8. Oktober 2010
Zu den schwungvollen Klängen des legendären Radetzky-Marsches zog das ganz in rot-weiß-rot gewandete österreichische Fußballnationalteam zum zweiten Spiel in der Europameisterschafts-Qualifikations-Gruppe A heute Abend im Wiener Ernst Happel-Stadion ein und 26.500 Besucher tobten auf den Rängen. Das Wiener Publikum schloss stimmungsmäßig gestern an die großen Spiele im Stadion längst vergangener Zeiten an und unterstützte die junge Elf am Rasen von Beginn an frenetisch.
Das Spiel selbst begann mit einem Paukenschlag. Nach zwei Minuten der erste Eckball, getreten durch Zlatko Junuzovic, und der lange Bremen-Legionär Sebastian Prödl war mit dem Kopf zur Stelle und scorte das 1 : 0. Dieses Tor war Balsam auf seine Wunden nach zuletzt einigen Patzern an der Weser. Der Stein der Erleichterung ob dieser raschen Führung, der dem Publikum vom Herzen plumpste, war wohl hinunter bis nach Preßburg zu hören.
Wer nun glaubte, Aserbaidschan würde torreich aus dem Prater bugsiert werden, der irrte. Österreich agierte zurückziehend und überließ dem Gegner mehr Feldanteile. In den ersten 15 Minuten dachte der neutrale Beobachter, die in blau gekleideten Gäste wären der Herr im Haus. Gutes, rasches Vorchecking und einige quirlige Aktionen in Strafraumnähe der Österreicher waren die Folge. Österreich wachte auf, übernahm mit Fortdauer der ersten Halbzeit mehr und mehr das Kommando und die Torchancen begannen auf des Gegners Seite. Alleine Stefan Maierhofer, derzeit nicht nur durch seine Körpergröße, sondern auch durch seine Gesichtsbepelzung auffallend, beschäftige den Gäste-Keeper Kamran Aghayev vermehrt. Doch leider bleib diese Beschäftigung – vorerst noch- brotlose Kunst. Egal ob mit Kopf, Fuß oder Knie, Stefan Maierhofer war in dieser Phase kein Tor vergönnt.
Die Stimmung im Stadion brodelte, nach 38 Minuten schwappte erstmals wieder die legendäre La Ola-Welle durch das weite Rund und jeder machte mit. Weitere Tormöglichkeiten durch Roland Linz, Marko Arnautovic und Zlatko Junuzovic folgten, verstrichen aber unerledigt. Hernach ging es pünktlich in die Halbzeit und Berti Vogts-Mannen konnten sich ob des knappen Rückstandes zwar glücklich schätzen, andererseits hielten sie aber mit der Österreichischen Nationalmannschaft gut mit und hatten auch die eine oder andere Möglichkeit vorgefunden.
Pünktlich zum Beginn der 2. Hälfte das gleich Bild – Österreich aktiv, nach Chancen suchend, angreifend. Roland Linz verwertet nach 46 Minuten nicht. In der 52. Spielminute dringt Stefan Maierhofer links in den Strafraum ein, scheitert an einem aserbaidschanischen Abwehrspieler, kommt erneut zum Pass und der Ball landet im Rücken der Abwehr. Dort wartet Arnautovic, setzt einen Haken und sein flacher Schuss landet unhaltbar zum 2 : 0 in den Maschen. Dies war Arnautovic´s erster Streich im sechsten Länderspiel. In dieser Tonart ging es weiter. Nach 61 Minuten spielte Erwin Hoffer – er kam kurz zuvor für Roland Linz ins Spiel – einen unbeabsichtigten Doppelpass mit dem guten und objektiven dänischen Schiedsrichter Nicolai Vollquartz, zieht mit dem Leder drei Aserbaidschanern auf und davon, scheitert dann aber mit seinem Edelroller am gegnerischen Torhüter. In der 70. Minute gelingt es abermals Maierhofer nicht, zu seinem zweiten Tor im Team zu kommen. Ein hoher Ball fliegt mutterseelenalleine in Richtung Tor und ist schneller aus der baumlange Stefan, sodass ihm dieser den entscheidenden Effet zur Landung hinter der Torlinie nicht mehr mitgeben kann.
In der 82. Spielminute bombt Marko Arnautovic einen Freistoß weit über das Tor. Das gleiche gelingt dem Mainzer Überflieger Christian Fuchs, sein Schuss landet neben dem Kasten des Gegners. Als alle Besucher erfahren hatten, dass die Nachspielzeit noch drei Minuten ausmachen würde, nahm dies das ÖFB-Team zum willkommenen Anlass, um gemäß dem letzten Spiel gegen Kasachstan gleich – beide Toren fielen erst in der Nachspielzeit – dieses Husarenstück nochmals einzufahren. Gesagt, getan – ein langer Pass landet bei Marko Arnautovic und der Jungstar schlenzt im Stile eines großen Goalgetters die Kugel herrlich über den herauseilenden Goali Aghayev ins Netz – 3 : 0 für Österreich. Beide SV Werder Bremen Legionäre scorten demnach die Tore zum verdienten Heimsieg.
Dies war auch der Schlusspunkt in einem lebhaften Ländermatch im Wiener Stadion. Die ersten sechs Punkte der Gruppe A für Österreich sind eingefahren, am kommenden Dienstag, 12. Oktober 2010, geht es in Brüssel gegen Belgien erneut um wertvolle Punkte. Das Königreich steht derzeit bei 3 Punkten aus drei Spielen. Es ist Teamchef Didi Constantini und seinem jungen Team zu gönnen, auch im Land der EU einen weiteren Schritt zur kommenden EURO zu setzen.
Stimmen der Teamchefs:
Berti Vogts (Aserbaidschan): Das 1 : 0 hatten wir uns selbst gemacht. Ich warnte meine Spieler vor der Stärke Österreichs bei Standardsituationen. Dies hatten sie nicht bedacht. Die Niederlage geht in dieser Höhe in Ordnung.
Didi Constantini (Österreich): Als ich den als schwierig geltenden Marko einberief, wurde ich belächelt. Ich riet ihm, die Leute zu überzeugen, dass er gut ist. Er nützte die 95 Minuten perfekt, ich gönne ihm die Tore.
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