9. März 2010
„Erinnerung also ist das Schlüsselwort, das Vergangenheit und Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verbindet. Sich erinnern heißt, den Glauben an die Menschheit erneuern, im Sinne einer Herausforderung an die Menschheit und so unseren schwachen Anstrengungen Sinn verleihen.„ – Zitat von Elie Wiesel
Im Jüdischen Museum Wien begegnet man der Erinnerung an sämtlichen Standorten – sowohl im Palais Eskeles in der Dorotheergasse, als auch im Misrachi-Haus am Judenplatz.
Die Erinnerung ist ein Schlüssel zur jüdischen Kultur und prägt das Museum im Gesamtkonzept und auch im Detail. Erinnerung bedeutet aber auch eine aktive Auseinandersetzung. Das Museum ist ein Ort der Begegnung, der Diskussion und der Kommunikation. Neben den Ausstellungen kann man an Symposien, Lesungen, Podiumsdiskussionen, Konzerten und anderen Veranstaltungen teilnehmen. Es werden auch regelmäßig Kinderprogramme angeboten. Außer einer permanenten Schau erwarten die Besucher zahlreiche Wechselausstellungen zur jüdischen Geschichte, zur Kultur und zur Religion.
Palais Eskeles:
Jüdisches Leben und Religion
Vom Braugürtel bis zum Tora-Mantel
Die Sammlung Max Berger gehört zu den bedeutendsten Judaica-Sammlungen weltweit. Die Objekte stammen zum größten Teil aus der Habsburger Monarchie.
Die Präsentation im Erdgeschoss erklärt die Funktion der Ritualobjekte im Festkalender und im Lebenszyklus.
Installation der Erinnerung
Von der Mazzot-Bäckerei bis Gustav Mahler
Die New Yorker Künstlerin Nancy Spero hat Bilder und Texte der Wiener Geschichte graphisch bearbeitet und an die Wand gestempelt. Entstanden sind freskoähnliche Erinnerungssplitter, die zur Judaica-Sammlung in Beziehung treten.
Jüdisches Wien – eine Annäherung in 21 Hologrammen
Vom Ghetto bis zum Riesenrad
Einen aussergewöhnlichen Weg geht die historische Ausstellung. 21 Hologramme geben Einblick in die jüdische Geschichte Wiens zwischen dem Mittelalter und der Gegenwart. Die Hologramme sorgen, je nach Blickwinkel, für das Auftauchen und Verschwinden von Objekten. Eine spannende Annäherung an die Wiener jüdische Geschichte – dreidimensional, aber nicht greifbar.
Schaudepot
Von der blühenden Gemeinde bis zur Zerstörung
Das Schaudepot mit seinen Tora-Kronen, Kiddusch-Bechern, Chanukka-Leuchtern und anderen Ritualobjekten ist kein Ausstellungsraum im eigentlichen Sinn.
Es bietet den Besuchern die seltene Möglichkeit, die gesamten Bestände des Museums einzusehen. Der Großteil der ausgestellten Objekte wurde nicht gesammelt, sondern 1938 und danach brutal aus dem Zusammenhang gerissen. Sie stammen aus privaten Haushalten, Synagogen und Bethäusern, an deren Geschichte sie heute noch erinnern.
Museumsarchiv
Von Fotos bis zu persönlichen Dokumenten Fragmentarische Momentaufnahmen des jüdischen Lebens bietet das Museumsarchiv seinen Interessierten. Heiratsurkunden aus dem 17. Jahrhundert und persönliche Dokumente wie das Tagebuch eines jungen Wiener Juden von
1941 sind nach telefonischer Voranmeldung einsehbar.
Tel.: 01 / 535 04 031-213
info@jmw.at
Judenplatz:
Mahnmal für die österreichischen Opfer der Schoah
Von der Verdrängung zur Erinnerung
Das Mahnmal für die österreichischen Opfer der Schoah, entworfen von der britischen Bildhauerin Rachel Whiteread, stellt eine nach außen gestülpte Bibliothek dar. Rund um das Mahnmal sind jene Orte festgehalten, an denen 65.000 österreichische Juden von den Nationalsozialisten umgebracht wurden.
Informationen zu den Opfern sind auf einem Computerarbeitsplatz im Museum Judenplatz abrufbar.
Jüdisches Wien im Mittelalter
Misrachi-Haus am Judenplatz 8
Von der Ausgrabung bis zum Stadtmodell
Unter dem Judenplatz fanden Archäologen im Jahre 1995 die Grundmauern einer der größten mittelalterlichen Synagogen Europas und legten diese frei. Die unterirdisch begehbare Ausgrabung, ein mittelalterliches Stadtmodell und Computeranimationen vermitteln den Besuchern einen spannenden Einblick in das jüdische Wien im Mittelalter.
Seitenstettengasse:
Stadttempel
Vom Biedermeier bis heute
Während des Novemberpogroms 1938 zerstörten die Nazis alle Wiener Synagogen und Bethäuser. Mit einer Ausnahme: Die Synagoge in der Seitenstettengasse blieb verschont. Der 1824 von Josef Kornhäusel entworfene Bau ist ein Architekturjuwel aus dem Wiener Biedermeier und heute eines der Zentren der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens.
Bibliothek des Jüdischen Museums
Vom Talmud zum Internet
Die Studienbibliothek enthält 40.000 Werke aus vier Jahrhunderten. Den thematischen Schwerpunkt bildet die Geschichte der Juden in Österreich, speziell in Wien. Seit Mai 2004 ist der Bibliothekskatalog über http://opac.bibvb.ac.at/jmw zugänglich.