Veilchen-Torjubel nach dem Ausgleichstreffer zum 1 : 1 durch Lukas Rotpuller knapp vor der Pause. Foto: GEPA
Veilchen-Torjubel nach dem Ausgleichstreffer zum 1 : 1 durch Lukas Rotpuller knapp vor der Pause. Foto: GEPA

Ein Derby hat seine eigenen Gesetze.“, oder „Einmal gewinnt der Gigl, dann der Gogl.“, oder „Es sind im Fußball schon Hausherren verstorben.“, oder „Im Derby gibt es keinen Favoriten.“, all diese Phrasen wurden gestern Nachmittag in der Bundeshauptstadt Wien neu gedroschen, um am Ende festgestellt zu haben: „Die Wiener Austria kann doch noch gewinnen!“

24. Spieltag / 8. März 2015 / tipico-Bundesliga / Generali-Arena, 11.000 Besucher

Vor dem traditionsreichen Wiener Stadt-Derby, dem bis dato 312. seiner Zunft, kam es in beiden Startformationen zu personellen Rochaden. Gegen den SCR Altach gesperrt und/oder geschont rückten Thomas Schrammel, Thanos Petsos, Robert Beric und Steffen Hofmann in die Startformation der grünen Gäste. Bei den heimischen Violetten konnten im Gegensatz zur leidvollen Niederlage beim SK Sturm Graz Marco Meilinger, Alexander Grünwald, Christian Ramsebner und David De Paula vom Anstoß weg ran, während dessen Philipp Zulechner, Raphael Holzhauser und Daniel Royer vorerst auf der Bank Platz nehmen mussten.

11.000 Besucher waren da, darunter jedoch nur ein kleines Häuferl RAPID´ler, da aufgrund von Zuschauer-Tumulten beim letzten Derby im November 2014 im Wiener Prater der Gästeblock komplett gesperrt und somit menschenleer war. Stimmungsmäßig war demnach auf den Rängen wenig los, denn der Austria fehlte sangesmäßig schlichtweg das akustische Pendant.

Bereits in der 6. Minute traf Louis Schaub nach einer Schrammel-Flanke die Stange. Die Austria schlug in der 10. Minute durch einen Grünwald-Schuss zurück. Das Spiel war ausgeglichen und beide Teams agierten aufopferungsvoll. Nach einem Tarkan Serbest Rückpass im Sechszehnmeterraum, der zu kurz geraten war, schnappte sich Steffen Hofmann in der 18. Minute das Leder und bugsierte dieses unhaltbar zum 0 : 1 in die Maschen. Aufgrund des fehlenden RAPID-Anhanges war der Tor-Jubel überschau- und (hör)bar. Die Austria mühte sich von nun an noch mehr, die Aktionen wirkten jedoch verkrampft und unsicher. Und nun kommen wir punktgenau zum Unterscheid zwischen Grün und Violett in Wien: Während dessen die Hütteldorfer in jener Phase wie ein Mann hinter ihrem Team gestanden wären, begann der Austrianer zu raunzen, zu sudern und auf Trainer Gerald Baumgartner hinzupecken. Die Stimmung, sofern überhaupt vorhanden, drohte komplett zu kippen und die Choräle gegen den violetten Coach wurden immer lauter. Dieser ließ sich jedoch nicht beirren, tauschte Serbest gegen Holzhauser in der 28. Minute aus und dieser Wechsel sollte sich auszahlen. Der blonde Hüne mit der Nummer 26 rochierte und wirbelte gehörigen Wind in die sich mehrenden violetten Aktionen. Seinen ersten platzierten Schuss konnte Jan Novota im RAPID-Gehäuse mit der Faust klären. Kurz darauf prüfte Alexander Gorgon den slowakischen Schlussmann der „Grünen“, der allerdings beim Abwehrversuch gegen den von sich aus gesehen linken Torpfosten knallte und kurz am Boden liegen blieb. Diese Unsicherheit in der RAPID-Abwehr wollte die Austria nun partout nützen und drückte vehement aufs Tempo. Zuvor hatte jedoch noch Florian Kainz das 0 : 2 am Fuß, Veilchen-Keeper Heinz Lindner parierte allerdings mit Bravour. Dass es mit 1 : 1 in die Pause ging, war jenem Umstand zu verdanken: Freistoßflanke von Holzhauser von links, Mario Sonnleitner fälschte das Leder ab, Novota parierte den Ball, konnte ihn jedoch nicht festhalten und Lukas Rotpuller übernaserte die Situation am schnellsten um abzustauben.

Nach dem Seitenwechsel ging es mit rassigen Zweikämpfen und Torraumszenen auf beiden Seiten weiter. Dabei standen mit Lindner und Novota immer beide Keeper im Mittelpunkt des Geschehens. Ein Raunen ging durch die Arena, als der oberösterreichische Referee Mag. Oliver Drachta Christian Ramsebner von Seiten der Austria nach einem Foul vom Platz stellte. Die Begegnung dauerte von da an noch gut 20 Minuten und die Austria war nur mehr zu zehnt. Die überaus zaghaft aber doch eingeklatschte RAPID-Viertelstunde von den wenigen Grün-Weißen im Stadion diente diesmal dem FAK, das Runder nicht nur herum, sondern gänzlich an sich zu reißen. Plötzlich war auch der Veilchen-Anhang lautstark da – wo haben die sich 75 Minuten lang versteckt, durfte als Frage hier wohl gestattet sein – und man trug das eigene Team auf einer Welle der Begeisterung.

Die Austria war im Zuge von Eckbällen und Freistößen stets gefährlich und genau so eine Situation führte auch zur Führung. Nach einem Raphael Holzhauser-Freistoß, der unserer bescheidenen Meinung nach der absolute König auf dem Platz war, konnte Vanche Sikov aus kürzester Distanz zum 2 : 1 einköpfeln. Der FAK führte im 312. Wiener Stadt-Derby nach einem 0 : 1-Rückstand in Unterzahl mit 2 : 1 in Minute 84.

 Vanche Shikov, ganz rechts, erzielt per Kopf das erlösende 2 : 1 für den FAK. Foto: GEPA

Vanche Shikov, ganz rechts, erzielt per Kopf das erlösende 2 : 1 für den FAK. Foto: GEPA

In der dreiminütigen Nachspielzeit klopfte RAPID durch Petsos noch an das Austria-Tordach, es sollte jedoch kein Treffer mehr passieren. Der FAK bleibt die unumstrittene Nummer 1 in Wien und Gerald Baumgartner als Veilchen-Feldherr hat gegen Zoran Barisic auf Seiten der Grünen eine tadellose Bilanz: 2 Siege, 1 Remis, Tor-Differenz 7 : 5, 10 von 12 möglichen Punkten gegen den ewigen Rivalen geholt. Auch das ist bei all den internen Querelen im Hause der Austria ein Faktum und ein Pluspunkt für den Coach.

Für das Rückspiel im Ernst Happel-Stadion am 10. Mai 2015 werden keine Austria-Fans zugelassen sein. Auch das ist noch eine Bundesliga-Verordnung aufgrund des 311. Wiener Derbys. Man darf heute bereits gespannt sein, wie sich dort dann die Stimmung von den Rängen auf den Rasen übertragen wird. Und einen interessanten Blick in die Statistik gibt es auch noch: von bisher 36 ausgetragenen Stadt-Derbys im Franz Horr-Stadion, respektive Generali-Arena, gewann die Austria deren 14, verlor lediglich 6 und remisierte gegen den Stadt-Rivalen RAPID 16mal.

Stimmen zum Spiel:
Gerald Baumgartner (Austria-Trainer): „Kompliment an die Mannschaft, vor allem in der zweiten Hälfte haben wir das Heft in die Hand genommen. Wir wollten den Sieg. Mit dem Ausschluss sind wir stärker geworden, so soll es sein. Wir haben eine super Moral bewiesen. Ich glaube, es war ein verdienter Sieg. Das 1 : 1 fiel zu einem sehr guter Zeitpunkt für uns. Es ist natürlich keine lustige Situation für mich selber. Ich versuche mich zu fokussieren und das Beste für die Mannschaft und für den Verein zu geben. Man hat eine gewisse Verunsicherung auf dem Platz gesehen. Wir haben uns aber selbst in diese Drucksituation gebracht.“

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): „Wir haben uns vorgenommen, den Gegner zu verunsichern und nicht ins Spiel kommen zu lassen. Das ist uns in der ersten Hälfte auch gelungen. Wir haben den Gegner genau dort gehabt, wo wir ihn haben wollten. Wir haben es aber verabsäumt, das zweite Tor zu machen. Dann haben wir knapp vor der Pause das Gegentor bekommen. In der Folge waren wir zu inaktiv. Eigentlich wollten wir die Standardsituationen in unserem Drittel vermeiden. Am Ende haben wir das Glück auch nicht unbedingt auf unserer Seite gehabt.“

Raphael Holzhauser (Austria-Mittelfeldspieler): „Ich habe alles gegeben, als ich hinein gekommen bin. Ich wollte das Vertrauen zurückgeben und der Mannschaft helfen. Ich glaube, dass wir uns den Sieg verdient haben heute. Wir haben die Ergebnisse in den letzten Wochen nicht so gebracht. Da ist es klar, dass ein bisschen Verunsicherung drinnen ist. Wir sind über den Kampf ins Spiel gekommen. Wenn wir nächste Woche nachlegen, ist es ein wichtiger Schritt gewesen.“

Franz Wohlfahrt (Austria-Sportdirektor): „Wir haben drei Punkte gemacht und das sehr verdient, aber mir sind viele Sachen aufgefallen, die zu verbessern sind. Da sind wir alle gefragt, die Mannschaft und der Verein. Sich heute über die den Sieg zu freuen ist a la longue zu wenig. Wir müssen ins Detail gehen, das Ziel kann nicht sein, Vierter oder Fünfter zu sein. Das Ziel muss sein, ganz oben zu stehen und danach müssen wir alle arbeiten.“

In der kommenden Woche reist der FAK lediglich einige Meter weiter in die Südstadt und gastiert am 14. März 2015 um 16 Uhr bei Admira/Wacker. RAPID empfängt zu Hause um 18.30 Uhr den SV Grödig. Das nächste Heimspiel der Wiener Austria steigt am 21. März 2015 gegen SV Ried. Tickets gibt es bitte, wie immer, bereits hier:

https://fkaustria.wien-ticket.at/de/home

 

 

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