Mindestens zwei Liter, gerne auch mehr, so lautet eine gängige Regel. Sportler, in diesem Falle Fußballer, feiern ihre Siege auch schon einmal mit Mineralwasser. Im Bild (von links) die Aktiven Georg Zellhofer, Manfred Schill und Siegfried Bauer des SK VÖEST Linz aus der Saison 1982/83. Foto: © oepb  

Draußen ist es drückend schwül. Und es wird noch heißer. Der gutgemeinte Rat dabei lautet immer viel zu trinken! Schon bei normalen Temperaturen sollte man auf mindestens zwei Liter täglich kommen, und da wäre am besten Wasser und ungesüßte Tees. In Anbetracht der steigenden Temperaturen sollte man die Trink-Menge steigern. Der Körper verlangt ohnehin danach, in dem wir Durst verspüren, ein Kratzen im Hals haben und urplötzlich husten müssen.

Trinkmythos 1: Zwei Liter Wasser täglich müssen es sein

Das stimmt so nicht. Es gibt keine wissenschaftlich belegte Wassermenge, die man täglich konsumieren sollte, betont der Ernährungswissenschafter Uwe Knop, der sich auf die Auswertung von Ernährungsstudien spezialisiert hat: „Die Trinkmenge hängt immer vom individuellen Lebensstil ab. Wer in einem klimatisierten Büro sitzt, braucht weniger Flüssigkeit als jemand, der bei Hitze im Freien arbeitet. Dazu kommt, dass wir einen guten Teil unseres Wassers mit dem Essen aufnehmen. Fast alles, was wir essen, ist nämlich feucht oder mit Wasser gekocht, egal ob Fleisch, Käse, Butter oder auch Pasta und Suppen.“ Viele Gemüse- und Obstsorten bestehen bis zu 90 Prozent aus Wasser – und das wird von unserem Stoffwechsel auch als Flüssigkeit verwertet. Entscheidend für den Flüssigkeitsbedarf seien Alter, Körpergewicht, Temperatur, Kondition und Anstrengung, so Uwe Knop. Das gilt auch für ältere Menschen und Senioren – sofern sie prinzipiell gesund und fit sind. Anders sieht es bei kranken und pflegebedürftigen Personen, etwa Demenzkranken aus. Bei ihnen funktioniert das normale Durstempfinden nicht mehr – oder sie vergessen auf das Trinken. Hier ist es wichtig, dass Pfleger und Betreuerinnen auf regelmäßiges Trinken achten und sich auch an einer konkreten Trinkmenge orientieren.

Trinkmythos 2: Bei Durst zu trinken ist schon zu spät

Das ist definitiv ein Mythos. „Der Durst ist der einzige und beste Indikator, der einen spüren lässt, wann der Körper wirklich Flüssigkeit braucht“, betont Knop: „Trinken Sie einmal ein Glas Wasser, wenn Sie richtig durstig sind. Das schmeckt köstlich wie selten.“ Und man bekommt dadurch auch einen richtigen Energiekick. Ist der Körper dagegen vollgetankt mit Flüssigkeit, dann hat man auch kein Bedürfnis nach Flüssigkeit, es fällt einem oft sogar schwer, etwas hinunterzubringen, der Bauch fühlt sich voll an – egal ob man die empfohlene Tagesmenge schon intus hat oder eben auch nicht. Das gilt auch für Sportler. Selbst Marathonläufer sollten nur trinken, wenn sie wirklich Durst haben. Natürlich kann es einmal passieren, dass man zu wenig trinkt und moderat dehydriert, vor allem bei älteren Menschen. Das merkt man an Anzeichen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Unwohlsein. Dann ist es wichtig, erst einmal ein großes Glas Wasser zu trinken. Bessern sich die Symptome langfristig nicht, sollte man aber zum Arzt gehen. Und auch Nierenkranke oder Diabetiker sollten sich nicht nur auf ihr Durstgefühl verlassen, sondern am besten regelmäßig trinken.

Trinkmythos 3: Wenn es heiß ist, am besten lauwarme Getränke zu sich nehmen

Hier sind sich die Experten nicht einig. Man sollte definitiv nicht heiß trinken, das erhöht die Körpertemperatur weiter – was man spätestens am Schweißausbruch nach einer heißen Tasse Tee oder beim Löffeln einer Suppe merkt. Trinkt man Kaltes, so die oft gehörte Information, verengen sich die Blutgefäße, um die Wärme im Körper zu halten. Diese „Arbeit des Körpers“ erzeugt aber Wärme, was wiederum zum Schwitzen führt. Deshalb seien lauwarme Getränke oder solche mit Raumtemperatur ideal, weil der Stoffwechsel eben weniger Arbeit mit ihnen hat. Uwe Knop betont, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis für diese These gibt: „Sich zu etwas zu zwingen, was man nicht möchte, macht langfristig nur unglücklich.“ Er plädiert dafür, nach dem eigenen Empfinden vorzugehen. Wenn das Eiskalte ein Gefühl der Erfrischung gibt, ist das in Ordnung. Andere wiederum trinken gern lauwarme Getränke im Sommer. Falsch macht man jedenfalls bei beiden Varianten nichts.

Trinkmythos 4: Kaffee dehydriert

Das Lieblingsgetränk der Menschen in Österreich galt lange Zeit als Flüssigkeitsräuber. Mittlerweile wird er aber positiv zur Flüssigkeitsbilanz gezählt, man kann ihn zum Trinkkonsum addieren, erklärt der Berufsverband deutscher Internisten. Ideal wäre es, wenn der Kaffee ohne Zucker getrunken wird. Allerdings nicht, weil er dann doch Flüssigkeit entzieht. Aber der Zucker enthält leere Kalorien und lässt die Insulinproduktion anspringen. Das ist auch der Grund, warum oft empfohlen wird, keine Limonaden und Fruchtsäfte zu trinken. Was im Gegensatz zu Kaffee schon dehydriert, ist Alkohol, weil er die Regulierung des körpereigenen Flüssigkeitshaushalts beeinflusst. Auch wenn der weiße Spritzer gerade im Sommer umso verlockender ist, sollte man den Konsum bei hohen Temperaturen eher zurückschrauben oder zumindest auf Sommerspritzer umsatteln. Zu Bier oder Cocktails gehört ein Glas Wasser dazu – dann trinkt man auch automatisch weniger Alkohol.

Trinkmythos 5: Ein zu viel Trinken gibt es nicht

Doch. Es ist sogar schon vorgekommen, dass Leistungssportler wie Triathleten verstorben sind, weil sie bei einem Wettbewerb zu viel Wasser konsumiert haben. Hyponatriämie heißt dieses Phänomen in der Fachsprache. „Grund dafür ist ein zu niedriger Natriumgehalt im Körper. Beim Schwitzen verliert der Körper Salz, trinkt man gleichzeitig zu viel natriumarmes Wasser, etwa normales Leitungswasser, sinkt der Salzgehalt im Blut und im Gewebe weiter“, erklärt Knop. „Diese ‚Zu viel Wasser, zu wenig Salz‘-Kombination merkt man an Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerz. Und im Extremfall kann sie eben sogar zum Tod führen.“ Das betreffe vor allem Sportler mit großer Ausdauerbelastung wie beim Ironman oder einem Marathon. Sie sollten deshalb darauf achten, natriumreiche Getränke zu konsumieren beziehungsweise den Salzverlust über die Nahrung auszugleichen.

Trinkmythos 6: Viel Wasser trinken hilft beim Abnehmen

Viel Wasser zu trinken sei eine natürliche Detox-Kur, weil es Giftstoffe ausspüle, hört und liest man immer wieder. Dabei scheidet man beim dadurch ausgelösten oftmaligen WC-Gang nur die aufgenommene Flüssigkeit wieder aus. Dazu komme, dass ein mit Wasser gefüllter Magen dazu führe, dass man weniger esse. Wissenschaftliche Belege gibt es für beide Annahmen nicht. Man darf sich also ruhigen Gewissens auf sein Durstgefühl verlassen und darauf zählen, dass es den Körper angemessen mit Flüssigkeit versorgt. Was das Abnehmen betrifft: Manche Menschen schaffen es tatsächlich, mit einem Glas Wasser das Hungergefühl etwas hinauszuzögern. Aber das dürfte eher eine individuelle Fähigkeit sein, Belege für den Erfolg dieser Methode gibt es nicht.

Trinkmythos 7: Stilles Wasser ist besser als kohlensäurehaltiges

Auch hier liegt ein Irrtum vor. Kohlensäure ist in jedem Fall nicht ungesünder. Aber sie hat den Nachteil, dass man aufstoßen muss, wenn man zu schnell und zu viel von dem damit versetzten Getränk trinkt. Ernährungswissenschafter Uwe Knop meint dazu, dass es „eine Frage des Geschmacks ist“. Und des Erfrischungseffekts, gerade im Sommer. „Manche trinken ihr Wasser lieber still, manche lieber mit Sprudel.“ Entscheidend ist bei der Auswahl also nur, wie gut das Getränk dem Körperempfinden tut.

Und beim Sport ist stilles Wasser auch besser. Denn Kohlensäure übt einen leichten Dehnungsreiz auf den Magen aus, das empfinden manche als unangenehm. Außerdem bekommt man beim Sport durch kohlensäurehaltige Getränke eher Schluckauf – und das ist nicht gerade trainingsförderlich.

https://www.facebook.com/uknop

Quelle: Uwe Knop

Lesen Sie mehr über Uwe Knop bei uns bitte hier;

www.echte-esser.de

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