Die Überschrift ist nicht ganz richtig, denn der Urfahraner Markt befindet sich, wie der Name schon sagt, in Urfahr. Und Urfahr war, anno 1817, eine eigene Marktgemeinde, die erst im Jahre 1919 in die oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz eingemeindet wurde. Doch wie fing mit dem heute ältesten Jahrmarkt Österreichs damals, vor über 200 Jahren, eigentlich alles an?
Im Jahre 1817 erhielt die seinerzeitige Marktgemeinde Urfahr in Oberösterreich – von Linz nur getrennt durch den Donau-Strom – von Kaiser Franz I. das Privileg verliehen, zweimal im Jahr einen Markt abhalten zu dürfen.
Apropos: Zum Programm des aktuellen Herbstmarktes, der vom 30. September bis zum 8. Oktober 2023 anberaumt ist, gelangen Sie bitte hier;
Urfahr und seine beiden Jahrmärkte
Der heutige Linzer Stadtteil Urfahr, im Norden der Donau gelegen, geht durch die Nibelungenbrücke mit der Landeshauptstadt Linz eine Verbindung ein, die lange Zeit nicht als solche erkannt wurde. Erst die aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Nachkriegszeit (Großer Krieg, später als Erster Weltkrieg bekannt von 1914 bis 1918) hervorgerufene Bereitwilligkeit der Stadtgemeinde Urfahr führte am 23. Juni 1919 zu ihrer Eingemeindung und zur Beendigung des schon für das 14. Jahrhundert belegbaren Streits mit der benachbarten Stadt. Diese glückliche Lösung für alle Beteiligten wurde von einem unbefriedigenden „Gegeneinander“ zu einem vorteilhaften „Füreinander“. Heute, so muss an dieser Stelle erwähnt werden, sind kaum mehr Alt-Urfahraner am Leben, die doch so viele Jahrzehnte hindurch eine besondere Art der Linzer Bevölkerung gebildet hatten.
Dem Ort Urfahr selbst gelang es erst im Jahre 1808, die Erhebung zum Markt zu erreichen. Kaiser Franz I. beurkundete am 16. Dezember 1808, dass die Ortschaft Urfahr-Linz auf Bitten ihrer Vertreter zum Markt erhoben wird. Als Begründung dafür wird die Situation des Ortes als eine Art Vorstadt von Linz angesehen. Die Erhebung Urfahrs zum Markt erfolgte in einer Zeit des europäischen Niedergangs. Die wirtschaftliche Situation des alten Europa hatte sich seit der französischen Revolution und auch schon vorher so grundlegend verändert, dass den Märkten und gar den Wochenmärkten zum Zeitpunkt der Markterhebung Urfahrs eine Bedeutung größeren Ausmaßes abzusprechen ist. Die durch napoleonische Truppen allerorts verbreitete Ungewissheit war es, die hauptsächlich zur Herabminderung des Wertes von Märkten beitrug.
Nach der durch den Wiener Kongress eingetretenen Beruhigung der internationalen Lage samt daraus resultierender Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, setzten die Bemühungen um Privilegierung eines Jahrmarktes ein. Auf Bitten von Richter und Ausschuss des „Marktes der Ortsgemeinde Ufer Linz“ bewilligte Kaiser Franz I. mit Urkunde vom 20. März 1817, Wien, dem Markt die Abhaltung „einiger Jahrmärkte“. Jährlich zweimal durften je zwei Tage währende Märkte abgehalten werden, nämlich am Montag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten (ein beweglicher Markt) und am Martinitag (11./12. November). Fallen diese Tage auf Feiertage, so haben die Märkte am darauf folgenden Werktag zu beginnen.
Linz hatte nachweislich bereits im 14. Jahrhundert Märkte aufzuweisen und jene, die nun auf kaiserliches Geheiß hin in Urfahr abzuhalten sind, wurden als große Konkurrenz angesehen. Und dennoch, der erste Markt in Urfahr – so ist es urkundlich belegt – datiert vom 18. Mai 1818. Es war der Pfingstmarkt, der – so ist es überliefert – eine Reineinnahme erbrachte, die erst wieder 1844 überboten wurde. Dem gegenüber stehen die Erlöse des Martinimarktes, der nicht einmal die Hälfte des Umsatzes vom Frühjahrsmarkt erzielen konnte. Und dennoch – wie bedeutend diese Märkte für Urfahr waren, beweist die Tatsache, dass die Reineinnahmen von beiden Märkten ein Zehntel der jährlichen Gesamteinnahmen des Marktgerichts Urfahr betrugen. Das Jahr 1846 stellte einen Höhepunkt dar. Die Finanzierung des Marktes schloss mit einem beträchtlichen Überschuss. Zwei Jahre später, 1848 erfolgte allerdings eine jähe Unterbrechung des steten finanziellen Aufstiegs. Finanziell warf das Markt-Spektakel nicht mehr jene gewünschten Einnahmen ab, wie noch all die Jahre zuvor. Warum dem so war, ließ sich nicht feststellen.
Dennoch sorgte die sprichwörtliche „Marktforschung“ dafür, dass bereits ab 1831 der Pfingstmarkt alljährlich zu Johanni (24./25. Juni) als feststehender und unbeweglicher Markt angesetzt wurde. Der Frühlingsmarkt hieß in jenen Jahren „Johannimarkt“. Wiederum später stellte man fest, dass der bereits in den Sommer hineinreichende Markt nicht mehr den gewünschten Erfolg mit sich brachte. Deshalb erfolgte ab 1851 eine Vorverlegung in die Fastenzeit. 1852 fand der erste „Fastenmarkt“ statt. Damit wurde jedoch die Marktzeit von einem beweglichen Fest wie Ostern abhängig gemacht. Dies ging bis 1867 gut, dann wurde der Markt laut Gemeindeausschuss-Sitzungsprotokollen wieder auf einen fixen Termin verlegt und als „Josefimarkt“ weitergeführt. Der Zeitplan des Herbstmarktes fand allerorts Anklang und wurde beibehalten.
Die Örtlichkeiten damals waren der Marktplatz und die alte Ottensheimer Straße (heute Ottensheimer Straße). Im Jahre 1861 wurden die Jahrmärkte wegen Platzmangels auf den Rudolfsplatz, heutiger Bernaschekplatz, und anno 1902 auf das heute noch bekannte und existente Ausstellungsgebiet an der Urfahraner Donaulände verlegt. Im Jahre 1926 schlug das Jahrmarktkomitee vor, den „Jahrmarkt“ in einen „Jahrmarkt mit Dult“ umzuwandeln, was auch geschah. Seit diesem Zeitpunkt wurde der Jahrmarkt immer in Verbindung mit einem Vergnügungspark abgehalten und ist als „Urfahraner Markt“ bis in die heutige Zeit bekannt und beliebt geblieben.
Und so verbindet bis heute schier jede Linzerin und jeder Linzer, aber auch zahlreiche OberösterreicherInnen und nicht nur die aus dem Mühlviertel, ihre persönlichen Erinnerungen an diese Spektakel in Urfahr entlang des Donaustroms. An leuchtende Kinderaugen, die hell erstrahlten, wenn man an Sonntag Vormittagen an Großvaters Hand durch diese bunte Welt schlendern durfte. An Ringelspiel und Zuckerwatte, an Umdrehungen mit dem Riesenrad, wo einem von hoch oben betrachtet Linz förmlich zu Füßen lag. Natürlich auch an die erste Maß Bier, die Stimmung in den Bierzelten, die gerade nach Fußballspielen des SK VÖEST Linz und des LASK immer prächtig war. Und – an die erste zarte Bande hin zum anderen Geschlecht, der erste Kuss im Autodrom und noch so vieles andere mehr …
Auf dem Urfahranermarkt
(von Anna Sonnleitner)
Eines schönen Frühlingstages, als uns Urfahraner, klein und groß, der Jahrmarkt anlockte, bat Herr Palz meine Eltern, mich mit ihm auf den Urfahranermarkt gehen zu lassen. „Mit einem Kind“, meinte er, „macht es erst richtig Freude“. Da ging ich neben ihm her und schnatterte, dass er fast nicht zu Wort kam. Der Markt war mir ja zeitlebens ein Vergnügen, wie allen Urfahranern. Herr Palz kaufte mir Gerstenschleim, das waren fingerlange und dicke Stangerln aus Milchkaramellen, von denen man lange Zeit schlecken konnte, bis das letzte Stück noch als Zuckerl im Mund seine Köstlichkeit bewies.
Türkischen Honig bekam ich auch und beim Johann, dem ich so gerne zuhörte, blieben wir lange stehen. Der musste vor einer Schaubude, in der unter anderen Sehenswürdigkeiten auch die dicke Berta zu bestaunen war, die Leute zum Besuch einladen:
„Johann, sag hochverehrtes Publikum.“„Hochverbugeltes Ertikum.“„Aber nein, hochverehrtes Publikum, sollst sagen!“„Hochverkehrtes Bugeltrum!“„Ist ja wieder falsch, Johann!“„Hochverpliktes Kumblipum!“So ging das unter schallendem Gelächter der Kinder weiter, bis der Chef sagte: „Wenn Du schon nicht richtig reden kannst, probiere zu pfeifen, wenn ich beim Sprechen absetze.“ Natürlich pfiff Johann immer dazwischen und nie zur rechten Zeit. Wir Kinder ergötzten uns an den Späßen und drängten uns immer wieder vorne hin, obwohl wir alles jährlich zweimal hörten. Ich hätte so gerne den lustigen Johann einmal ohne Maskenkopf gesehen, wie er wirklich aussah, aber es gelang mir nie.
Herr Palz bedauerte, dass ich nicht mit dem Ringelspiel fahren wollte. Mir wurde dabei so totenübel, käseweiß hat mich meine große Schwester aus dem Pferdesattel gehoben. Dafür bekam ich noch Kokosbusserl und auf dem Geschirrmarkt durfte ich mir ein Häferl aussuchen. Meine Wahl fiel auf ein Zierhäferl, auf dem mit goldener Schrift Anna stand. Damit es mir lange erhalten blieb, hängte ich es an unsere Küchenetagere. Das war einer der schönsten Jahrmarktbesuche meiner Kinderzeit.
Trotz größter Sparsamkeit bekamen wir Kinder von den Eltern immer unseren Obolus, um das Vergnügen und Süßigkeiten doch auch genießen zu können.
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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