1_1 durch Hosiner_Foto GEPA6. Spieltag / 11. Dezember 2013 / UEFA Champions League 2013/14 Gruppe G / Ernst Happel-Stadion, 37.500 Zuschauer

Teil 2 in der violetten Erfolgsgeschichte gestern Abend! „Liebe Veilchen noch einmal, es war so wunderschön! Liebe Veilchen noch einmal, wir wollen Euch siegen sehen!“ – so ein entfesseltes Publikum im Wiener Prater gestern gegen 22.45 Uhr. Die Wiener Austria hatte als „Wundertüte“ (Original-Zitat FAK-Trainer Nenad Bjelica) Wort gehalten und im leider bedeutungslos gewordenen letzten Gruppenspiel den ersten vollen Erfolg eingefahren. Es war dies der erste Sieg für einen österreichischen Vertreter seit 20. Feber 2001. Sturm Graz gewann damals gegen Panathinaikos in Athen mit 2 : 1. Aus violetter Sicht stehen somit zu Buche: 6 Spiele der Gruppe G / 1 Sieg, 2 Remis und 3 Niederlagen mit einer Tor-Differenz von 5 : 10. Philipp Hosiner und Roman Kienast mit je zwei Treffern, sowie Tomas Jun gehen in die Europapokal-Annalen des FAK ein und wurden mit ihren Toren quasi unsterblich. Der gestrige Abend kann mit Fug und Recht als der größte seiner Art in der violetten Klubgeschichte betrachtet werden.

Bildtext: Der Knippser und Vollstrecker hatte endlich zugeschlagen! Philipp Hosiner traf in der 44. Minute nach Zuspiel von Marko Stankovic (im Hintergrund) zum so wichtigen 1 : 1. Foto: GEPA

In den Pass von Hulk (weiße Dress) wirft sich Austria-Kapitän Manuel Ortlechner. Foto: GEPA
In den Pass von Hulk (weiße Dress) wirft sich Austria-Kapitän Manuel Ortlechner. Foto: GEPA

Zum Spiel:

„Unser Ziel heuer war es, in die Europa-League zu kommen. Geschafft hatten wir die Champions League. Dann wollten wir den ersten Punk erreichen – der gelang uns auswärts in St. Petersburg. Wiederum später wollten wir den ersten Treffer erzielen – dies passierte beim FC Porto. Und zuletzt wollten wir auch noch einen Sieg einfahren – das gelang uns heute Abend. Meine Mannschaft ist heuer eine kleine Wundertüte!“. so Nenad Bjelica handzahm, wortgewandt und redefreudig anhand der ausführlichen Pressekonferenz nach dem Spiel in den Stadion-Katakomben. Großes Lob gab es auch von seinem Gegenüber Luciano Spalletti, der meinte, dass sich die Austria eine bessere Platzierung in der Tabelle in diesem Bewerb bei weitem mehr verdient gehabt hätte. Er sei nach diesem 1 : 4 sehr enttäuscht, führt dies aber auf den Umstand zurück, dass beim Pausenstand von 1 : 1 seine Spieler von der gleichzeitigen Atletico Madrid-Führung gegen den FC Porto erfahren hatten und dann aus unerklärlicher Ursache das Spielen in der zweiten Hälfte hier in Wien eingestellt hatten.

Die Partie begann zögerlich und zaghaft. Abtasten und Abwarten nennt man das wohl. Dem Gegner nicht ins offenen Messer laufen zu wollen. Und es war abermals Heinz Lindner, der die Tradition großer Torleute in Violett gestern Abend neuerlich unter Beweis gestellt hatte. In der 20. Minute entschärfte er einen Hulk-Schuss, Sekunden-Bruchteile später fand auch Domenico Criscito im Welser seinen Meister. Und zwei Minuten später war es Cristian Ansaldi, der den strammen Heinz nicht bezwingen konnte.

Akrobat schööön! Cristian Ansaldi (Nr. 3), Daniel Royer (Nr. 28) und Tomas Hubocan (Nr. 14) bestaunen die Ball-Behandlung des Doppel-Torschützen Philipp Hosiner (Nr. 16). Foto: GEPA
Akrobat schööön! Cristian Ansaldi (Nr. 3), Daniel Royer (Nr. 28) und Tomas Hubocan (Nr. 14) bestaunen die Ball-Behandlung des Doppel-Torschützen Philipp Hosiner (Nr. 16). Foto: GEPA

Ab der 30. Minute verlagerte sich die Beobachtung des Geschehens vom grünen Rasen hinauf auf die gelbe Stadion-Bestuhlung im Block F. Teile der mitgereisten 2.500 Zenit-Anhänger warfen mit ohrenbetäubenden Böllern um sich und schossen Leuchtraketen vom 3. auf den 1. Rang hinunter, auf die Laufbahn, sowie auf die angrenzenden Sektoren. Wie dumm, trottelhaft und mit sagenhafter Idiotie ausgestattet muss ein Mensch wohl sein, so etwas bei vollem Verstand – dem Vernehmen nach nie vorhanden gewesen – zu tun? Da dieses Procedere einige Minuten anhielt und selbst auch noch nach einem kriegsähnlichen Polizei-Aufgebot-Aufmarsch in den diversen Sektoren des Blocks F nicht aufhören wollte, unterbrach der mazedonische Referee Aleksandar Stavrev das Match für einige Minuten.

Zenit nutzte die plötzliche violette Unsicherheit am Rasen und schlug in der 35. Spielminute eiskalt zu. Hulk schickte Aleksandr Kerzhakov auf die Reise, der vor der Vollendung zum 0 : 1 auch noch Manuel Ortlechner wie einen Lehrbuben stehen ließ. Die russische Freude währte jedoch nur kurz, denn vier Minuten später hatte Philipp Hosiner den lang ersehnten goldenen Auftritt in Violett. Tomas Hubocan vertändelte den Ball, Marko Stankovic spritzte dazwischen, der auf Hosiner weiterlaufen lässt und dieser schloss mit einem Edel-Roller ins lange Eck geschickt ab. Es brodelte erstmals im weiten Rund. Mit dem gerechten 1 : 1 ging es in die Kabinen.

Nach dem Wiederbeginn die beste Zeit der Austria. Unter dem Einfluss des späten Ausgleichs knapp vor der Halbzeit brachten die Violetten mehr Elan mit und setzten nahtlos ihr Spiel fort. Markus Suttner stürmte in der 48. Minute in seiner typischen Art über links heran und legte ideal auf Tomas Jun vor. Der Prager stand goldrichtig und versenkte das Leder zum 2 : 1 in den Maschen. In der 51. Minute dann gleich das 3 : 1. Florian Mader knallt darauf los, Zenit-Torhüter Yuri Lodygin kann den Ball nicht bändigen und Hosiner staubt zum zweiten Mal an diesem Abend trocken ab. Das Stadion ist nun am Kochen.

Jubelnde Violette nach dem Spiel, soweit das Auge auch reichte. V.l.: Daniel Royer, Philipp Hosiner, Heinz Lindner, Manuel Ortlechner, Thomas Murg, James Holland und Tomas Simkovic. Foto: GEPA
Jubelnde Violette nach dem Spiel, soweit das Auge auch reichte. V.l.: Daniel Royer, Philipp Hosiner, Heinz Lindner, Manuel Ortlechner, Thomas Murg, James Holland und Tomas Simkovic. Foto: GEPA

Die Partie war zu diesem Zeitpunkt gelaufen. Zenit bemühte sich zwar noch, aber mit dem Abtauchen von Hulk war deren Dynamit verpufft – am Rasen, als auch Gott Lob auf den Rängen. Kerzhakov fand zwar in der 76. Minute noch eine große Torchance vor, sein Schuss ging jedoch weit über das Gehäuse Lindners hinweg. Ganz anders die Austria, die noch nicht genug hatte. War es in der 89. Minute der eingetauschte Daniel Royer, der seine Tormöglichkeit nicht zu einem Abschluss führen konnte, gelang dies dem ebenso eingewechselten Roman Kienast in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Und damit schloss sich der violette Champions-League-Kreis für diesen Herbst. Der hünenhafte Kienast war es, der dem FAK den Einzug in die Königsklasse mit seinem Tor zum 2 : 3 gegen Dinamo Zagreb im Play-Off am 27. August 2013 ermöglichte, und er war es auch, der dem ganzen mit seinem Treffer zum 4 : 1–Endstand gestern Abend die passende Krönung verliehen hatte.

Zu Buche stehen somit 5 erzielte Punkte in der Champions-League – der letzte heimische Vertreter RAPID Wien erreichte 2004/05 keinen einzigen Punkt – gute Spiele und tolle Erinnerungen an diesen Herbst 2013. Es liegt nun an der Austria, diesen Schwung in die letzten beiden Herbst-Runden gegen Redbull Salzburg und zu Hause gegen SV Ried, Mittwoch, 18. Dezember 2013, 20.30 Uhr, Generali-Arena, mitzunehmen, um vielleicht alsbald wieder als Österreichischer Champion in den Genuss dieser Groß-Veranstaltung kommen zu können. „Wir haben viel gelernt und meine Mannschaft kann viel an Erfahrung aus diesem Bewerb mitnehmen. Es liegt an uns, erfolgreich zu sein, um vielleicht sehr bald schon wieder in der Champions League spielen zu können.“, so Nenad Bjelica zum Abschluss gestern knapp vor Mitternacht. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

www.fk-austria.at

http://de.uefa.com/uefachampionsleague

Weitere Fotos zum Spiel:

www.oe-news.at/index.php?12122013-historischer-sieg-der-wiener-austria-mit-41-11

www.austria80.com/Fotos201314CLG6PetersburgH131211.htm

 

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