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Fußball in Freundschaft / 19. November 2013 / Ernst Happel-Stadion, 20.200 Besucher.

Ein Team zu feiern, das – leider – (noch) nichts erreicht hat, eine Mannschaft zu fordern, die nach wie vor auf einem guten Weg, aber mehr auch schon nicht, ist und im Anschluss den Akteuren einen Jubelsturm der Begeisterung zuteil werden zu lassen, nach einem Sieg in einem Freundschafts-Spiel – das gibt es wohl nur hierzulande. Die ÖFB-Auswahl genoss sichtlich die Ovationen im Wiener Prater, als nach Spielschluss und dem Sieg gegen Uncle Sam und die Vereinigten Staaten – dem zweiten übrigens im dritten Spiel – die Fans die La-Ola-Welle mit der Mannschaft oftmals zelebrierten.

Bildtext: Die ÖFB-Streitmacht vor dem Amerika-Länderspiel. Foto: oepb

Jürgen Klinsmann leitet seit 2011 die Geschicke der US-Boys. Foto: oepb
Jürgen Klinsmann leitet seit 2011 die Geschicke der US-Boys. Foto: oepb

Die Spielentscheidende Szene:

In der 33. Minute kommt ein Ball aus dem Mittelfeld hinaus auf die rechte Flanke zu György Garics. Dieser läuft ein paar Meter, spielt das Leder flach herein zur Mitte, Marko Arnautovic verfehlt die Kugel und Mark Janko steht zwischen drei Amerikaner goldrichtig, um scharf und hoch direkt unter die Latte abzustauben. Tim Howard, Kapitän und Keeper der USA, hatte in seinem 96. Länderspiel keine Chance. Für den Torschützen bedeutete dies den 16. Treffer im 37. ÖFB-Ländermatch.

Jürgen Klinsmann, sympathischer Schwabe und Teamchef der Amerikaner, meinte nach Spielschluss, dass seine Mannschaft gute Tormöglichkeiten vorfand, um das Spiel für sich zu entscheiden. Wenn man aber die sich bietenden Chancen nicht nütze, der Gegner ein Tor erziele, dann ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man als Verlierer vom Platz geht. Er gratulierte jedoch auch Österreich zum Sieg und fand es nicht weiter schlimm, dass dies für ihn die erste Niederlage in Wien gegen Österreich war. Weder als DFB-Aktiver, noch als deutscher Teamchef unterlag er bisher einer Österreichischen Nationalmannschaft. Er meinte aber auch zu den anwesenden amerikanischen Journalisten, dass er das Spiel als Joke sah. Nun, ob er dies als Witz oder Scherz ernst gemeint hatte, der Glaube daran bleibt jedem selbst überlassen, denn wer verliert schon gerne und Deutsche in der Regel am allerwenigsten und –schwersten.

Der erfolgreiche ÖFB-Teamchef Marcel Koller bei der Spiel-Analyse. Foto: oepb
Der erfolgreiche ÖFB-Teamchef Marcel Koller bei der Spiel-Analyse. Foto: oepb

Der Schweizer Marcel Koller, der vom Publikum begeistert empfangen wurde, für den Sprechchoräle angestimmt wurden und Transparente ob seiner Vertragsverlängerung als ÖFB-Teamchef entrollt worden waren, sah dies in seiner ruhigen, sachlichen und besonnenen Art ganz anders. „Wir hatten die besseren Tormöglichkeiten – und erwähnte dabei zweimal Martin Harnik, der das Tor nicht traf – und beherrschten die Amerikaner vor allem in der Ersten Halbzeit. Nach Seitenwechsel standen wir etwas tiefer, ließen dem Gegner mehr Platz für ihr Spiel, konnten aber im Konter stets gefallen.“ Und er fuhr fort: „Auch mit den Debütanten Lukas Hinterseerdessen Großvater Ernst (Slalom-Olympiasieger von 1960) aufgeregt im Stadion die Daumen drückte – und Martin Hinteregger bin ich zufrieden, da es gerade für junge Spieler sehr wichtig ist, ein Aha-Erlebnis zu haben. Sie haben gewonnen und das ist für ein Debüt besonders wichtig. Sie sehen dadurch, dass sie im Team etwas erreichen können, wenn sie weiter gut und hart an sich arbeiten.“

Auch Kevin Wimmer und Philipp Zulechner feierten an jenem Abend in der zweiten Hälfte ihr Team-Debüt. Auf amerikanischer Seite stürmte in Halbzeit Zwei der RAPIDler Terrence Boyd, der mit Jubel (aus dem Grün-Weißen Lager) und mit Pfiffen von den anwesenden Austrianern empfangen wurde. Jürgen Klinsmann meinte über ihn, dass es ihm gefällt, wie er dynamisch und kämpferisch an die Aufgabe herangeht. Seine Sprungkraft ist enorm und seinen athletischen Körper wirft er oft und gerne in die Schlacht. Er ist froh, einen solchen Sturmtank zu besitzen.

Leider blieb der Wiener Prater diesmal halb leer. Jedoch diejenigen, die gekommen waren, sorgten für eine farbenfrohe und lautstarke Stimmung. Foto: oepb
Leider blieb der Wiener Prater diesmal halb leer. Jedoch diejenigen, die gekommen waren, sorgten für eine farbenfrohe und lautstarke Stimmung. Foto: oepb

Und so sei über das Match noch zu erwähnen, dass es über weite Strecken den echten Charakter einen Freundschaftsspieles hatte, wenngleich sich der Schalker Jermaine Jones mit dem Ex-Werderaner Marko Arnautovic eine kleine Privat-Fehde lieferte, die aber damit endete, dass Jones aus dem Spiel genommen wurde. Der umsichtige ungarische Referee Istvan Vad führte gekonnt Regie und hatte nie Anlass, großartige Richter-Sprüche zu fällen. Einzig und allein ein Tor der Amerikaner in der ersten Halbzeit – bei mehrmaliger Zeitlupen-Wiederholung stellte man fest, dass Robert Almer den Ball erst hinter der Linie aus dem Gehäuse fausten konnte – sah er nicht und ließ demnach weiterspielen.

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Und so schloss der neue und alte ÖFB-Teamchef Marcel Koller das Länderspieljahr 2013 mit den Worten: „Wir hatten viel gelacht, aber auch einmal richtig geweint, als wir in Schweden verloren hatten. Insgesamt hat mein Team aber einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die Spieler haben das Selbstvertrauen am Platz umgesetzt und auch gespürt, dass sie ein Spiel drehen können – wie man in Irland gesehen hat.“

Die – teilweise nicht unerfolgreichen – ÖFB-Länderspiele 2013 noch einmal im Rückspiegel:

6. Feber: Wales gg. Österreich, 2 : 1 (1 : 0)
22. März: Österreich gg. Färöer, 6 : 0 (3 : 0)
26. März: Irland gg. Österreich, 2 : 2 (2 : 1)
7. Juni: Österreich gg. Schweden, 2 : 1 (2 : 0)
14. August: Österreich gg. Griechenland, 0 : 2 (0 : 1)
6. September: Deutschland gg. Österreich, 3 : 0 (1 : 0)
10. September: Österreich gg. Irland, 1 : 0 (0 : 0)
11. Oktober: Schweden gg. Österreich, 2 : 1 (0 : 1)
15. Oktober: Färöer gg. Österreich, 0 : 3 (0 : 1)
19. November: Österreich gg. USA, 1 : 0 (1 : 0)

www.oefb.at

www.ussoccer.com

 

 

 

 

 

 

 


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