„Woodstock: Three Days of Love and Peace“: Der Untertitel zu diesem prallen Souvenir-Album aus dem Delius Klasing Verlag übertreibt nicht: Das legendäre Gipfeltreffen der Rockgiganten war ein Festival, das die Welt veränderte. Ein halbes Jahrhundert ist das nun her und gerade weil die Welt sich erneut verändert, jedoch in eine ganz andere Richtung, kommt diese Hommage an die Hippie-Utopien und deren Musik just zur passenden Zeit.
Zur Erinnerung: drei Tage im August 1969, 33 Konzerte, 2 Geburten, 2 Todesfälle, 500.000 Zuschauer vor Ort und 250.000 Konzert-Pilger blieben auf dem Weg zum Geschehen im Stau stecken. Woodstock, das war aber auch 1 Million Dollar Verlust und eine gewaltige Schlammwüste danach.
Das Wetter war saumäßig, die Stimmung allerdings saugut. Geplant wurde die „Woodstock Music and Art Fair“, wie das Festival ursprünglich hieß, für 50.000 Besucher. Stattdessen kam das Zehnfache an Hippies und Musikfans. Die Organisation brach völlig zusammen und die Verpflegung musste per Hubschrauber eingeflogen werden. Mitten im Chaos: die Musiker und Bands.
Von Richie Havens, The Jefferson Airplane, The Who und Creedence Clearwater Revival bis hin zur schwangeren Joan Baez wird jede einzelne Stunde „Love and Peace“ unter die Lupe genommen. Dabei berücksichtigt der Musikjournalist Julien Bitoun, der für französische Musikmagazine wie Guitar Part und Guitare Xtreme schreibt, auch die Acts, die abgesagt wurden: Bob Dylan, Led Zeppelin oder die Beatles. Auch sie sind wichtig für ein tiefergehendes Verständnis von Woodstock, dem Hippie-Festival, das eine ganze Generation prägte.
Was hier auftrat, war die Creme de la Creme der Weltrockmusik, die Megastars des Blues und Folk. Alle Auftritte sind hier dokumentiert, mit Zeiten und Setlist. Alle Bands samt ihren Mitgliedern sind aufgeführt. Die Daten und Fakten sind nur das eine. Das andere sind die Bilder, so atmosphärisch, so glühend, das geht bis unter die Haut.
Janis Joplin, die sich die Seele aus dem Leib schreit, Sly and The Family Stone in voller musikalischer Eruption, Joe Cocker, der an diesem Tag zum Weltstar wird. Johnny Winter, geisterhaft begeisternd, Ten Years After in verzückter Entrückung und Jimi Hendrix, der bald in sich gekehrte, bald explodierende Virtuose, der mit einem gut zweistündigen Auftritt den großen Schlusspunkt setzte. Dazwischen immer wieder Schwenks über den Platz, welch eine Atmosphäre. Und am Schluss ein großer Epilog: Wer alles nicht dabei war – die Beatles, die Rolling Stones, Bob Dylan. Ein Blick in die größte Kantine der Welt. Ein Albumblatt mit den Gitarren von Woodstock und eine Liste aller Alben zu Woodstock. Und zwei Geburten gab es auch. Nur die Träume der Hippies: „Make Love, not war!“, die sind noch nicht eingelöst.
Mit teilweise seltenen Fotos lässt der Bildband die besondere Atmosphäre des Festivals wieder auferstehen:
Drei Tage, in denen die Gesetze vor den Toren der Stadt bleiben, in denen 90 Prozent der Hippies Hasch rauchten oder LSD einwarfen. Die Musiker bildeten hier keine Ausnahme. Carlos Santana beispielsweise, gerade 22 Lenze jung geworden, war bis zu seinem Auftritt immer noch auf dem Trip: „Woran ich mich erinnere, ist, dass der Hals meiner Gitarre sich anfühlte wie ein Zitteraal – er wollte einfach nicht starr bleiben.“ Sein Konzert wurde ein historischer Moment in der Musikgeschichte – wie so viele andere Erlebnisse auch, die Woodstock zu dem ultimativen Festival werden ließen.
oepb-Rezension:
Geschmäcker – auch und gerade in der Musik – sind verschieden und Meinungen gehen auseinander, und das ist auch gut so, aber WOODSTOCK kann mit absoluter Sicherheit als DER URKNALL aller Festivals bezeichnet werden. Schon allein die Art und Weise, wie sich vor nunmehr bald 50 Jahren das Festival in einem Kaff namens Bethel in den Vereinigten Staaten von Amerika / Bundesstaat New York anbahnte, abzeichnete, um dann von einem Farmer auf einer für das Festival zur Verfügung gestellten Weide auch abgehalten zu werden, ist schon aller Ehren wert.
Vor alsbald 50 Jahren, vom 15. bis 18. August 1969, fand das inzwischen legendäre Woodstock-Musikfestival statt, nach dem eine ganze Generation benannt ist. „Three days of Love and Peace“: unter diesem bescheidenen Titel kam binnen kürzester Zeit eine halbe Million Menschen – ganz ohne iPhone / Smartphone und Facebook – auf einem Farmgelände zusammen. Seitdem ist Woodstock schlechthin das Symbol für die von der Rockmusik geprägte Gegenkultur Ende der 1960er Jahre.
Anlässlich des 50-jährigen Woodstock-Jubiläums hat der Delius Klasing Verlag nun einen prächtigen Bild-Text-Band herausgebracht, der eine umfassende Chronik dieses ersten Großereignisses der Pop-Geschichte darstellt. Der Journalist und Musiker Julien Bitoun dokumentiert fast lückenlos DAS Musik-Event des 20. Jahrhunderts. Dazu hat er bislang unbekannte Details ausfindig gemacht, außerdem lässt er zahlreiche Zeitzeugen (Organisatoren, Künstler, Anwohner wie Festivalbesucher) darin zu Wort kommen.
Der Verlauf dieses unvergesslichen Groß-Events wird ausführlich geschildert. So wird jeder einzelne Künstlerauftritt – vom amerikanischen Folk-Sänger Richie Havens, der am Freitag um 17.07 Uhr als Erster die Bühne betrat, aufgrund des tosenden Applaus so lange Zugaben spielte, bis ihm schließlich die Songs ausgingen, bis hin zu Jimi Hendrix, dessen 130minütiger Auftritt den krönenden Abschluss bildete – lebendig mit Kurzinformationen zu den Künstlern oder zu den Bands veranschaulicht, bis zu den Listen der Songs, die in Woodstock vorgetragen wurden.
Im Epilogteil dieses üppigen Bandes gibt es weitere interessante Informationen, zum Beispiel wer unter anderem bei dem Festival durch Abwesenheit glänzte (Bob Dylan, Led Zeppelin, Jeff Beck, The Beatles, The Rolling Stones) Ausführlich wird auch auf die zahlreichen Woodstock-Alben, Verfilmungen und die Woodstock-Konzerte ’94 und ’99 eingegangen. Abschließend beleuchtet Bitoun die entscheidende Frage: „Was bleibt ein halbes Jahrhundert später von Woodstock?“
Der 240 Seiten starke Schmöker ist herrlich bebildert und viele der bisher unveröffentlichten Fotos machen das Buch zu einem außergewöhnlichen Prachtband. Dieser Buch-Titel muss bei echten Musik-Freaks und jenen, die es noch werden möchten, zu einem Standartwerk in der heimischen Bibliothek werden.
Mitreden kann nur jemand, der dieses Buch sein eigen nennt, denn damit ist man „Mittendrinn statt nur dabei“, wenngleich natürlich auf das Nachlesen bezogen.
WOODSTOCK. Three Days of Love an Peace Das Festival, das die Welt veränderte 1. Auflage 2018 Format: 21,5 x 28,5 cm, gebunden 240 Seiten, 127 Farbfotos, 54 s/w Fotos ISBN: 978-3-667-11411-2 Erschienen bei Delius Klasing www.delius-klasing.de Direkt zu bestellen bitte hier: