7. Oktober 2010
„Wir wollen hier gewinnen!“, sprach der 96fache Deutsche Ex-Internationale Berti Vogts, der derzeit als Teamchef Aserbaidschans im Einsatz ist, gleich zu Beginn des heutigen Pressegespräches im Holiday Inn am Wienerberg. Der 63jährige streute er den anwesenden Journalisten Rosen, in dem er Österreich in vollen Zügen positiv erwähnte und Ernst Happel für ihn einer der größten Ballzauberer der österreichischen Nation war. Wenngleich seine Spieler besagten Ernst Happel (*1925, † 1992) nicht mehr kennen würden, so ist es für seine Mannschaft eine große Ehre, morgen Abend in diesem tollen Stadion, das den Namen Ernst Happel´s trägt, auflaufen zu dürfen.
Weiters sprach Berti Vogts, dass gegen Österreich auch eine Sensation möglich ist, wenn es Österreich zulässt.
Er meinte aber auch im gleichen Atemzug, dass die Österreichische Nationalmannschaft besser sei, als man diese hierzulande sehen möchte. Die Qualität der Truppe wurde ausgereifter und auch die Einzelspieler sind top. Anders könne man sich schließlich nicht erklären, dass bereits sehr viele davon in der Deutschen Bundesliga – deren Kind er selbst ja auch jahrelang bei Borussia Mönchengladbach war – ihre Brötchen verdienen.
Für Aserbaidschan begann die EM-Qualifikation mit einer 1 : 6-Klatsche in Deutschland. Trotzdem spekuliert man für morgen (20.30 Uhr/live ORF1) im Ernst Happel Stadion gegen Österreich mit einer Überraschung. „Wir sind nicht hierher gefahren, um zu verlieren. Wir wollen hier sogar gewinnen, wenn Österreich mitmacht.“, betonte der aserbaidschanische Teamchef Berti Vogts.
Nichtsdestotrotz wäre der Deutsche, 1974 als Spieler Weltmeister und 1996 als Trainer mit Deutschland Europameister, schon mit einem Punkt zufrieden: „Ich weiß, wie schwer es ist, gegen einen Underdog zu spielen. Der Druck, den ein Underdog ins Stadion mitbringt, ist enorm groß.“ Und weiter: „Die Österreicher sind alle gute Fußballer. Wir dürfen sie nicht zu ihrem Spiel finden lassen. Ich habe 14, 15 vernünftige Spieler, die alle sehr gute Fußballer, gute Techniker sind, aber sie bekommen Probleme, wenn das Tempo zu schnell wird.“ Als derzeit größtes Talent im aserbaidschanischen Team gilt Aras Abdullajew, der mit Everton bereits einen Vorvertrag unterschrieben hat. Der 18jährige Mittelfeldspieler rechnet sich eine Chance gegen das ÖFB-Team aus. „Wir nehmen die Österreicher natürlich nicht auf die leichte Schulter, wissen aber auch, dass der Unterschied zwischen Deutschland und Österreich sehr groß ist. Deshalb wollen wir hier unbedingt ein gutes Resultat erzielen.“
Sein Teamkollege Samir Abasow glaubt, dass es möglich ist, „zumindest einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Denn das 1 : 6 gegen Deutschland spiegelt nicht unser wahres Potenzial wider. Wir hatten einfach einen schlechten Tag. Und die Fehler, die uns gegen Deutschland passiert sind, die werden wir gegen Österreich nicht mehr machen.“, sprach der 32jährige Defensivspieler.
Müssen uns mehr zutrauen
Dazu ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini: „Alle sind entschieden bei der Sache, das ist eine wichtige Basis für das Spiel. Ob sie das im Match umlegen können, das ist dann eine andere Sache.“ Und natürlich hofft der Teamchef auf einen Sieg und eine ansprechende Leistung. „Ideal wäre es, wenn wir drei Punkte holen, aber noch schöner wäre es, wenn wir mit einer guten Leistung gewinnen.“ Ein Geduldspiel wie zuletzt beim 2:0 gegen Kasachstan in Salzburg, als es bereits zur Halbzeit Pfiffe der Zuschauer gab, möchte sich der Tiroler ersparen. „Auch wenn die Leute pfeifen, dürfen wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Da ist die Frage, wie der eine oder andere reagieren wird.“
Darüber hinaus optimistisch stimmt den Teamchef der Blick auf die jüngste ÖFB-Bilanz gegen die laut Papierform schwächeren Gegner. „Wir haben die Spiele, in denen wir Favorit waren, immer gewonnen, wenn auch zuletzt mit Ach und Krach.“
An der linken Abwehrseite ist Christian Fuchs gesetzt, der mit dem FSV Mainz einen sensationellen Saisonstart mit sieben Siegen in sieben Spielen hingelegt hat. Sein diesbezüglich gewonnenes Selbstvertrauen möchte der Niederösterreicher auch auf seine Nationalteam-Kollegen übertragen. „Wir haben eine höhere Qualität als Aserbaidschan, also müssen wir uns mehr zutrauen.“ forderte der Ex-Mattersburger. Und der Salzburger Franky Schiemer meinte, dass Österreich morgen ohnehin gewinnen wird … „und wenn wir die drei Tore erst in der Nachspielzeit erzielen!“
Ein Sieg morgen wäre demnach nicht nur wichtig, sondern auch für die gesamte Mannschaft ein großer Schritt in die richtige Richtung, gilt es doch, am 12. Oktober 2010 erneut zu bestehen, diesmal in Brüssel gegen den nächsten Gegner in der EM-Qualifikation Belgien.