„There is no Planet B“ ist ein zentraler Slogan der „Fridays for Future”-Bewegung, die eine globale Aufmerksamkeit für die Klimakrise geschaffen hat und für besseren Klimaschutz kämpft. Auch in Österreich gingen junge und ältere Menschen dafür auf die Straße. Nicht zum ersten Mal bewegte ein Umweltthema zahlreiche Menschen in unserem Land: Erfolgreiche Umweltbewegungen sind auch rund um die geplanten Kraftwerke in Zwentendorf und Hainburg entstanden. Das neue Audio-Angebot des hdgö stellt diese vor und beschreibt den Einfluss des Menschen auf die Natur im Lauf der letzten Jahrzehnte. Damit gibt das Zeitgeschichte-Museum einen hochinteressanten Überblick über Naturwahrnehmungen und herausragende Momente der österreichischen Umweltgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. Die bekannten Stimmen von ORF-Moderator Tarek Leitner und ORF III-Chefredakteurin Ingrid Thurnher erzählen die Meilensteine abwechslungsreich. Entwickelt wurde der Audio-Themenweg vom Vermittlungsteam, das die Schließzeiten des Museums so gut zu nutzen wusste.
„Der neue Audio-Themenweg des Hauses der Geschichte liefert spannende Einblicke in das österreichische Zeit- und Umweltgeschehen. Er zeigt: Mutiges Engagement für unseren Planeten prägt Geschichte! Denn Umweltschutz geht uns alle an und die Beispiele von Zwentendorf über Hainburg bis hin zu „Fridays For Future“ machen sichtbar, wie wirkungsvoll unser Einsatz für den Schutz unserer wertvollen Natur und Umwelt sein kann!“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler beim Launch des neuen Audioangebots.
ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger unterstreicht die Aktualität des Themas: „Die Klimakrise ist ein höchst drängendes Problem. Um die Entstehung und die Entwicklungen zu verstehen, bietet unser Zeitgeschichtemuseum einen gut strukturierten Überblick, der auch zu Hause oder in der Schule einfach gehört werden kann. Ein Muss für alle, die mitreden wollen.“
Der Audio-Themenweg verdeutlicht die geschichtliche Entwicklung: Vor hundert Jahren war der Schutz der Umwelt noch keine politische Forderung. Die Natur wurde vielfach ideologisch vereinnahmt, beispielsweise in der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur, im Nationalsozialismus und auch im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs der Zweiten Republik. „Damals wurde die Natur als wilde Gegenspielerin der Technik gesehen. Dieser vermeintliche Fortschritt ging zu Lasten künftiger Generationen. Heute ist klar, dass Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die auch Museen wahrnehmen müssen.“, sagt hdgö-Direktorin Monika Sommer. „Das Haus der Geschichte Österreich leistet – nicht nur am Welttag der Umweltbildung – einen wertvollen Beitrag dazu.“
Eine Rückschau zum Hören: Die Belastung der Natur durch die moderne Welt
Ab dem 18. Jahrhundert veränderten sich die Natur und die menschliche Gesellschaft grundlegend – durch die von Europa ausgehende Industrialisierung. Mit der Erfindung der Dampfmaschine und anderer Technologien konnte immer mehr und schneller produziert werden. Die Produktion von Eisen und Stahl und der Bau von Maschinen benötigten Unmengen an fossilen Brennstoffen. Kohle wurde eingesetzt, deren Verbrennung die Luft verschmutzte. Auch Böden und Gewässer wurden belastet. Nach 1945 beschleunigten sich diese Prozesse ein weiteres Mal. Die Veränderung der Umwelt ging Hand in Hand mit neu erschlossenen Energiequellen, neuen Technologien und vertieften globalen Verbindungen der Märkte.
Lange hinterfragten wenige die Fortschritts- und Wachstumsorientierung. Ende der 1960er Jahre jedoch wurden weltweit die Auswirkungen des Massenkonsums und der stetig steigenden Mobilität auf die Umwelt sichtbar. In den 1970er Jahren liegt der Beginn eines breiter werdenden Umweltbewusstseins, in dessen Folge Umweltschutzorganisationen gegründet wurden, oder sich politische Parteien formierten, die Umweltschutz zu ihrem zentralen Thema machten.
Österreichische Meilensteine: Zwentendorf, Hainburg und Mobilisierung gegen Gentechnik
Weltweit entstand in dieser Zeit ein neues Bewusstsein für ökologische Fragen. Auch in Österreich: So kam es, dass das Kraftwerk Zwentendorf zwar ab 1971 mit einem Aufwand von mehreren Milliarden Schilling gebaut wurde, aber nach einer Volksabstimmung am 5. November 1978 nie in Betrieb ging. Es ist damit das einzige Gebäude der Welt, das ein Atomkraftwerk sein könnte, es aber nicht wurde. Heute verbietet in Österreich sogar die Verfassung, dass Atomkraftwerke in Betrieb genommen werden dürfen.
Am 19. Dezember 1984 standen rund 2.000 Polizisten und Polizistinnen etwa 4.000 Menschen gegenüber, die die Hainburger Au besetzten, um einen Kraftwerksbau an der Donau zu verhindern. In ganz Österreich solidarisierten sich Menschen mit der Besetzung, allein in Wien gingen 40.000 Menschen auf die Straße. Ein Anfang 1985 aufgelegtes Volksbegehren zur Erhaltung der Au und der Errichtung eines Nationalparks erreichte über 350.000 Unterschriften. Die Verhinderung des Kraftwerks in Hainburg gilt bis heute als Meilenstein in der Entwicklung der Ökologiebewegung in Österreich und für die Etablierung der Partei der Grünen.
Mit mehr als 1,2 Millionen Unterschriften zählt das Gentechnik-Volksbegehren zu den absoluten Spitzenreitern der österreichischen Volksbegehren. Es lag 1997 zur Unterschrift auf. Die Forderungen lauteten: kein Essen aus dem Genlabor in Österreich, keine Freisetzung genmanipulierter Lebewesen in Österreich, kein Patent auf Leben. Die Diskussion rund um die Verbreitung von Gentechnik zeigte Wirkung. Bis heute ist es in Österreich nicht erlaubt, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen. Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Pflanzen oder Tiere enthalten oder aus ihnen hergestellt wurden, müssen gekennzeichnet werden.
Aktuelle Entwicklungen: Fridays for Future, schon im Museum und im Kopfhörer
Der Heldenplatz war seit Anfang 2019 der zentrale Protestort einer neuen Bewegung: Unter dem Motto „Fridays for Future“ gingen und gehen freitags weltweit Schülerinnen und Schüler, Studierende und andere junge und ältere Menschen gemeinsam auf die Straße. Die schwedische Schülerin Greta Thunberg hatte 2018 begonnen, vor dem schwedischen Parlament für besseren Klimaschutz zu protestieren. Dieser „Schulstreik für das Klima“ inspirierte viele junge Menschen, die es ihr gleichtaten.
Das HdGÖ sammelt und dokumentiert am Puls der Zeit: So ist die Fridays for Future-Bewegung beispielsweise mit Plakaten im Museum und mit Originalzitaten im Audio-Themenweg vertreten. „Der wachsende Wohlstand ab den 1970er Jahren und der in vielen Ländern mögliche soziale Frieden waren nur als Anleihe auf die Zukunft möglich – um die eine junge Generation nun kämpft. Wir bieten einen breiten Blick auf diese Zusammenhänge. Im Museum selbst dokumentieren wir mit zahlreichen Objekten politisch aufgeladene Naturwahrnehmung von gestern und heute. Mit unserem Audioangebot haben wir jetzt auch die Möglichkeit geschaffen, mit Laptop oder Smartphone mehr zu erfahren: Einfach Kopfhörer aufsetzen, Guide starten und hineinhören – ab sofort zu Hause und ab 9. Februar 2021wieder im Museum!“, lädt hdgö-Direktorin Sommer ein.
Weiterführende Links
Einleitung Umweltgeschichte:
Hineinhören unter:
Weitere Audio-Themenwege:
Demokratie
Ein Jahrhundert in Biografien:
Quelle: Haus der Geschichte Österreich / HdGÖ
Weitere HdGÖ-Artikel finden Sie bei uns bitte hier;
Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ)
Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik und organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das hdgö in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar – in historischen Räumen mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung. Viele Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.