16. Mai 2011
Die Bundesliga-Spielzeit 2010/11 biegt in die Zielgerade ein. Drei Runden vor Schluss dürfen sich ebenso drei Teams berechtige Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft ausrechnen. Nach der Punkteteilung in Graz unter der Woche zwischen Sturm und dem FAK liebäugelt man auch noch beim regierenden Meister aus Salzburg mit der Verteidigung des Titels. Die Prognosen tippen auf Sturm Graz oder Salzburg hin, den Wiener Violetten traut man nicht mehr so recht den Gewinn der Meisterschaft zu, zu wankelmütig waren die Vorstellungen im heimischen Franz Horr-Stadion, nunmehrige Generali-Arena.
Umso erfreulicher war, dass erneut knapp 10.000 Besucher, 9.620 – um genau zu sein, den Weg ins Stadion gefunden hatten, um in freudiger Erwartung für ihre Austria zu sein.
Gab es noch im Herbst eine 0 : 3-Pleite gegen den Aufsteiger aus Innsbruck, so wollte man in diesem Spiel die Scharte ausmerzen, um auch dafür Sorge zu tragen, dass die Heimbilanz aufgefettet wird. Der Gast aus Tirol ist mit seiner Saison so gut wie fertig, man landete im Niemandsland der Tabelle. Die anfängliche Euphorie nach dem Aufstieg im Sommer 2010 – man war sogar einige Runden Tabellenführer der Liga gewesen – verflog im Laufe der Zeit. Im Frühjahr gab es zwar noch einige achtbare Resultate, jedoch das sportliche Feuer erlosch zusehends.
Und dennoch war es für die Austria die wieder einmal erwartete schwere Partie, denn die so genannten Pflichtsiege einzufahren, die vonnöten sind, wenn man noch Champion werden möchte, sind immer die härtesten.
Entgegen den letzten Heimspielen boten sich den Heimischen in der ersten Spielhälfte vermehrt Einschuss-Möglichkeiten an, jedoch benötigen die Veilchen – gerade in diesem Jahr – ein Mehr an Tor-Chancen, um letztendlich doch noch zum Erfolg zu kommen. Die kreative Abteilung, in Form der gesperrten Spieler Nacer Barazite und Zlatko Junuzovic, fehlte zwar an diesem Abend, wurde aber von Peter Hlinka und dem umtriebigen Michael Liendl versuchsweise sehr gut wettgemacht.
Auf Seiten der Tiroler verletzte sich der Stammkeeper Harald Planer beim Aufwärmen, seinen Platz nahm Fabian Schumacher ein, der die Wiener Angriffsbemühungen, gerade in der ersten Halbzeit vermehrt vereitelte. Die Austria war dominant und riss das Spiel an sich, Innsbruck stand hinten dicht gestaffelt und agierte sehr destruktiv.
Die Feldüberlegenheit wurde von Seiten der Violetten jedoch nicht in zählbaren Erfolg umgemünzt. Es fiel auch vermehrt auf, dass der gesunde Tomas Jun auf Seiten der Austria ein überaus beliebtes Foul-Opfer der „Andreas Hofer“-Jünger war. Immer und immer wieder wurde der quirlige Tscheche unsanft von den Beinen geholt. Ob sich das nicht doch noch rächen sollte?
Nach Seitenwechsel stürmte der FAK in Richtung Ost-Tribüne, also jenem Platz, auf dem die Treuesten der treuen Fans beheimatet sind. Und die andauernde Anfeuerung sollte alsbald Früchte tragen. Roland Linz brach urplötzlich durch, ihm wurde allerdings an der Strafraumgrenze ganz hinterlistig und heimtückisch „das Haxl“ gestellt. Jeder im Stadion sah die Aktion, einzig und allein das Schiedsrichter-Trio übersah dieses Vergehen, welches einen Freistoß und einen Feldverweis für einen Innsbrucker nach sich hätte ziehen müssen. Doch dem gellenden Pfeifkonzert in Richtung des Schiedsrichters folgt alsbald tosender Applaus, war es doch an der Zeit für das 1 : 0. Michael Liendl bediente Marin Leovac in linker Position stehend und dessen perfekten Stanglpass zur Mitte verwertete Tomas Jun eiskalt zum 1 : 0. Bis auf die 400 Tiroler im Stadion gönnte jeder Besucher dem sympathischen Torschützen das Glücksgefühl eines Treffers, ist er doch nach seiner Verletzung langsam aber sicher wieder am Weg dorthin zurück, wohin man ihn sich wünscht – als Torschütze auf die Anzeigetafel nämlich. Dies war Jun´s vierter Treffer in der laufenden Spielzeit in der 54. Spielminute.
Roland Linz hatte kurz darauf das 2 : 0 am Fuß, scheiterte jedoch. Mit Fortdauer des Spieles verwalteten die Heimischen das Resultat. Innsbruck hatte noch zwei Möglichkeiten, die jedoch beide im bravourös agierenden Szabolcs Safar ihren Meister fanden. Der Heimsieg der Austria ging letzten Endes verdient in die Annalen ein.
Und so fährt man am kommenden Sonntag mit stolz geschwellter Brust aus Favoriten hinaus nach Hütteldorf, um anhand des 297. Wiener Stadtderbys gegen RAPID eventuell die nächsten drei Punkte einzusacken. Ein überaus schwieriges Unterfangen, denn RAPID wiederum kann seine vergrämten Anhänger nur mit einem Derby-Sieg über die verkorkste Saison hinwegtrösten. Die Austria jedoch, die in der Tabelle 8 Punkte mehr als der ewige Rivale aufweist, sollte sich daran erinnern, heuer im heimischen Franz Horr-Stadion bereits zweimal gegen die Grün-Weißen verloren zu haben. Punkte, die nun allerorts fehlen. Einen Derby-Sieg in Hütteldorf vorausgesetzt und die Chance auf den Gewinn der Meisterschaft im 100jährigen Jubiläumsjahr lebt weiter …
Weitere Zahlen und Fakten zum Spiel:
Erstmals in der aktuellen Saison traf und siegte das Heimteam bei einem Duell zwischen FK Austria Wien und FC Wacker Innsbruck. Die Austria Startelf hatte ein Durchschnittsalter von 27,2 Jahren und war damit die älteste FAK-Startelf in dieser Saison. Über die gesamte Saison liegt das Durchschnittsalter, der von Austria Wien eingesetzten Spieler, noch immer unter 25 Jahren. Die Veilchen stellen nach dem Kapfenberger SV das jüngste Bundesligateam in der Saison 2010/2011.
Gesamtbilanz: 138 Spiele/57 Siege/34 Remis/47 Niederlagen/Tore: 200 : 170
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