12 08 2002_Foto DralonVor nunmehr 10 Jahren – am Palmsonntag 2003 – sprengte die GIWOG jene zwei Wohn-Kolosse am Harter Plateau zu Leonding, welche die Stadt vor den Toren der Landeshauptstadt Linz bereits sehr früh über die jeweiligen Grenzen hinaus bekannt und berühmt gemacht hatten.

Zwei Hochhäuser zu je 240 Wohn-Einheiten, erbaut in den frühen 1970er Jahren und jahrelang das Bild dieser Region eindrucksvoll prägend, waren plötzlich futsch und nicht mehr da …

 

Zur Geschichte

Das Harter Plateau war bereits in den 1960er Jahren eine in alle Himmelsrichtungen weithin sichtbare Hochebene, jedoch damals kaum noch besiedelt. Das Baugebiet betrug 130 Hektar – nirgendwo anders in Leonding stand ein ähnlich großes Areal zur Verfügung. Da die Entfernung zum Linzer Stadtzentrum lediglich 4 Kilometer ausmacht, glaubte man auch an ein hoffnungsvolles Gebiet für eine durchführbare Stadterweiterung. Der seinerzeitige Linzer Bürgermeister Franz Hillinger – durch sein stetes Tragen einer Fliege im Volksmund auch liebevoll „Propeller Franzi“ genannt – forcierte die Pläne zur Errichtung einer Trabantenstadt für 20./25.000 Einwohner. Jedoch ein Generalverbauungsplan wurde vom Amt der OÖ-Landesregierung abgeschmettert. Man entdeckte allerdings eine Lücke: Es sicherten sich Wohnungsgenossenschaften Grundstücke, oder man erlangte die Vorkaufsrechte. Später reichte man bei der Gemeinde, unter dem Leondinger Bürgermeister Leopold Finster, um die Baubewilligungen ein und manche wurden – trotz vorhandener Bausperre – sogar genehmigt.

Das Harter Plateau aus der Vogelperspektive der 1980er Jahre. Foto: Geschichte-Club VOEST.
Das Harter Plateau aus der Vogelperspektive der 1980er Jahre. Foto:Geschichte-Club VOEST.

Der damaligen Gemeinnützigen Industrie-Wohnungsgesellschaft (heutige Wohnungs-AG) – kurz GIWOG – dem Wohnbauträger der VÖEST-Alpine – wurde eine Ausnahmegenehmigung für die Errichtung einer Wohnanlage mit 940 Wohnungen zugezählt. Nach dem obligatorischen parteipolitischen Hick-Hack förderte ein Gemeinderatsbeschluss vom Juni 1967 zu Tage, dass der GIWOG die Genehmigung zur Errichtung von zwei Hochhäusern mit je 20 Stockwerken, sowie der Bau von vier bis acht achtgeschossigen Gebäuden erteilt wird.

Der endgültige Spatenstich zum Baubeginn erfolgte im Frühling 1972, einem herrlichen Sonnen-Tag. Baubeginn war der darauf folgende Herbst, wobei aufgrund der hohen Kosten von 145 Millionen Schilling (EUR 10,54 Millionen EUR) und der angespannten Situation der öffentlichen Wohnbau- förderung die VÖEST-Alpine zwischenfinanzierte. Dr. Herbert Koller, von 1961 bis 1977 Generaldirektor der VÖEST-Alpine, freute sich anhand seiner Spatenstich-Ansprache, „dass nun eine spezielle Stahlbauweise der Werkstätten in der VÖEST somit zur Anwendung kommt, der Wohnungsbedarf des Werks Linz gedeckt werden könne und die beiden schlanken Türme einen neuen Blickfang für eine neue Technik darstellen.“

Die GIWOG krempelte das Areal komplett um. Foto: GIWOG
Die GIWOG krempelte das Areal komplett um. Foto: GIWOG

Ab dem Jahre 1975 wurden beide Hochhäuser von den Mitarbeitern der VÖEST-Alpine samt ihren Familien bewohnt. Jedoch im Laufe der Jahre wurde das Vormietrecht für VÖEST´ler aufgehoben, somit durften auch Nicht-Werksangehörige in die beiden Häuser ziehen. Dies ging soweit, dass neben Gastarbeitern und sozial Schwächeren auch vermehrt Ausländer in die beiden Blöcke zogen. Was folgte, waren rivalisierende Jugend-Banden, die in den langen, dunklen Gängen und den Stiegen- häusern ihr stetes Unwesen trieben. Es wurden Bewohner angepöbelt und eingeschüchtert und aufgrund zahlreicher lautstarker Feiern diente das Treppenhaus oftmals auch als Urinal. Der Wohn- und Wohlfühlstandard sank mehr und mehr, wobei die Mieter der oberen Etagen immer wieder über den herrlichen Weitblick frohlockten. Jene Mieter der unteren Stockwerke ärgerten sich über Gestank, Müll, Unrat und Kleinkriminalität.

Die Rufe nach dem Abriss der Kolosse und der gleichbedeutenden Umsiedlung der Mieter wurde bereits in den frühen 1990er Jahren laut, umso mehr, da ein bis dato nie ausfindig gemachter Feuerteufel 14mal im Keller gezündelt hatte und stets aufs Neue die Bewohner in Furcht, Angst und Schrecken versetzte.

Es entstand "Wohnen im Park" ... Foto: GIWOG
Es entstand „Wohnen im Park“ … Foto: GIWOG

 

Um die Jahrtausendwende entstand auf der gegenüberliegenden Seite der Welser Bundesstraße die so genannte Papageien-Siedlung, einfach aufgrund der Vielfältigkeit der bunten Hausfassaden bezogen. Die Mieter wurden umgesiedelt, die Anonymität untereinander schwand in den kleineren Bauten zusehends und auch ein gemütliches und friedvolles Wohnflair stieg stetig an.

 

Am Palmsonntag, 13. April 2003 war es dann soweit: Beide Hochhäuser wurden vor geschätzten 50.000 Schaulustigen und großem medialen Interesse von einem professionellen Ost-Deutschen Expertenteam gesprengt. Viele der 1.500 Bewohner waren bereits zuvor in eine neue Wohnanlage, bestehend aus 14 Wohnhäusern zu je 23 Wohneinheiten, übersiedelt. Alle Mietverträge wurden einvernehmlich aufgelöst. Die GIWOG führt diese neue Anlage wegen der großzügigen Anordnung der Häuser und das viele Grün rundherum als „Wohnen im Park“. Jedoch tauften die Bewohner ihre Siedlung ziemlich rasch auf den Namen „Papageien-Siedung“ um, was durchaus positiv gemeint ist. Grund dafür war die leuchtend bunte Farbgebung, die der Wohnanlage ein ganz typisches Erscheinungsbild verleiht. Zahlreiche Bewohner der ehemaligen Hochhäuser fanden somit ein neues und gemütliches Zuhause.

... sowie die "Papaeien-Siedlung". Foto: GIWOG
… sowie die „Papageien-Siedlung“. Foto: GIWOG

Und selbst heutzutage, 10 Jahre nach der Umsiedlung, gibt es durchwegs positive Rückmeldungen von Mitarbeiter-Bewohnern der voest-alpine und eben Nicht-Werksangehörigen. Die Mieter fühlen sich wohl und schätzen die ruhige, aber doch gut erreichbare Lage, sowie die komfortablen Wohnungen. Auf dem direkten Areal der ehemaligen Hochhäuser am Harter Plateau sind neue Häuser mit bisher insgesamt 245 Wohnungen entstanden. Ein weiterer und letzter Bauabschnitt ist geplant und wird, so alles klappt, noch heuer gestartet.

Bitte beachten Sie auch dieses posting:

www.giwog.at

www.leonding.at

 

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