19. November 2012
„Gab es je eine bessere Fortuna?“, so der Bayern-Stürmer Karl-Heinz Rummenigge am 3. Feber 1984 über Fortuna Düsseldorf, nachdem die Rot-Weißen Rheinländer binnen 14 Tagen zuerst den VfL Borussia Mönchengladbach und im Anschluss den FC Bayern München, jeweils mit 4 : 1-Siegen, förmlich aus dem Rheinstadion gefegt hatten. Nun, interessant wäre, was der nunmehrige FC Bayern München AG-Vorstandsvorsitzende über den FK Austria Wien sagen würde, denn das, was Peter Stöger und seinem Trainerstab Manfred Schmid, Franz Gruber und Mag. Martin Mayer binnen kürzester Zeit gelungen ist, zu formen, ist schon eine tolle Sache. „Gab es je eine bessere Austria?“
„Jeder hat individuelle Klasse. Ich bin ein glücklicher Trainer, wenn ich Spieler auf der Bank habe, die ein Spiel drehen können. Das zeichnet uns aus.“, so Erfolgs-Coach Peter Stöger nach dem 5. Meisterschafts-Sieg in Serie, gleichbedeutend mit dem 12. Erfolg im 16. Meisterschaftsspiel. Die Austria marschiert derzeit vorne weg und die Konkurrenz kann nur staunen. Das Ziel, im November voll zu punkten, um als Tabellenführer zum absoluten Schlager am 2. Dezember 2012 nach Salzburg zu reisen, ist in greifbarer Nähe. Am kommenden Spieltag, Samstag, 24. November 2012, 18.30 Uhr, Generali-Arena zu Wien-Favoriten, einen neuerlicher Erfolg vorausgesetzt, bleibt man nicht nur oben dran, sondern lächelt erfreut von den luftigsten Tabellen-Höhen.
Die Wiener Austria verfügt über keine Super-Stars, es ist das vielzitierte Kollektiv, welches das Team im Moment auszeichnet. Und man kann sich als Trainer wahrlich glücklich schätzen, über eine Ersatzbank zu verfügen, auf der jeder Spieler nicht nur auf seinen Einsatz brennt, sondern auch jeder Einzelne für sich eine große Gefahr für den jeweiligen Gegner darstellt. Und auch hier bleibt Peter Stöger Realist. Fast entschuldigend führte er nach dem Spiel ins Treffen: „Wir haben uns, gerade in der 1. Halbzeit, das Leben oft selbst schwer gemacht, weil ich Spieler gebracht hatte, die momentan nicht im Spiel-Rhythmus sind.“ Herrlich! Es schätze sich der am glücklichsten, der solche Sorgen hat. Die Anhänger honorieren auf jeden Fall die tollen Leistungen. 7.634 Zuschauer kamen durchschnittlich zu den Begegnungen gegen Wiener Neustadt seit 2009. Am vergangenen Samstag passierten 9.388 Violette die Drehkreuze der Generali-Arena. Ein für violette Verhältnisse absolut guter Besuch für die Begegnung Erster gegen Letzter.
Zum Spiel:
Am Beginn stand eine Schweigeminute. Der Slowene Prof. Branko Elsner, 20facher ÖFB-Teamchef (1975, sowie 1985 bis 1987, darunter der legendäre 4 : 1-Erfolg gegen die Bundesrepublik Deutschland vom 29. Oktober 1986), verstarb in seiner Heimat 82jährig. Der Verstorbene war nach seiner Teamchef-Ära knapp 5 Jahre lang unter anderem auch für den violetten Nachwuchs sehr erfolgreich aktiv. Mit dieser Austria hätte er auf jeden Fall auch seine helle Freude gehabt, setzt der Verein doch bereits seit Jahren vehement auf die Jugend und baut immer wieder Eigenbau-Spieler aus den jeweiligen Nachwuchs-Klassen in den Kader der Kampfmannschaft ein.
In der 5. Spielminute gab es erstmals Alarm im Gäste-Strafraum. Ein Philipp Hosiner-Kopfball landet allerdings in den Händen von Wiener Neustadt-Keeper Jörg Siebenhandl. In der 22. Minute läutete es dann im Gehäuse der Gäste: Kapitän Manuel Ortlechner steht im „kleinen Strafraum“ goldrichtig, reagiert nach einem Tomas Simkovic-Freistoß und einer Hosiner-Vorlage am schnellsten und donnert das Leder unhaltbar unter die Tor-Latte zur violetten Führung, die bis in die Halbzeit Bestand hatte. Dies vor allem deshalb, da ein Dennis Mimm-Schuss nach 25 Minuten und ein weiterer Thomas Fröschl-Versuch nach 45 Minuten ihr Ziel verfehlten.
In der 48. Minute kann sich Heinz Lindner auszeichnen (und damit wohl auch rehabilitieren für seinen Patzer zum 0 : 2 mittwochs zuvor im ÖFB-Team gegen die Elfenbeinküste beim 0 : 3): Stefan Rakowitz passt quer zu Thomas Piermayr und dieser donnert aus gut und gerne 20 Metern munter darauf los. Der Veilchen-Torhüter steht jedoch richtig und entschärft diesen Gewalt-Schuss mit Bravour. Ein FAK-Doppeltausch in der 54. Minute sollte Farbe und Leben in die Begegnung bringen. Hosiner musste aufgrund einer Muskel-Prellung vom Feld, für ihn kam Roman Kienast und Alexander Grünwald ersetzte den fleißigen Florian Mader. Und nachdem in der 57. Minute Rakowitz anhand der Gelb-Roten-Karte nach einem Foul von Schiedsrichter Thomas Prammer vom Platz gestellt wurde (nach der Gelben Karte in der 13. Minute, detto für ein Foulspiel) war es für diese Begegnung vorbei mit der Wiener Neustädter Gegenwehr. In der 62. Minute verzieht noch Alexander Gorgon nach einem Haken zur Mitte. Sein Schuss landet in der Richtung der violetten Ost-Tribüne. Absolut sehenswert dann das 2 : 0 in der 65. Spielminute: Grünwald spielt einen hohen und langen Ball in Richtung Strafraum. Das Leder senkt sich in den 16-Meter-Raum der Gäste und der dort wartende Kienast wuchtet die Kugel volley an Jiri Lenko und Siebenhandl vorbei ins lange Eck. Erlösung beim Schützen, als auch beim Anhang, machte sich breit, denn dies war Kienast´s dritter Saison-Treffer nach seinen beiden Derby-Toren vom 5. August 2012. Derzeit muss man sagen, dass er zwar nicht oft trifft, wenn er jedoch spielt und nach der Verletzung wieder absolut topfit ist, ein brandgefährlicher Angreifer zu sein. Ein Roman Kienast in Höchst-Form täte sicher auch der Österreichischen Nationalmannschaft gut.
Damit war die Gegenwehr der Wiener Neustädter gebrochen, das 3 : 0 war nur mehr eine Draufgabe. Und auch dieser Treffer hätte sich die Aufnahme zur Auswahl zum „Tor des Monats“ verdient: Simkovic-Eckball (einer von vier bei deren drei für Wiener Neustadt während des Spiels), Grünwald volley hart von der linken Strafraumecke – TOR! In der 84. Minute kommt auch noch der für Simkovic eingewechselte Marko Stankovic zu seiner Chance, er verzieht seinen Weitschuss jedoch.
Nach dem Spiel traf man auf einen sichtlich saueren Wiener Neustadt-Trainer Heimo Pfeifenberger, der meinte, dass man bei etwaiger Verhinderung des 0 : 2 – seiner Meinung nach war der Ball elendslange in der Luft und man hätte genügend Zeit vorgefunden, Stellung zu beziehen – und keinem Feldverweis der Austria weiterhin Paroli hätte bieten können. Er setzte aber auch hinzu, dass er weiterhin alles versuchen werde, um sein Team aufzubauen, um spielerisch auch wieder erfolgreicher zu werden.
Peter Stöger war nach dem zweiten Saisonsieg gegen Wiener Neustadt sehr glücklich, gegen seinen Ex-Klub das Punkte-Maximum erreicht zu haben, denn Wiener Neustadt ist ein Team, das man nicht so im Vorbeigehen schlagen kann.
Man darf demnach gespannt sein, wohin die Wege dieser beiden Vereine in der laufenden Herbst-Saison noch führen werden. Die Austria ist in dieser Form und mit diesem momentanen Lauf jedenfalls ein absoluter Titel-Kandidat. Und Wiener Neustadt muss sich an der Konkurrenz Wacker Innsbruck, SV Mattersburg und eventuell auch noch Admira/Wacker orientieren, denn diese Teams sind momentan in tabellarischer Reichweite.
Weitere Fotos vom Spiel:
www.oe-news.at/index.php?18112012-austria-gewinnt-souveraen-gegen-wr-neustadt-mit-30-10
www.austria80.com/Fotos201213MS16WrNeustadtH.htm