Die fußballerische Vorgeschichte des FK AUSTRIA WIEN geht zurück bis ins ausgehenden 19. Jahrhundert. Damals waren Teile der späteren Wiener Violetten bereits als VIENNA CRICKET AND FOOTBALL CLUB aktiv. Die Cricketer wiederum gelten nach dem FIRST VIENNA FC als zweitältester Fußball-Verein Österreichs. Die Vereins-Gründungen dieser beiden Urgesteine trennte lediglich ein Tag. Die Vienna erblickte, wenn man so will, das fußballerische Licht der Welt am 22. August 1894, einen Tag später meldeten sich die Cricketer an. Daher kann die Vienna bis heute das „First“ mit Fug und Recht in ihrem Vereins-Namen führen.
Die Cricketer waren seit jenen Anfangs-Tagen im Wiener Prater beheimatet. Diese grüne Lunge der Stadt mit ihren zahlreichen Wiesen und freien Flächen bot den diversen Sportausübungen ungeheuer viel Platz. Folglich war der Zulauf zu diesem Verein dermaßen groß und auch die Mitgliederzahl stieg rasant empor, sodass Abspaltungen fast eine logische Konsequenz davon waren. Aus einer dieser Abspaltungen heraus wurde am 15. März 1911 der „Wiener Amateur Sportverein“ gegründet. Man trat nicht nur dem Österreichischen Fußball-Bund, kurz ÖFB, bei, das neue Team wurde auch sofort der höchsten Spielklasse zugeteilt. In dieser höchsten österreichischen Spielklasse befindet sich die WIENER AUSTRIA bis heute.
Der erste Auftritt in der Öffentlichkeit anno 1911 brachte mit sich, dass man die schwarz-blauen Dressen der Cricketer ablegte und in Violett antrat. Violett – diese Farbe steht für Macht, Reichtum und Adel, allerdings auch für den Übergang von Gegensätzlichkeiten zu Harmonie. Violett wird auch gerne anhand von Trauerfeierlichkeiten als Alternative zur Farbe Schwarz getragen. Womit wiederum bewiesen scheint, warum die AUSTRIA sehr oft schon „in fußballerischer Schönheit“ gestorben ist.
Das Spiel der „Amateure“ war auch damals schon zwar schön anzusehen, aber nicht unbedingt immer von Erfolg gekrönt. Der Ruf der Amateure jedoch war ausgezeichnet und auch international geachtet, respektiert und anerkannt und ihr Spiel stand für die „Wiener Fußball-Schule“. Und dennoch ließ die erste gewonnene Meisterschaft sehr lange auf sich warten. Nachdem man 1920, 1921 und 1923 dreimal Zweiter wurde, gelang 1923/24 der ganz große Wurf und man krönte sich zum Champion. Die Amateure waren Meister. Ein Jahr später erreichte man hinter dem SC Hakoah Wien die Vize-Meisterschaft und 1925/26 war man wieder Erster und Titelträger in der damals noch zum Wiener Fußballverband / kurz WFV zählenden Ersten Klasse.
Bereits 1924 wurde unter tatkräftiger Mithilfe des ÖFB-Verbandskapitäns Hugo Meisl eine reine Profi-Liga in Österreich etabliert. Der Name Amateure schien somit nicht mehr zeitgemäß und Fehl am Platze zu sein. Die Amateure waren somit allerdings auch der erste Profi-Meister von Österreich.
Der nun bestehende professionelle Spielbetrieb in Österreich gestattete den Violetten nun nicht mehr, als „Amateure“ aufzutreten. Was tun also? Eine Namens-Änderung musste her. Doch wie sollte der Klub von nun an heißen? Da hatte Dr. Emanuel Schwarz, den alle Welt nur „Michl“ rief, die geniale Idee für die Bezeichnung AUSTRIA. Austria stand, gerade im Ausland für Österreich und der „Michl“ erhoffte sich dadurch noch mehr Einladungen zu internationalen Spielen seiner Violetten. Emanuel Schwarz stand in jenen Jahren der Austria-Schwimmsektion vor – sein unbürokratischer Vorschlag für diese Namensänderung lag somit quasi auf der Hand. Und während im Amateure-Vorstand noch heftig darüber gestritten und diskutiert wurde, wie denn der alles andere als aus Amateuren bestehende Verein nun heißen sollte, hob Dr. Emanuel Schwarz den Zeigefinger und schmetterte in die Runde: „Ich stelle dem Klub den Namen der Schwimmsektion zur Verfügung.“ Es ist überliefert, dass es dem Medizinalrat eine ungeheure Freude bereitete, wenn „Austria“ mit „Österreich“ – und umgekehrt – verwechselt wurde. Durch diese seine Eingebung war es dem Austria-Management – auch das ist überliefert – stets ein leichtes gewesen, den Klub anhand von Tourneen, die wiederum Geld und fehlendes Kapital in die Vereinskasse spülten, in und nach aller Herren Länder zu verfrachten.
Und so trat man im Oktober 1926 am Wacker-Platz an, spielte gegen SC Wacker Wien 2 : 2 und 6.000 Zuschauer in Wien-Meidlung sahen erstmals die AUSTRIA kicken. Und am 28. November 1926 wurde der zwar ruhmreiche, aber nicht mehr zeitgemäße Vereins-Name „Wiener Amateur Sportverein“ anhand einer Generalversammlung im Dom-Café in der Singerstraße in Wien I / Innere Stadt offiziell in „Fußball-Klub Austria“ umgewandelt.
Die Fußballer erhielten demnach den Namen der Schwimmer und anhand dieses unvorhergesehenen Wellenganges schwappte auch Dr. Emanuel „Michl“ Schwarz endgültig zum Team. Der Arzt und Violette wurde in der Szene auch sehr bald schon als der „Fußball-Wunderdoktor Michl“ bekannt und berühmt.
Die Räder der Zeit drehten sich weiter und heute steht die Austria als alleiniger Österreichischer Rekord-Titelträger perfekt da. 24 gewonnene Meisterschaften, sowie 27 Cup-Siege, dazu 2 Mitropacup-Triumphe und 6 Supercup-Erfolge, von den 19 Titeln in der Wiener Stadthalle ganz zu schweigen, prägten diesen Verein bis dato. Große Spieler gingen aus diesem Klub hervor und trugen das Violett im Zuge ihrer Karrieren in die ganze Welt hinaus. Die Amateure machten einst die Wiener Fußball-Schule salonfähig, bekannt und berühmt. Der Name AUSTRIA avancierte zur Marke und steht auch heute noch für gehobenen Fußballsport und „ein bisserl ein verspieltes Gekicke“. Doch genau das wollen die Anhänger sehen, dafür wird man AUSTRIAner, selbst dann, wenn so manches Spiel graue Haare mit sich brachte und dies bis heute noch tut.
Der FK Austria Wien steht derzeit finanziell auf schmalen Füssen. Dennoch gelang es Trainer Manfred Schmid, ein Team zu formen, das mit jungen und ambitionierten Fußballern wieder langsam aber sicher den Versuch starten wird, an große Erfolge von einst anzuknüpfen. Dies braucht allerdings seine Zeit. Zeit, die, so hat es zumindest den Anschein, sich die Austria auch nehmen wird, ja nehmen muss. Nichtsdestotrotz bereiten gerade diese jungen Fußballer ihrem Anhang oftmals Freude, wenngleich auch immer wieder Rückschläge zu verkraften sind. Doch genau dieses Wellental „durchschwamm“ – wenn man so will – der FAK jahrzehntelang. Aber, es wächst etwas heran mit den jungen Aktiven in Favoriten, ein kleines „Veilchen“-Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden sollte. Und, die AUSTRIA steht mit ihren Eingenbauspielern wieder vermehrt für Österreich und das ist auch gut so. „Michl“ Schwarz und all den Granden von einst sei ob ihrer bereits damals vorherrschenden Weitsicht gedankt.
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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