Das 270. Jubiläumsjahr des Wiener Tiergartens Schönbrunn begann turbulent: Gleich im Jänner 2022 kam ein weibliches Giraffen-Jungtier zur Welt. Die kleine Kämpferin hatte keinen leichten Start ins Leben. Mit eifriger Unterstützung eines Expertenteams hat sie sich mittlerweile allerdings prächtig entwickelt. Beinahe zeitgleich wurde der Tiergarten Schönbrunn zu Jahresbeginn bereits zum 6. Mal in Folge von Zoo-Kenner Anthony Sheridan zum besten Zoo Europas gekürt. „Seit Beginn des Rankings im Jahr 2008 liegt der Tiergarten Schönbrunn damit durchgehend an der Spitze. Über diese anhaltende Anerkennung unserer Arbeit freuen wir uns natürlich sehr.“, betont Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Frühling im Tiergarten

Nachdem die letzten beiden Jahre auch für den Tiergarten coronabedingt sehr herausfordernd waren, konnten 2022 endlich wieder mehr Besucherinnen und Besucher aus aller Welt empfangen werden. Der Tiergarten Schönbrunn ist international eng vernetzt und unter anderem Mitglied der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria), der WAZA (World Association of Zoos and Aquariums) und der internationalen Naturschutzorganisation IUCN. Die gute Zusammenarbeit zeigte sich auch zu Beginn des Ukraine-Krieges, als die EAZA eine gemeinsame Spendenaktion zur Unterstützung der Zoos vor Ort ins Leben rief, um Tieren zu helfen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen. Der Tiergarten Schönbrunn und seine Belegschaft beteiligten sich an dieser Aktion.

Freude über Nachzuchten

Das Jubiläumsjahr brachte das ganze Jahr über viele besondere Jungtiere – ob bei bedrohten Nutztierrassen am Tirolerhof, bei zuvor am Flughafen beschlagnahmten Schmuggel-Chamäleons oder bei den gemütlichen Faultieren. Auch Waldrapp-Küken wurden im Rahmen eines Artenschutzprojektes wieder von ihren menschlichen Ziehmüttern im Tiergarten aufgezogen. Durch die so geschaffene Prägung können die Ziehmütter mit ihren kleinen Schützlingen in Ultraleicht-Fluggeräten in ihr Winterquartier in der Toskana fliegen. Dieses EU-LIFE Projekt wird im Tiergarten koordiniert. Ein Highlight des Jahres war im Juni die Geburt von Orang-Utan-Nachwuchs Kendari. „Erhaltungszucht ist eine zentrale Aufgabe moderner, wissenschaftlich geführter Tiergärten. All diese Zuchterfolge helfen, den Bestand bedrohter Tierarten zu erhalten“, so Hering-Hagenbeck.

Der Tiergarten feiert Geburtstag

Am 31. Juli feierte der Tiergarten, der im Jahr 1752 von Kaiser Franz I. Stephan und seiner Gemahlin Maria Theresia gegründet wurde, offiziell seinen 270. Geburtstag. Dieser Anlass wurde mit Tierischen Sommerabenden, an denen der Tiergarten länger geöffnet hatte, mit zusätzlichen kulinarischen Angeboten, Artisten und musikalischer Untermalung gebührend gefeiert. Außerdem wurden über den Sommer die Löwenanlage, die Gepardenanlage und der Nashornpark modernisiert und umgestaltet, sowie ein neuer Streichelzoo eröffnet. „An den Tieranlagen lässt sich besonders gut erkennen, wie sich der Tiergarten über die Jahre im Einklang mit dem einzigartigen historischen Erbe weiterentwickelt hat. Die Anlagen bieten den Besucherinnen und Besuchern jetzt interessante und naturnahe Einblicke und seinen Bewohnern einen tiergerechten Lebensraum“, erklärt Hering-Hagenbeck.

Fokus Artenschutz

Der Herbst stand ganz im Zeichen des Artenschutzes. Bei den 16. Artenschutztagen im September im Tiergarten zeigten die Zoll-Spürhunde ihr Können. Dazu stellten 22 österreichische Natur- und Artenschutz-Organisationen ihre Arbeit vor und der Tiergarten Schönbrunn gab Einblicke in seine Artenschutzprojekte. Auch zu Halloween wurde auf das weltweite Artensterben aufmerksam gemacht, denn 20 Prozent aller von der Welttierschutzorganisation IUCN erfassten Tierarten sind von Ausrottung bedroht. Daher war die Freude groß, als Ende September bei den gefährdeten Koalas der zweite Nachwuchs in der Geschichte österreichischer Tiergärten erstmals aus dem Beutel blickte.

Erwartungen übertroffen

Die massiv gestiegenen Energiekosten sind natürlich auch am Tiergarten nicht spurlos vorbeigegangen. Schließlich gibt es 50 Tierhäuser, die alle Energie benötigen, um ihren Bewohnern auch in kalten Wintertagen ein wohliges Quartier zu garantieren. Bei den zahlreichen Großbaustellen hatte der Tiergarten mit langen Lieferzeiten für Materialien zu kämpfen. „Trotz dieser anhaltenden Herausforderungen sind wir nach den letzten beiden sehr schwierigen Jahren alles in allem zufrieden mit dem Jahr 2022. Wir durften wieder sehr viele Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen und freuen uns auch dieses Jahr über die Treue von 100.000 Jahreskartenbesitzern und – besitzerinnen“, so Ana Haschka, kaufmännische Leiterin des Tiergarten Schönbrunn, abschließend. 

Bild: Neuer Teich im Nashornpark. Foto: © Daniel Zupanc

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Quelle: Wiener Tiergarten Schönbrunn

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