„Hvala najljepsa i do videnja, Gospodin Bjelica!“
23. Spieltag / 15. Feber 2014 / tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile / Generali-Arena, 7.433 Zuschauer
„Vielen Dank für Alles und auf Wiedersehen, Herr Bjelica.“
Knalleffekt heute früh gegen 9.30 Uhr. Die Agenturen, als auch die homepage des FK Austria Wien vermelden, dass der einerseits überaus erfolgreiche Veilchen-Betreuer Nenad Bjelica mit sofortiger Wirkung beurlaubt wurde.
Bildtext: Da jubelten sie noch: Winter-Neuzugang Thomas Salamon traf zum 1 : 0. Im Bild von links: Markus Suttner, Torschütze Salamon, David De Paula und Marko Stankovic. Foto: GEPA
www.fk-austria.at/NEWS-LISTE.407+M5c75242b05e.0.html
Rums – ein abermaliger Trainer-Wechsel im Hause der Austria. Nach Langzeit-Coach Karl Daxbacher, (8 Punkte in der Europa-League im Herbst 2011 erzielt und nur aufgrund der schlechteren Tor-Differenz ausgeschieden) der im Winter 2011/12 geschasst wurde, agierte Ivica Vastic höchst unerfolgreich ein halbes Jahr lang und kam nicht zum geforderten Saison-Ziel, einem Europapokal-Platz. Im Sommer 2012 kehrte Peter Stöger als Notnagel-Lösung nach 2005/06 (damals gemeinsam mit Frenkie Schinkels Meistermacher der Austria) zurück, nachdem Franco Foda bei den Wienern zwar im Wort, nicht aber im Vertrag stand. Auf die erfolgreiche Spielzeit 2012/13 mit dem Gewinn der 24. Meisterschaft unter Peter Stöger, der im Sommer 2013 an den Rhein zum 1. FC Köln weiter zog, wechselte der Kroate Nenad Bjelica an den Verteilerkreis (er führte die Austria in der Geschichte erstmals in die Gruppen-Phase der Champions League, erzielte dort 5 Punkte, deren einer zu wenig für den Verbleib in diesem Bewerb), um nach 8 Monaten wieder die Koffer packen zu müssen. Als Nachfolger und Neo-Coach steht nun Herbert Gager fest, der bisher sehr erfolgreich die Austria Amateure in der Regionalliga Ost betreut hatte.
Ein Team ist immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Hätte die Austria das 308. Wiener Stadt-Derby nicht mit 1 : 3 verloren, sondern für sich entschieden – die Chancen waren da, 1 : 0-Führung durch David De Paula, Riesenmöglichkeit zur neuerlichen Führung durch Philipp Hosiner beim Stand vom 1 : 1 – und gestern den über 80 Minuten existenten 1 : 0-Vorsprung gegen Wiener Neustadt über die Zeit gebracht, dann hätte man statt dem einen deren sechs Punkte, wäre in der Tabelle auf Rang Drei liegend und soweit glücklich, zufrieden und im Plansoll. Alles Makulatur und Humbug. Was wäre eben wenn …
Irgendwie war die Atmosphäre komisch gestern Abend im violetten Wohnzimmer. So recht Stimmung aufkeimen wollte auch selbst nach 10 Minuten nicht, als die Austria das 1 : 0 durch Thomas Salamon herausspielte. Ja, es war ein typisches Veilchen-Tor, zum mit der Zunge schnalzen. Marko Stankovic schickte einen Ball auf Daniel Royer nach rechts. Dieser sieht im Strafraum positioniert und wartend den mitgelaufenen Winter-Neuzugang vom SV Grödig Thomas Salamon, der gekonnt zur Führung abschloss. Aber dies war es dann neuerlich in Sachen Meisterschaft des nach wie vor regierenden Österreichischen Meisters. Wie ein roter Faden zog es sich bisher durch die Saison. Die Austria geht in Führung und verwaltet das Ergebnis – bis eben zum Ausgleich des Gegners. Oder aber die Austria gerät in Rückstand, kommt noch irgendwie zum Remis und ist zu guter letzt froh über das Unentschieden. Die Heim-Spiele gegen SV Ried (3 : 3, nach 3 : 1-Führung), Wacker Innsbruck (1 : 1), Admira/Wacker (2 : 2, nach 2 : 0-Führung), neuerlich SV Ried (1 : 1) und eben gestern glichen irgendwie wie ein Ei dem anderen. Als wahrlicher Unaugenschmaus galt auch die Partie gegen den Wolfsberger AC, die zwar mit 1 : 0 gewonnen werden konnte, aber einem spielerischen Offenbarungseid gleich kam. Man ist verwöhnt als violetter Fußballfreund und biedere Handwerkskunst ist es die des Erz-Austrianers eben nicht.
Als sich dann gestern Abend auch noch die violette Ikone Felix Gasselich (Primgeiger und violetter Parade-Rastelli der 1970er und frühen 1980er Jahre) erhob, um zum gellenden Pfeifkonzert gegen das unansehnliche Herumgedruckse und Gekicke seiner Nachfolger anzusetzen, da kochte und brodelte es bereits in der Arena.
Der Ausgleich für den SC Wiener Neustadt passierte in der fünfminütigen Nachspielzeit. Er zeichnete sich insofern ab, da die Partie gemächlich dahinplätscherte, für alle Beteiligten – sei es am Rasen, als auch auf den Tribünen – sehr ermüdend wirkte und die Austria förmlich wieder einmal um dieses Gegentor bettelte. Stefan Rakowitz, er kam nach 75 Minuten für Thomas Pichlmann, traf in der 93. Minute voll ins violette Herz. Dieser Treffer war wohl mitausschlaggebend, dass Nenad Bjelica von den violetten Vereins-Verantwortlichen gestern nach Mitternacht beurlaubt wurde.
Doch was bleibt vom 9fachen kroatischen Nationalspieler, der vom 17. Juni 2013 bis 16. Feber 2014 des Geschicke des Meisters leitete? Zweifellos der größte Erfolg der Vereinsgeschichte! Die Champions League ist das höchste der Gefühle. Die Austria spielte in diesem Bewerb eine gute Rolle und fiedelte fidel auf dem doch sehr glatten Parkett des Konzertes der Großen nicht unerfolgreich mit. Der 4 : 1-Trimuph über Zenit St. Petersburg ist der höchste Sieg, den bisher ein österreichisches Team in diesem Bewerb einfahren konnte. Die Reise durch Europa vom Herbst 2013 wird der Austria noch lange in überaus angenehmer und freudiger Erinnerung bleiben. In der heimischen Meisterschaft jedoch hinkte man schon sehr bald hinter her. Als regierender Meister tat es sehr weh, bereits in der zweiten Runde beim schärfsten Widersacher aus Salzburg eine hochnotpeinliche 1 : 5-Abfuhr zu kassieren. Das 2 : 3 zu Hause gegen den bärenstarken Aufsteiger SV Grödig war ebenso schmerzhaft, wie in der Untersberg-Arena beim Rückspiel mit 0 : 1 „einzuschauen“. Auch zwei Derby-Niederlagen gegen RAPID in drei Spielen bei einem 0 : 0 ließ die violetten Fußball-Freunde nicht gerade zur Ruhe kommen. Ein neuerliches 0 : 4 in Salzburg knapp vor Weihnachten machte allen klar, dass die Werksmannschaft des Energy-Drink-Konzerns heuer unerreichbar sein wird. Schöne Spiele mit tollen Siegen stehen dem zwar gegenüber, gingen aber doch irgendwie unter. Der 5 : 0-Erfolg zu Hause gegen Wiener Neustadt, ein 4 : 1 Auswärtssieg in Wolfsberg, ein 5 : 0-Triumph von Tirol und ein tolle Oberhand-Behaltungen (2 : 1 in Graz, 3 : 2 in Wien) gegen Sturm stehen auf der Habenseite von Nenad Bjelica. Als Schmach galt aber auch das baldige Ausscheiden aus dem ÖFB-Cup, dem Bewerb der Austria. Der Rekord-Cupsieger mit gewonnenen 27 „Häferln“ strauchelte bereits in Runde 2 sang- und klanglos beim SC Kalsdorf … Auch mit dem verbalen Anlegen mit den Herren in Schwarz erwies Nenad Bjelica seiner Austria keinen guten Dienst. Die Schiedsrichter pfiffen sich quasi auf ihn und sein Team ein – im oftmals negativen Sinne.
Herbert Gager hat nun die Möglichkeit, in ausstehenden 13 Meisterschaftsrunden die Mannschaft bei der Ehre und beim Schopf zu packen, um den erforderlichen und geforderten dritten Tabellenrang zu erreichen. Die Austria möchte wieder nach Europa, in die Europa-League. Dies wird ohnehin schwer genug werden, da die Konkurrenz aus Grödig, Ried und mit RAPID eben auch aus Wien nicht schläft und eines Eichhörnchens gleich emsig Punkte sammelt. Die Spieler sind gefordert und sollten ähnliche Leistungen wie im Europapokal vom Herbst 2013 an den Tag legen. Dann wäre dieses derzeit fast unmögliche Ziel gemeinsam doch noch zu erreichen …