Kilometer erstreckt, lustwandeln und dank der zahlreichen Bäume, Sträucher und Vögel die einzigartige Duft- und Geräuschkulisse genießen. Das künftige Highlight – die wiederbelebte Terrasse 7 – bietet den Besuchern und Besucherinnen zu jeder Jahreszeit einen Grund zum Verweilen. Nach dem Winter zeigt sich die erste Blüte des großen Obsthains, gefolgt von der Kastanienblüte im Frühling und den duftenden Lindenbäumen im Sommer. Ergänzt wird das Angebot mit einem jeweils ca. 2.200 m2 großen Labyrinth und Irrgarten mit Aussichtsplattform.
Bis Ende 2018: Bauarbeiten um 9 Millionen Euro
In den nächsten Monaten werden alle Ausführungs- und Detailpläne für die siebente Terrasse ausgearbeitet. Start der Bauarbeiten ist voraussichtlich im Frühjahr 2018: Die Fertigstellung ist für Ende 2018 geplant, mit der Option Restpflanzarbeiten im Frühjahr 2019 noch durchzuführen. Zudem sind auch Baustellenführungen vorgesehen. Bis in den Herbst hinein erfolgen auch noch die letzten Arbeiten am Kaskadenbrunnen, die bis Ende November 2017 fertig gestellt werden. Insgesamt investiert die SKB rund 9 Millionen Euro in die Garten-Revitalisierung, wobei 5 Millionen Euro auf die siebente Terrasse und 4 Millionen Euro auf die Große Kaskade entfallen.