31. Oktober 2012
Der Jahrgang 2012 bringt den österreichischen Weinliebhabern sehr gute, fruchtige und stoffige Weine. Die herrliche Witterung hat zu weitgehend gesunden und reifen Trauben geführt, wenn auch die sommerliche Trockenheit später im Keller viel Aufmerksamkeit erforderte, damit ein sauberes Durchgären gewährleistet und eine strahlende Aromatik erreicht werden konnte. Ebenso verlangte die meist gemäßigte Säure Sensibilität im Keller, um die vorhandene gute Würze gepaart mit reifer Frucht erfolgreich herauszuarbeiten. Nicht nur die Jungweine trumpfen mit großer Fruchtigkeit auf, viele Weine haben auch gute Anlagen um erfolgreich in die Jahre zu kommen. Die aktuelle Ernteschätzung der Statistik Austria mit Ende Oktober 2012 geht von einer Erntemenge von knapp 2,1 Mio. hl aus, das bedeutet ein Minus von ca. 400.000 hl zum fünfjährigen Durchschnitt. Dies ist vor allem auf den Spätfrost im Mai zurückzuführen, der in Niederösterreich markante Einbußen gebracht hat.
Niederösterreich
Der negative Auftakt zu Saisonbeginn war der Spätfrost in der Nacht auf den 18. Mai, der in Niederösterreich und besonders im Gebiet des Pulkautales (nordwestliches Weinviertel) bis zu 6.000 ha junge Rebstöcke schädigte. Der folgende Sommer war von Trockenheit und nur moderater Hitze geprägt, was sich auf die Vegetation positiv auswirkte. Auch bewahrheiteten sich die Befürchtungen eines zu starken Säurerückganges nicht. Das Lesewetter zeigte sich ähnlich wie im Jahr 2011. Das nahezu andauernde Schönwetter erlaubte den Lesetermin nach Belieben entsprechend der gewünschten Reife festzulegen, ohne dass eine herannahende Schlechtwetterfront den Kalkulationen einen Strich durch die Rechnung machte. Auch heuer gab es vorwiegend sehr gesunde Trauben, und sofern nicht Hagelschäden zu Problemen führten, konnten schöne, lockerbeerige Trauben eingefahren werden. Diese gaben den Most beim Pressen im Weinkeller allerdings nur zögernd her, sodass dieses Jahr mit einer geringeren Ausbeute zu rechnen ist. Auf Grund der heuer zugelassenen Möglichkeit der Säuerung sorgte ein entsprechendes Säuremanagement für eine gute und saubere Vergärung. Durch ihre Erfahrungen der letzten Jahre sind die heimischen Winzer inzwischen auf mögliche Gärschwierigkeiten durch die teilweise geringe Mostversorgung in Folge des trockenen Sommers größtenteils sensibilisiert, sodass hierbei wenig Probleme festzustellen waren. Der kleine Wermutstropfen ist die geringe Erntemenge in Niederösterreich, statt üblicherweise 1,6 wird nur mit 1,1 Mio. hl zu rechnen sein.
Burgenland
Nicht nur beim Lesebeginn hatte das Burgenland heuer deutlich die Nase vorne. Sowohl wetter- als auch erntemäßig war das Land der weinmäßige Gewinner in Österreich. Nach einem milden Winter kam ein Frühjahr mit durchaus guter Feuchtigkeit. Die punktuellen Frostschäden fielen eher mäßig und verkraftbar aus und auch der Hagel hielt sich dieses Jahr in Grenzen. Die frühe Blüte führte zu einem zeitigen Lesebeginn bereits in der ersten Augusthälfte. Das Ergebnis: Eine Erntemenge die einem Normaljahr entspricht, auf jeden Fall ist es mit 750.000 hl deutlich mehr Wein als letztes Jahr geworden. Das schöne Lesewetter erlaubte dazu noch ein gutes Arbeitstempo, ohne Zeitdruck durch drohende Wetterfronten oder Fäulnis. Die optimale Traubengesundheit brachte sehr gute Qualitäten, wobei sich die ersten Weißweine ausnehmend fruchtig, stoffig und sehr sauber präsentieren, die Rotweine sind heuer tiefdunkel und zeichnen sich durch große Kraft aus. Auf beiden Seiten des Neusiedlersees konnten Spät- und Auslesen in sehr hoher Güte und zufriedenstellender Menge eingebracht werden. Die Trauben für höhere Prädikate mit Botrytis-Einfluss und Eisweine hängen größtenteils noch in den Rieden. Hier sind die Bedingungen der nächsten Wochen entscheidend für den Süßweinjahrgang 2012.
Steiermark
Das heurige Vegetationsjahr hinterließ auch im südlichsten Bundesland deutliche Spuren. Der Frost am Ostermontag führte dazu, dass besonders die Muskatellerernte letztendlich deutlich niedriger ausgefallen ist. Der starke Frost vom 17. auf 18. Mai in Niederösterreich und Wien verursachte hier nur wenig Schaden. Deutliche Auswirkungen hatte jedoch die trockene Wettersituation, wobei im Juli regional sehr unterschiedliche Verhältnisse herrschten. Von sehr trocken bis zu 300 mm Niederschlag betrug hier die Spannweite. In der Weststeiermark gab es viele Gewitter, während in der Südsteiermark so gut wie keine Unwetter zu verzeichnen waren. Ab 20. August wurde mit der Lese begonnen, ab 10. September intensiv geerntet, damit die Weine durch den hohen Zuckergehalt nicht zu hoch im Alkohol wurden und ihre Fruchtigkeit erhielten. Bei der Lese zeigte sich, dass die Trauben durchwegs lockerbeerig waren und der Regen zu Ende der Lese ohne Spuren blieb. Dies führte zu einer sehr hohen Qualität, allerdings auch zu einer wesentlich geringeren Erntemenge, die mit etwa 195.000 hl gerade noch als durchschnittlich zu bezeichnen ist. Der steirische Weinjahrgang 2012 zeichnet sich durch eine schöne Würze und dichte Weine aus, Sauvignon Blanc wird eher eine reifere Aromatik aufweisen. Der Muskateller fällt sehr duftig und dicht aus und die Weißburgunder bestechen durch einen bereits sehr ausgeprägten und schön nussigen Charakter. Auch beim Steirischen Junker ist sehr viel Fruchtigkeit zu erwarten.
Wien
Ebenfalls gut gemeint hat es der Wettergott mit dem Weinbaugebiet Wien. Lediglich in Stammersdorf sind zehn ha Totalausfall durch die verhängnisvolle Frostnacht vom 17. auf 18. Mai zu beklagen. Ansonsten gab es keinen Hagel und der Witterungsverlauf war bis zur Lese hin günstig. Ab April gab es ausreichend Wärme und selbst der verregnete Juli konnte den Reben nichts anhaben. Dadurch wurden sehr gute Qualitäten gelesen, wobei die Winzer auch in Wien frühzeitig mit der Ernte begannen, um Weine mit moderatem Alkoholgehalt zu erhalten. Der Jahrgang präsentiert sich fruchtig, gehaltvoll und hochwertig, leider liegt die Menge auch in Wien mit 22.000 hl etwas unter dem Durchschnitt.