Dem Freund die Hand, dem Feind die Wehr, schwarz-weiß die Dreß und blank die Ehr´
Dieser Leitspruch hat seit bald 100 Jahren Bestand, ja, er hat Tradition. Im kommenden Jahr feiert der Linzer Athletik Sport Klub kurz LASK genannt – sein 100jähriges Bestehen. Eine lange Zeit, um Rückschau zu halten, aber auch die Aussicht nach vorne nicht aus den Augen zu verlieren.
Eine bewegte Geschichte haben sie ja, die ,Landstraßler´, denen die Ehre zuteil wurde, im Jahre 1965 als erster Nicht-Wiener-Verein in Österreich zu fußballerischen Meisterehren zu gelangen. Quasi zum Drüberstreuen wurde auch der Cupsieg errungen, das so begehrte Double ging also in diesem Jahr nach Linz. Dieser Triumph, der bis dato der einzige in der Geschichte geblieben ist, konnte nicht mehr wiederholt werden.
Der Linzer ASK ist ein fixer Bestandteil in der Fußballgeschichte, aber auch in der Gegenwart dieses Landes. In Linz war es neben dem LASK immer schwer, als Fußballverein Fuß zu fassen. Es hieß immer, dass der LASK das Flaggschiff sei und die Massen anziehen könne, wenn er nur ein bisserl etwas zaubern würde am grünen Rasen. Aber immer zauberte er nicht, der LASK. Und so gab es in der Stahlstadt im Lande ob der Enns zwei andere Fußballvereine, die danach trachteten, das sportliche Leben des LASK schwerer zu machen. Da war es zuerst die Werksmannschaft von Stickstoff, ehemalige Sparta, die als SV Stickstoff Linz ebenso die Tür zur höchsten fußballerischen Spielklasse Österreichs durchschritt, wie einige Jahre später der SK VÖEST, der die größte und auch die bekannteste Sektion der 18 Sport-Sektionen der VÖEST-Alpine im Werk Linz war. Beide Werksmannschaften boten dem LASK viele Jahre Paroli und auch der Zuschauer verlief sich. Einen treuen Grundstock an Stadionpilgern und Zuschauern hatten alle Vereine, aber der eher neutrale Besucher ging gerade zu jenem Verein, der eben ganz vorne in der Tabelle stand. Ein nettes Beispiel ist aus dem Jahre 1986 überliefert. Der LASK besiegt in Linz vor 20.500 Zuschauern den großen FC Tirol um seinen damaligen Superstar Hansi Müller mit 1 : 0. Das war am Samstag. Am Dienstag darauf kommt Admira/Wacker ins Linzer Stadion zur nächsten Bundesliga-Partie. Der Verein galt immer ein wenig als graue Maus. Der LASK remisierte 1 : 1 und das vor nur mehr 3.500 Besuchern. Also eine Zuschauerdifferenz von 17.000 Menschen zwischen drei Tagen, obwohl man dem aktuellen Tabellenführer FC Tirol die damals erste Saisonniederlage zugefügt hatte. Es ist erweisen, dass der LASK dennoch hierzulande die Massen bewegen kann, das geht aber nur, wenn er ganz oben steht.
Es gab auch Zeiten, da kickte man vor 400 Unentwegten gegen Austria Klagenfurt und gegen das Österreichische Olympia-Team kamen gar nur 130 Besucher. Beides überliefert vom April 1990. Und im Herbst 2002 blieb die altehrwürdige Linzer Gugl auch oftmals leer, als der LASK als Tabellenletzter der 2. Liga überwintern mußte. In jener Zeit trat ein gewisser Georg Starhemberg, Schlossbesitzer aus Eferding, auf den Plan, dem es klinkenputzenderweise gelang, den Klub, der arg im Koma lag, wieder wachzuküssen. Er zog neue Sponsoren an Land, der Verein gesundete weiter und als erster Zwischenschritt konnte im Sommer 2007 die Rückkehr nach sechsjähriger Abstinenz ins Fußball-Oberhaus gefeiert werden. Derzeit schwimmt der LASK auf einer sportlichen Welle des Erfolges und hat durchwegs Meisterschafts-Chancen. Diese zu gewinnen, das entscheidet sich im Frühjahr 2008, also just zu jenem Zeitpunkt, an dem das 100jährige Jubiläum ansteht.
Doch zurück zum Buch. Neben dem Geschichts- und ausführlichen Statistik-Teil kommen viele Zeitzeugen, wie Spieler, Funktionäre, Journalisten, Gönner und dergleichen zu Wort, die aus ihrer Sicht betrachtet die Zeitläufe schilderten. Das Buch wird dadurch zu einer spannenden Lektüre und belebt die vielen ups and downs dieser Jahre. Es ist auch sehr spannend zu beobachten, wer nun plötzlich aller LASK-Anhänger geworden ist. Leute, die eher neutral waren und wenn schon Sympathisant, dann immer eher vom SK VÖEST, auch von der politischen Farbe her. Der LASK war und ist der Verein der Wirtschaft, also Schwarz. Die VÖEST, das war das Werk, die Arbeit, der Betrieb, also Rot. Aber sei´s drum. Wer verfügt heutzutage noch über ein Rückgrad?
Unvergessen ist aber beispielsweise auch Komm.-Rat Rudolf Trauner, der über 20 Jahre lang als Präsident die Geschicke des LASK leitete. Seine Interviews immer montags nach den Spielen im Sport von ,Radio Oberösterreich´, geführt von Manfred Payrhuber, der zwischenzeitlich als Radio-Moderator in Pension ging und als Stadionsprecher beim LASK anheuerte, waren legendär. Die Stimme Trauners war meist heiser, da er bei den Spielen seiner Schwarz-Weißen immer hinter dem Tor Stellung bezog, um eines Hugo Meisl gleich auf Ballhöhe zu sein. Seine Sätze begannen meist mit einem Räusperer und man gewann als Zuhörer immer den Eindruck, es ihm als Kicker nie recht machen zu können. ,Bis zur Stunde´, war auch ein oft von ihm gerne benutztes Zitat, war eben vieles noch nicht klar, ob der Spieler X nun verpflichtet wird, woher das Geld dafür kommt, etc. Rudolf Trauner war es aber auch, der Mitte der 70iger Jahre erstmals lauthals über eine Fusion in Linz nachgedacht hatte. Der SK VÖEST war 1974 Meister geworden und hatte somit dem LASK die Vorherrschaft der Stadt nicht nur streitig gemacht, nein, die ,Koksler´ hatten dem LASK den Rang abgelaufen. Blau-Weiß war damals die Modefarbe in Linz. Dies ging sogar soweit, dass der LASK im Sommer 1978 in die 2. Liga abstieg. Und nun begann die noch größere Ära des SK VÖEST. Mit der Verpflichtung von Willi Kreuz, der im Nationalteam in Argentinien ebenso für Furore sorgte, wurde das Linzer Stadion zuschauermäßig beinahe gesprengt. 22.000 Menschen passierten beispielsweise bei strömenden Regen die Linz Gugl, die damals noch dachlos war, als Austria Salzburg mit 1 : 0 besiegt wurde. Der LASK kickte zur gleichen Zeit in der 2. Liga gegen den Villacher SV vor nur 2.000 Besuchern.
Das Fusionsgespenst zog sich jedoch viele Jahre durch die Linzer Fußball-Geschichte. Der Clou wäre gewesen, die Tradition des LASK mit dem Geld der VÖEST, ein FC Linz hätte dabei herausspringen sollen. Die Anhänger aus beiden Lagern protestierten, demonstrierten lautstark auf der Linzer Landstraße, keiner wollte seinen Verein zu Grabe getragen wissen. Und dennoch wurde in Linz am 21. Mai 1997 fusioniert, wobei es genauso genommen einer Liquidierung des FC LINZ, der als Nachfolgeverein des SK VÖEST im Oberhaus spielte, gleichkam. Und somit verschwand nach Stickstoff, der Verein wurde als spätere SV Chemie Linz-Mannschaft 1989 aufgelöst, auch 8 Jahre später der SK VÖEST von der fußballerischen Landkarte. Die ,heilige Kuh´ LASK blieb übrig und viele Fans jammern und trauern heute noch dem legendären Stadt-Derby mit dem SK VÖEST nach. Diese Derbys bargen oft Brisanz in sich, war der Ausgang stets ungewiss, strauchelte meist der Favorit und waren weit über 20.000 Zuschauer in den 1970er Jahren zugegen. Der Hilferuf des Stadionsprechers, doch auf der großen Stehterrasse weiter nach unten rücken zu wollen und nicht oben stehen zu bleiben, da draussen an den zahlreichen Kassen noch tausende Menschen warteten, war Musik in den Ohren der jeweiligen Kassiere. Eine Novität war auch, dass die Derby-Einnahmen zwischen dem LASK und dem SK VÖEST immer geteilt wurden.
Egal, wer als Veranstalter auftrat. Die Verhältnisse zwischen Rudolf Trauner und Hans Rinner, als auch Franz Ruhaltinger vom SK VÖEST waren sehr gut und kollegial, wenngleich der sportliche Kampfgeist nie auf der Strecke blieb.
Und so ist das hier geschilderte Buch ein lebendiger Zeitzeuge einer längst vergangenen Epoche, aber auch ein Wink an die Zukunft, es wieder besser machen zu können.
Ewig lockt der LASK
Das offizielle Buch zu ,100 Jahre LASK´
Herausgeber: Rudolf Matheis
ISBN 978-3-85487-822-3
240 Seiten, reich bebildert, Din A4, EUR 24,90
office@trauner.at
www.trauner.at