Nun, in dem Titel des von Michael Bolten und Marco Langer verfaßten Werkes aus dem deutschen Verlag ,Die Werkstatt´ liegt eigentlich schon die gesamte Geschichte der launischen Diva vom Rhein, die 2006 immerhin auf ein 111jähriges Leben zurückblicken kann. Fortuna Düsseldorf ist wahrlich mehr, als ,nur´ ein bloßer Turn- und Sportverein. Eine bewegte Vereins-Historie liegt dem Buch zugrunde, die die beiden Autoren auf über 500 Seiten akribisch aufgearbeitet haben. Marco Langer, Archivwart des Vereins, leugnet seine Liebe zu diesem Klub nicht und so hält der Leser ein wahres Meisterwerk in Händen, wenn er eben mehr über den Verein aus der Hauptstadt von Nordrheinwestfalen – kurz NRW – erfahren möchte. Doch wie fing alles an, damals, im Düsseldorfer Stadtteil Flingern?
Der Klub wurde am 6. Mai 1895 gegründet und entwickeltes sich rasch zu einem der führenden Vereine im Westen der Republik. Fortuna war auch der erste Klub, der die Meistertrophäe in die Fußballhochburg NRW holte, damals, 1933 im Finale gegen den FC SCHALKE 04. Es dauerte allerdings viele Jahre, bis man gegen Ende der 70iger Jahre erneut aufhorchen ließ – Fortuna stand dreimal in Serie im Deutschen Pokalfinale – 1978 bis 1980 – und holte zweimal – 1979 und 1980 – den Pott. Im Mai 1979 traf man im Europapokalfinale in Basel auf den CF Barcelona. Doch ein gewisser Hans Krankl scorte mit seinem Treffer in der Verlängerung das 4. Tor für Barca, Fortuna verlor das Endspiel mit 3 : 4. Und das war es dann mit der Herrlichkeit in Rot und Weiß. Jahr für Jahr ging es mit den sympathischen Flingerern stetig bergab, ehe man 1987 erstmals nach vielen Jahren die Liga wechselte. Fortuna war zweitklassig geworden. Ein symptomatisches Bild für diese Zeit war, daß der Fanblock im Rheinstadion zu Düsseldorf bumm- und rappelzappelvoll war, es für normal Sterbliche dort keine Karte mehr zu ergattern gab und wie ein Mann hinter der Fortuna stand, der Rest der weiten Beton-Schüssel war jedoch gähnend leer und lud eher zum Fangenspielen ein. Fortuna war aber auch ein Verein, der binnen weniger Tage – 1984 – den Nachbarn aus Mönchengladbach und kurz darauf die großen Bayern aus München mit je 4 : 1-Siegen abservierte, zweimal binnen einer Woche das Schild ,Ausverkauft´ an die Kassenhäuschen des Rheinstadions heftete, somit mit 122.000 Besuchern einen Besucher-Rekord für die Ewigkeit erzielte, um dann die darauffolgenden fünf Spiele in Serie ,abzubeißen´ und im Endeffekt noch froh sein zu müssen, nicht abgestiegen zu sein.
Fortuna ist eine Achterbahn. Irgendjemand stellte dereinst die weise These auf, daß derjenige, der Fortuna überlebt, den kann auch im Leben nichts mehr erschüttern. Weiters behaupteten böse Zungen immer wieder, daß Fortuna auch ein Verein ist, der, noch ehe der Gipfel erreicht wurde, bereits wieder alles klar für den Abstieg machte. Und so besagt eben die jüngere Vergangenheit, daß dem Abstieg 1987 der Aufstieg 1989 folgte. 1992 ging es erneut in die Zweitklassigkeit, um 1993 sogar in die Drittklassigkeit zu entschwinden. 1994 kehrte man aus dieser in die Zweitklassigkeit zurück und 1995 war man wieder in der Bundesliga, aus der man 1997 allerdings wieder runter mußte. 1999 ging es in die 3. Liga und 2002 sogar in die Oberliga. Die große Fortuna war nurmehr viertklassig, sportliche Klassiker wie Adler Osterfeld, SSVg. Velbert, GFC Düren und Ratingen 04/19 – ein Düsseldorfer Stadtteil – standen auf dem Speiseplan. 2004 dann wieder der Aufstieg in die Regionalliga, der man auch derzeit aktuell angehört.
Die Fans, die nach wie vor treu zu ihren Farben stehen, haben aber bis dato ihren Humor nicht verloren. Und wenn es dann nach Köln geht – derzeit aber nicht zum FC, sondern eben zu Viktoria, Fortuna Köln oder den Amateuren des 1. FC – dann wird mit dem Schiff der Rhein bezwungen. Und wenn man als Drittligist 22.000 Besucher beim alten Westschlager gegen Rot-Weiß Essen empfängt und somit dem gleichzeitigen Auszug aus dem Rheinstadion frönt, da dieses abgerissen und neu aufgebaut wird, tags zuvor der große Rivale aus Köln, der FC, aber ,nur´ 20.000 Besucher gegen die Berliner Hertha in der 1. Liga aufweisen kann, dann ist man stolz in der Hauptstadt, etwas zuwege gebracht zu haben. Weiters hält man auch den Besucherrekord in der Regionalliga – 38.000 kamen gegen Union Berlin, als es galt, das neue Rheinstadion, nunmehr LTU-Arena zu Düsseldorf, feierlich zu eröffnen. Last but not least sind auch ,Die toten Hosen´ glühende Verehrer der großen alten Dame im Deutschen Klubfußball. Dies ging sogar soweit, daß man 2001/02, als es finanziell ganz schlimm um das Team bestellt war, kurzerhand als Hauptsponsor einsprang.
Und so endet erstmals die Geschichte eines Teams einer Stadt, in der die Mode beheimatet ist und sich die Trends auf der Kö – Königsallee – schnell ändern können. Aber auch die längste Theke der Welt, die Altstadt zu Düsseldorf, ist mehr als nur sehenswert, ja, sie lädt immer wieder zum Verweilen ein und dort trifft man sie dann auch, die Rot-Weißen nach großen Siegen und kleinen Niederlagen, fachsimpelt im ,Uerige´ bei einem wunderbaren Altbier über Vergangenes und Zukünftiges, um dann in ,Kiste´ und ,Quetsche´ Sperrstunde zu machen. Fortuna ist mehr, als nur ein bloßer Fußballverein, Fortuna ist Kultur, Leidenschaft, Lebensinhalt, Zuneigung und Liebe. Warum? Nun, Liebe kann man nicht erklären …
,Alles andere ist nur Fußball´- Die Geschichte von Fortuna Düsseldorf512 Seiten, viele Fotos, einem Spielerlexikon und einer ausführlichen Statistik, gebunden
von Michael Bolten und Marco Langer
ISBN 3-89533-505-3
Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen, Deutschland
Tel.: 0049/551/7700557
www.werkstatt-verlag.de
www.fortuna-duesseldorf.de