Der 1. Simmeringer SC zählt wohl zu den traditionsreichsten Fußballteams in Wien und darüber hinaus natürlich auch in Österreich. Seit 1901 wird ganz in Schwarz und Rot im 11. Wiener Gemeindebezirk dem runden Leder hinterher gejagt. Die ruhmreichen Tage liegen jedoch lange zurück – 1925/26 wurde man Dritter in der höchsten Spielklasse, von 1950 bis zum Ende der Spielzeit 1984/85 gehörte man stets den beiden obersten Spielklassen an. Viele großartige Fußballer entstammten der rot-schwarzen-Talenteschmiede – Ferdinand Swatosch, Karl Sesta (Sesztak), Rudi Flögel, Peter Pumm, Helmut Maurer, Herbert Stachowicz, August Starek, Austria Wien-Leihspieler Toni Polster – aber auch verdienstvolle Funktionäre – Josef „Pepi“ Argauer – waren um die Simmeringer bemüht und aktiv. Finanzielle Nöte riefen jedoch weitere sportliche Abstiege im Laufe der Jahre hervor und 2008/09 war man sogar nur mehr in der 5. Liga, der Oberliga A anzutreffen. Der Abstieg wurde verkraftet, man wurde unter Trainer Karl Brauneder Meister und gehörte 2009 wieder der Wiener Stadtliga an. Im Vorjahr konnte man in eben dieser bei lediglich einer Saison-Niederlage und mit 75 erkämpften Punkten den Gewinn der Meisterschaft gebührend feiern und wurde somit erneut Mitglied der Regionalliga Ost, der 3. Leistungsstufe. Und darin möchte man nun mit allen Mitteln länger verweilen.
Dazu Simmering-Obmann Mirko Sraihans im Gespräch mit dem oepb vor dem Austria/Amateure-Spiel: „Der Herbst verlief für uns als Aufsteiger sehr erfreulich. Wir konnten sportlich mithalten und der Übergang von der Wiener in die Ost-Liga wurde von unserer jungen Mannschaft gut verkraftet. Im Frühjahr hatten wir bis dato leider einen Einbruch. Ich bin aber frohen Mutes, dass wir die nötigen Punkte noch einfahren werden. An dieser Stelle wäre es natürlich auch wichtig, dass die VIENNA aus der 2. Bundesliga nicht absteigt, denn das würde das Unterhaus gehörig durcheinander wirbeln. Für uns als Aufsteiger zählt im Moment nur der Klassenerhalt, den wir mit allen sportlichen Mitteln anstreben werden. Darüber hinaus steigt vermutlich Ostbahn XI wieder auf. Das heißt, dass wir in der nächsten Saison wieder ein echtes Simmeringer Lokal-Derby hätten. Das bringt zur gesunden sportlichen Rivalität auch Zuschauereinnahmen. Im Moment zählt jedoch nur der Klassenerhalt, den müssen wir so rasch als möglich sichern.“
Nun, in diesem Spiel gab es am vergangenen Samstag Nachmittag für die Simmeringer nichts zu holen, die Amateure der Austria waren in jeder Phase der Begegnung klar besser, zwingender und aktiver. Das Spiel verlief sehr einseitig und die technisch versierten Jung-Veilchen ließen dem Bezirksnachbarn kaum Möglichkeiten zum Verschnaufen. Zahlreiche gute Kombinationen wurden vorgetragen und die violette Spiel-Führung war nur eine Frage der Zeit. Dario Tadic, der zwischen der Kampfmannschaft und den Amateuren hin und her pendelt und an dieser Stelle vor vier Runden beim Spiel in Schwechat ob seines etwas laxen Spielstils gerügt wurde, trat als Goalgetter diesmal sehr wohl in Erscheinung und sorgte für die völlig verdiente Pausenführung der Amateure. Er traf in der 18., als auch 43. Spielminute. Nach einer Stunde erhöhte Srdan Spiridonovic auf 0 : 3. Dalibor Djuricic verkürzte in der 66. Spielminute aus einem Strafstoß zwar auf 1 : 3, ehe erneut Dario Tadic eine Minute später und Fabian Koch nach 76 Minuten für ein komfortables 5 : 1 für die „kleinen“ Austrianer sorgten. Das 6 : 1 durch Alexander Frank in der Nachspielzeit machte das halbe Dutzend voll.
Knapp 300 Besucher auf der „Simeringer Had“ waren Zeuge eines violetten Lehrspieles. Bei den Simmeringern löste sich die Verkrampfung während der gesamten Spielzeit nicht und die heitere spielerische Art vom Herbst ist wie weggeblasen. Da ist es wohl nur allzu gut, dass man in der kommenden Woche bei Columbia Floridsdorf antreten muss. Die Herrschaften dort stehen als Absteiger bereits fest. Die Schwarz-Roten benötigen dringend einen Sieg, denn anhand des nächsten Heimspieles – 19. Mai 2012, Simmeringer Had, 15.30 Uhr – ist mit dem Wiener Sportklub erneut ein äußerst schwerer Brocken für Schwarz-Rot zu Gast. Man muss danach trachten, aus den letzten vier Runden so viele Punkte wie möglich zu hamstern, um das erklärte Saisonziel Klassenerhalt auch zu erreichen. Zu gönnen und zu wünschen wäre es dem sympathischen jungen Team aus Wien XI mit der ruhmreichen und großen Vergangenheit von einst …
Weitere Bilder vom Spiel:
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