Der Bankomat wird im deutschsprachigen Raum immer noch häufig genutzt.  Quelle: Pixabay.com

Die Welt wird zunehmend digital. Dieser Trend ist in allen Lebensbereichen sicht- und spürbar. Entwicklungen wie jene von Anwendungen auf Basis Künstlicher Intelligenz werden dies in Zukunft noch beschleunigen.

Die Bürger lieben ihr Bargeld

Doch gerade im deutschsprachigen Raum scheint es einen Bereich zu geben, der sich dagegen erfolgreich wehrt. Die Österreicher, Deutschen und Schweizer lieben ihr Bargeld. Untersuchungen in Deutschland zeigen, dass die Bürger im Schnitt rund 100 Euro in bar in ihrer Geldbörse mit dabeihaben.

Neue Umfragen zeigen, dass Bargeld seinen Vorsprung als beliebteste Zahlungsmethode in der DACH-Region weiter ausbaut. Trotzdem laufen die Bestrebungen der Europäischen Zentralbank (EZB), einen digitalen Euro einzuführen, weiter auf Hochtouren.

In einigen Jahren soll es dann so weit sein. Dann möchte die EZB ihr Konkurrenzprodukt zu Kryptowährungen und digitalen Zahlungsmethoden wie PayPal oder Apple Pay auf den Markt bringen.

US-Finanzdienstleister dominieren den Markt

Schon jetzt haben die vor allem amerikanischen Finanzdienstleister die Märkte für sich erobert. Das ist wenig verwunderlich, schließlich bietet das Bezahlen mit digitalen Zahlungsmethoden zahlreiche Vorteile. Diese werden vor allem im Netz schnell sichtbar. Dort führen E-Wallets die Liste der beliebtesten Online-Zahlungsmethoden längst deutlich an.

Schließlich haben sich diese als Standard durchgesetzt. Wer heute im Internet einkauft, Geld transferieren oder online spielen möchte, kann dies mit wenigen Klicks erledigen. Vor allem Shops und Gaming-Plattformen trachten danach, ihren Kunden eine große Bandbreite an Zahlungsoptionen zur Verfügung zu stellen.

Dies garantiert Interesse und die Möglichkeit, die bevorzugte Zahlungsvariante zu wählen. Das betrifft vorwiegend den Kunden des Online Casino, schnelle Auszahlung ist dort wichtig und erwünscht. Das kann allerdings nur eine digitale Zahlungsmethode garantieren. Angesichts dieses Erfolgs möchte die EZB zukünftig dagegenhalten.

Massive Bedenken gegen die Einführung eines digitalen Euro

Doch dies ruft massive Bedenken von Konsumentenschützern und Aktivisten hervor. Sie befürchten, dass die Einführung des digitalen Euro lediglich der erste Schritt hin zu einer Abschaffung des Bargelds sein könnte.

Dann wären die Bürger ihren Staaten förmlich ausgeliefert, denn nur Bargeld garantiert Anonymität und Sicherheit im Krisenfall. Digitale Währungen lassen sich programmieren und auf Wunsch nur für bestimmte Zwecke nutzen. Das weckt Ängste, dass der Staat seine Bürger anhand deren Zahlungen überwachen und nach Wunsch steuern könnte.

Diese Befürchtungen sind im deutschsprachigen Raum besonders ausgeprägt und werden durch Maßnahmen wie eine von der EU beschlossene Bargeldobergrenze für Zahlungen noch befeuert.

Die EZB versucht diese Bedenken zu zerstreuen und beteuert regelmäßig, dass der digitale Euro lediglich eine weitere Zahlungsmethode in einem breit gestreuten Portfolio sein soll. Doch ausgerechnet die EZB-Präsidentin Christine Lagarde selbst plauderte in einem Telefonstreich aus, dass der digitale Euro sehr wohl zur beschränkten Kontrolle genutzt werden soll. Das nährt Befürchtungen, dass mit der Einführung ein erster Schritt zum Ende des Bargelds gesetzt werden soll.

Die Politik hat das Thema für sich entdeckt

In Österreich hat sich die Politik dieses Themas bereits seit langem angenommen. Unterschiedliche Parteien versuchen, das Thema zu besetzen. Diese Bemühungen gipfelten sogar in der Forderung, das Recht auf Bargeld in der Österreichischen Bundesverfassung zu verankern.

Diese Diskussion zeigt bereits, wie wichtig Bargeld für viele Menschen ist. Zuletzt konnte es sogar eine Position in der Hitliste, der am häufigsten genutzten Zahlungsmethoden ausbauen. IN Deutschland liegt diese bei 71 Prozent, in Österreich sogar bei 79 Prozent. Damit kehrt sich jener Trend, der in den vergangenen Jahren durch die Pandemie ausgelöst wurde, gerade wieder ins Gegenteil um.

Vertrautheit und Anonymität werden geschätzt

Die Gründe für die Beliebtheit von Bargeld sind vielfältig. Sie beginnen bei der Vertrautheit, diese wird von 61 Prozent der Nutzer als wichtigste Eigenschaft angegeben. Danach folgt bereits die Anonymität, die in Österreich von 56 Prozent der Befragten und in Deutschland immerhin noch von 45 Prozent sehr geschätzt wird. In der Schweiz sind laut Umfragen bis zu zwei Drittel der Bevölkerung gegen eine Abschaffung des Bargelds.

Bargeld wird in diesen Ländern aufgrund der historischen und kulturellen Prägung stark mit finanzieller Stabilität und Wohlstand verknüpft. Die schnelle, unkomplizierte und anonyme Nutzung gilt als zentraler Erfolgsfaktor, diesen möchten große Bevölkerungsgruppen nicht so einfach aufgeben. Datenschutz und frei finanzielle Entscheidungen werden wohl in Österreich, als auch in Deutschland und der Schweiz enorm geschätzt.

Das Maß aller Dinge

Doch während in Deutschland der Anteil derjenigen, die bereit wären, auf Bargeld zu verzichten, leicht ansteigt, sinkt dieser in Österreich. Hier gilt weiterhin der Grundsatz: „Nur Bares ist Wahres“. Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass Bargeld in den deutschsprachigen Ländern einen hohen Stellenwert hat; in Österreich ist Bares jedoch das Maß aller Dinge.

Doch das bedeutet nicht gleichzeitig, dass die deutschsprachige Bevölkerung Europas kein Interesse an digitalen Zahlungsmethoden hätte. Rund 20 Prozent können sich vorstellen, zukünftig häufiger digital zu bezahlen. Dieses Interesse ist hauptsächlich in den jüngeren Bevölkerungsgruppen besonders ausgeprägt. Das gilt sinngemäß auch für den geplanten digitalen Euro. Rund ein Fünftel der Bevölkerung, vorwiegend jüngere Gruppen, können sich derzeit vorstellen, den digitalen Euro zu nutzen.

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