„In Linz beginnt´s!“ – so ein weit verbreiteter Slogan, der im Laufe der Zeit humoristisch zu „In Linz da stinkts!“ abgewandelt wurde. Freilich ist das nicht mehr up to date, denn die im Jahre 1993 etablierte Feinentstaubungs-Sinteranlage „Barbara“ in der VOEST-Alpine sorgt seit je her für eine überaus gute Luftqualität in der Stahlmetropole an der Donau.
Smog und auch Nebel über Städten sich ansammelnd sorgt oft für geknickte Gemüter, schlechtes Klima und wenig Erfreuliches für jene Bevölkerungs-Teile, die sich darunter aufhalten müssen. Jener Smog, der sich über dem Verteilerkreis zu Wien-Favoriten und der GENERALI-Arena, dem violetten Spielplatz des FK Austria Wien, klammheimlich angesammelt hat, schreit wahrhaftig zum Himmel. Er ist vor allen Dingen hausgemacht.
Bei der Austria – man muss es glasklar aussprechen – stinkt es doch gewaltig. Der Verein, der für sich selbst beansprucht, stets nach Höherem zu streben, stagniert und hat seit langer Zeit den Rückwärtsgang – in vielerlei Hinsicht – eingerastert. Die sportliche Zukunft ist nicht wie der nun begonnene Frühling bunt und den Veilchenduft forcierend, sondern öde, fahl, grau und schmutzig.
Es soll ja Mitmenschen geben, die in der Früh unmittelbar nach dem Aufwachen den ersten Gedanken daran verschwenden, wie das nächste Auswärtsspiel zu bewerkstelligen ist, wie man die stete Reisefreudigkeit und das damit verbundene nicht anwesend sein der Holden beibringt. Warum die heiß geliebte Mannschaft das letzte Match nicht gewonnen hat und die sich dargebotenen Torchancen teilweise stümperhaft vergeben wurden. Wieso um alles in der Welt das Werkel – in diesem Falle das violette – nicht auf Touren kommt und warum, bitte schön, sich alles gegen das eigene Team, das man doch über alles liebt, verschworen hat. Ein Fan lebt mit, geht mit, hält die Treue – wenn er es ehrlich meint – und leidet. Und dass der Austrianer gemeinhin Leid gewohnt ist, besagen unzählige Geschichten aus der Vergangenheit dieses ruhmreichen Vereins. Wenn man allerdings als jahrzehntelanger Observer feststellen muss, dass die derzeitige Misere wahrhaftig Fischhofgassen-hausbacken ist, dann kann das strapazierte Fan-Herz schon einmal zu bluten beginnen.
Der Weg hinauf ist steinig, der Abstieg geht naturgemäß rasanter vor sich. Der FK Austria Wien war im Herbst 2013 nach langer Zeit wieder einmal am Zenit. Die Auftritte in der Champions-League begeisterten zahlreiche Freunde des Fußballsports und der Zulauf und Zuspruch zu Violett riss nicht ab. Es wurde jedoch in dieser Zeit des Höhenrausches mit vehementer Kraft am Zerfall des Teams gebastelt. Neben den unglücklich gewählten Trainer-Rochaden von Nenad Bjelica zu Herbert Gager und weiter zu Gerald Baumgartner, wurde ein komplett eingespieltes und Zug um Zug gut aufgebautes Team binnen kürzester Zeit zerlegt, zerrissen und zerstückelt. Jene Krater, die sich am spielerischen Sektor auftaten, konnten nicht adäquat zugeschüttet werden. Verdienstvolle Akteure verließen das sportlich sinkende Schiff in Scharen, deren Nachfahren waren und sind mit der Aufgabenstellung in Violett hoffnungslos überfordert. Mit Andreas Ogris wurde zwar ein Coach bestellt, der „violett bis auf die Gebeine“ ist, nichts desto trotz wurde auch ihm von Anbeginn an vermittelt, dass er lediglich Mittel zum Zweck ist und sein Ablaufdatum bereits einsetzte, noch ehe er den Vertrag für die restliche verbleibende Frühjahrssaison 2015 unterfertigt hatte.
Man muss der violetten Führungsriege zu Gute halten, dass diese den FK Austria Wien nach dem Abgang des Füllhorn-Mäzens Frank Stronach aufgefangen hatte und der Verein nicht, wie allerorts befürchtet, vor die Hunde ging. Es entstand und entsteht auch jede Menge rund um die violette Heimat Favoriten. Das Areal des alten Horr-Platzes wird mit Stadion-Ausbau, U-Bahn-Anbindung, Kindergarten, Nachwuchs-Zentrum, Hort, Viola-Dorf und dergleichen Schritt für Schritt etabliert und umgesetzt. Der Spieler-Kader und somit der so sehnlich erwartete sportliche Erfolg bleibt damit allerdings leider auf der Strecke.
„Wir werden jedenfalls keine 14 Jahre auf den Titel warten müssen! Dafür bin ich bereit, mich zu verbürgen.“ – so ein aussagekräftiges Zitat des legendären Josef „Joschi“ Walter im Winter 1982/83 in Anlehnung an die lange Durststrecke des ewigen Rivalen RAPID, von 1968 bis 1982 keine Meisterschaft mehr gewonnen zu haben. Sprachs, und investierte in seine Violetten. Herbert Prohaska kehrte aus Italien zur Austria zurück und mit ihm kam auch der Ungar Tibor Nyilasi, der Tore am Fließband fabrizierte. Die Austria holte, nachdem man bereits von 1978 bis 1981 Serienmeister war, von 1984 bis 1986 dreimal en suite den Titel und verpasste 1987 denkbar knapp die abermalige vierte Meisterschaft in Folge am letzten Spieltag beim SK Sturm Graz. Auf der Strecke blieb bei Joschi Walter der Horr-Platz, der damals wahrhaftig noch ein Platz war. Ehemalige Spielergrößen von einst wissen zu berichten, dass es nur zwei Duschen für die Spieler gab, von der eine permanent kaputt war. Auch die beiden Ränge hinter den Toren West und Ost waren lediglich aufgeschüttete Wiesen mit einer überaus schlechten Sicht auf das Spielfeld. Darüber hinaus war die Kulisse, die die Austria in jener Zeit hatte, ein Unding. Selten kamen mehr als 3.000 bis 4.000 Besucher. Und dennoch blühten die Veilchen im Dreivierteltakt und Tore der Jenseits-Marke von 4, 5, 6, oder gar 7 Stück für die mit schlotternden Knien angereisten Gegner waren schier an der Tagesordnung. Auch wuchs das Team beständig zusammen, bildete eine Einheit und war in Europa eine feste Größe am Fußball-Firmament.
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Heute verfügt der FAK über eine Infrastruktur, die zwar noch nicht abgeschlossen, in Österreich jedoch einzigartig ist (sein wird). Von dieser Warte aus betrachtet tut sich sehr viel im Hause Violett. Die Kehrseite der Medaille ist, dass es sportlich nicht läuft und sich bei genauerer Betrachtung an diesem Umstand in naher Zukunft auch nichts ändern wird. „Der Kraetschmer rittert mit der RAPID, wer das schönere Stadion haben wird, sportlich geht aber nichts weiter!“, so der violette Volksmund zum derzeitigen Un-Lauf. Da kann schon etwas Wahres dran sein.
Dazu kommt, dass man sich in Scharen von den treuen Anhängern distanziert und große Teile der Fan-Bewegungen ausschließt oder aber vergrämt. Erwähnenswert hierbei ist, dass der FAK in finanzieller Hinsicht seinen Anhängern oftmals unter die Arme griff, Auswärtsfahrten sponserte und auch die Choreografien bezahlte. Im Umkehrschluss sorgte das Auftreten und Gehabe mancher Ultra-Gruppierungen für Geldstrafen bei der Bundesliga. Kuriose, verkehrte Welt. Weiters kämpft man zwar mit den Grün-Weißen heroisch um die Vorherrschaft in der Stadt, übersieht dabei allerdings, dass RAPID bei der Austria schon lange mehr als nur präsent ist. Am Beispiel von grün-weißen Anhängern, die im Viola-Pub servieren, am Beispiel des Stadionsprechers, der als bekennender Grüner bei Violett anheuerte, weil die bessere Honorare zahlten und so weiter. Die sprichwörtliche und oftmals strapazierte Austria-Familie wurde somit ganz schön unterwandert im Laufe der Zeit. Und wenn dann noch nach wie vor im Viola-Pub jener koffeinhaltiger Saft, der Flügel verleihen soll, auf der Speisekarte steht, obwohl doch alle auf Salzburg hinpecken und schimpfen, dann sollte man sich auch da Gedanken darüber machen, ob es denn nicht noch andere energiespendende Drinks gibt und ob es denn unbedingt jener der „roten Stiere“ sein muss, der bei der Austria ausgeschenkt wird.
Jene hier begonnene Litanei ließe sich munter fortsetzen und würde vermutlich den Rahmen sprengen. Doch eines sollte auch nicht unerwähnt bleiben: Wenn man verdienstvollen Funktionären und Spielern zu deren runden Jubiläen schon gratuliert, so wäre doch ein kunterbunter Leckereien-Geschenkkorb eher dazu angetan, dies zu tun, als ein dumpfes Trikot mit der jeweiligen Alters-Angabe auf dem Rücken versehen. Diese Art und Weise der Gratulation ist einer Austria absolut nicht würdig, passt aber vermutlich in die Jetzt-Zeit.
Zu allem Überfluss verstarb am vergangenen Samstag auch noch mit Norbert Lopper jener Mann, der als rechte Hand von besagtem Joschi Walter die Austria salonfähig gemacht hatte, in dessen Ära die großen Erfolge nach dem Zweiten Weltkrieg eingefahren wurden und der bis zuletzt im 96. Lebensjahr stehend seinem FAK die Daumen hielt. Mit ihm ging nicht nur der Grandseigneur der großen Wiener Austria von einst, mit ihm verschwand nun auch eine ganze Epoche einer Zeit der großen Wiener Fußball-Schule, die heutzutage ohnehin kaum noch jemand kennt.
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Und dennoch ist es nie zu spät, nach vorne zu blicken, sich aufzuraffen und weiter an die eigene Kraft zu glauben! Wissenschafter der amerikanischen Berkeley Universität haben erforscht: Der zarte, wunderbare, unverkennbare und angenehme Geruch eines Veilchens gibt der Seele neue Kraft, schafft einen klaren Kopf und fördert das positive Denken. Man sollte diesen Geruch genussvoll in sich aufnehmen, inhalieren und einfach daraus Kraft tanken. So quasi frei nach dem Motto: „Auf zu neuen Taten!“