23. September 2010
Die Zeichen standen auf Abschied gestern Abend im Wiener Franz Horr-Stadion. Milenko Acimovic, Austria´s „Edel-Zangler“ aus Slowenien, räumte seinen Platz in der Veilchen-Kabine und beendete unter Tränen der Rührung seine Laufbahn bei den Violetten. Ein irreparables Knie zwang den wahren Sir im Veilchen-Dress zu diesem für ihn schweren Entschluss. Die 10.500 Besucher erhoben sich ein letztes Mal für ihren Primgeiger und es gab vor Spielbeginn Standing Ovations für den Mittelfeldstrategen, der in 134 Spielen für die Austria 40 Treffer erzielte.
Diese emotionelle Handlung wünschte sich der begeisterte Sportplatz-Besucher auch für den Schlager „Vize-Meister gegen Meister“ aus der Vorsaison. Den Salzburgern merkte man ihren grottenschlechten Saisonstart in jeder ihrer Tätigkeiten an – drunter als Gipfel zuletzt das Ausscheiden im ÖFB-Cup bei Regionalligist FC Blau-Weiß Linz mit 1 : 3 – die Veilchen wiederum ihrerseits mühten sich, es gelang jedoch sehr wenig. Vereinzelt wurden „Milenko“-Sprechchöre laut, der diesem Spielabschnitt zu dieser Zeit gewiss entscheidene Akzente hätte setzen können.
Doch diese Ära ist, leider aus Sicht der Austria, endgültig vorbei. Auf Seiten Salzburgs waren in der ersten Halbzeit drei Aktionen sehenswert. Erstens, als Joaquin Boghossian Georg Margreitter überlupfte, das Gehäuse in der 17. Minute jedoch verfehlte. Zweitens ging ein Volley-Kracher Simon Cziommer´s aus gut und gerne 25 Metern am Gehäuse vorbei – nach 33 Minuten und Christoph Leitgeb scheiterte vor der Pause noch am wieder ausgezeichnet agierenden Schlussmann in Pink der Violetten, Robert Almer. Die Austria reagierte in der ersten Halbzeit mehr denn umgekehrt und es gab wenig zwingende Aktionen.
Nach Wiederbeginn plätscherte der Kick weiterhin fröhlich vor sich hin. Einzig und alleine die Anzeigentafel präsentierte eine wahre Trefferflut bei den anderen Spielbegegnungen an diesem Abend. Als das Murren unter den Zuschauern lauter wurde – der geneigte Austria-Anhänger ist schlechthin als Jammerer und Suderer bekannt, da er es gewöhnt ist, guten und erfolgreichen Fußball präsentiert zu bekommen, avancierte das Spiel noch zu einem Klassiker, da es urplötzlich Chancen auf beiden Seiten zu bestaunen gab. Peter Hlinka, der eingewechselte Schumacher, Georg Margreitter, Roland Linz und abermals Schumacher scheiterten allesamt an Keeper Gerhard Tremmel, oder aber an der Größe des Gehäuses. Auf der Gegenseite fand das Ex-Veilchen Rabiu Afolabi zwei dicke Abschluss-Möglicheiten vor, die beide jedoch in den Fängen Robert Almers Zuflucht fanden. Einmal mehr war zu beobachten, dass ein klassischer Vollstrecker auf Seiten der Austria an allen Ecken und Enden fehlt. Roland Linz, dem diese Aufgabe normalerweise zuteil geworden ist, blieb gestern Abend farblos. 8 Tore in 8 Bundesliga-Spielen, 12 Punkte, Platz 5 in der Tabelle – dies ist für eine Austria in der „100 Jahre“-Jubiläums-Saison äußerst dürftig. Der gute Start ist vergessen und nach dem sportlichen Hänger – trotz tollem Derby-Sieg in Hütteldorf vor 10 Tagen – sollte alsbald wieder der Aufschwung kommen.
So endete die Bundesliga-Begegnung mit einem torlosen Remis, mit dem zuletzt beide Teams leben können – und auch müssen.
Stimmen zum Spiel:
FAK-Trainer Karl Daxbacher: „Der Glücklichere hätten gewonnen. Das Remis ist gerecht.“
Austria´s Marko Stankovic: „Schade, weil wir zum Schluss wirklich gute Torchancen hatten.“
Salzburg-Coach Huub Stevens: „Wir hätten verlieren wie gewinnen können. Wir sind mehr als Mannschaft aufgetreten.“
Salzburg´s Christian Schwegler: „Es war ein ganz kleiner Schritt nach vorne.“
Bilder vom Spiel: