10. April 2008
,Dös Kahlenbergerdörfl´, wie es Karl Merkatz alias ,Karl Bockerer im ersten ,Bockerer´ von 1981 von Regie-Altmeister Franz Antel so wunderbar beschreibt, liegt in der nördlichen Ecke von Wien am rechten Donauufer zwischen Nußberg und Leopoldsberg im Waldbachtal. Im Norden grenzt Weidling an den Ort, im Süden die Ausläufer des 19. Gemeindebezirks Heiligenstadt und Nußdorf. Durch die vielen Jahrhunderte hindurch ist der Name bereits bekannt, erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1133/36 als de Chalwenperge. Im 12. Jahrhundert trat im Ort das Geschlecht der Chalenperger auf. Die Bewohner waren Bauern, die eigentlich für den Eigenbedarf produzierten. Für den Verkauf wurde Wein, aber auch Obst angebaut. Ende des 12. Jahrhunderts war der Weinbau am Kahlenberg bereits im großen Stil betrieben worden. Der lokale Herzog und das Stift Klosterneuburg unterhielten viele Weingärten. Das Stift besaß auch seine eigene Weinpresse, die es jedoch auf Wunsch des Fürsten diesem überließ. In der Folgezeit kamen auch zahlreiche andere Klöster und Kirchen in Besitz von Weingärten im Kahlenbergerdorf wie beispielsweise Zwettl, Lillienfeld, Kremsmünster, St. Bernhard und St. Dorothea. Aber auch der Bergbau wurde betrieben, urkundlich belegt ist er von 1547 bis 1618. Es war von Erz und später Silber die Rede. Die Vorkommen auf dem Leopoldsberg sind jedoch derart mager, dass sie bald als erschöpft galten.
Im Kahlenbergerdorf wurde die Kirche des Dorfes erstmals 1256 als eigenständige Pfarre erwähnt und 1529 durch die Türken zerstört. Wegen seiner Lage am Donauufer litt der Ort aber auch unter starken Hochwassern.
Die Anlage des Kuchelauer Hafens 1901-1903, eines Vor- und Wartehafens für die Einfahrt in den Donaukanal, brachte jedoch einen wirksamen Hochwasserschutz. Nach Auflassung einer Einsiedelei der Kamaldulenser auf dem Kahlenberg wurde das Gebiet als Baustelle vergeben auf der eine kleine Ansiedlung entstand, die 1784 zu Ehren Joseph des II. den Namen Josefsdorf erhielt. Auf Grund der Lage am Rande des Wientals zwischen Donau und dem Leopoldsberg konnte sich das Kahlenbergerdorf sein ursprüngliches Ortsbild erhalten. Es wuchs auch weniger stark als andere Bezirksteile von Döbling.
Möglicherweise führte auch Überschwemmungen dazu, dass der Ort im 18. Jahrhundert schrumpfte. 1795 hatte der Ort 24 Häuser, 1831 um 5 mehr mit 234 Einwohnern. Bis 1890 wuchs der Ort auf 52 Häuser mit 486 Menschen an. 1892 wurde das Kahlenbergerdorf bis zur Nase des Leopoldsberges gemeinsam mit den benachbarten Wiener Vororten Sievering, Grinzing, Oberdöbling, Unterdöbling, Nußdorf und Heiligenstadt zu Wien eingemeindet, die in der Folge den Bezirk Döbling bildeten. Der Rest des Kahlenbergerdorfes kam an Klosterneuburg.
Um 1800 war die Gemeindefläche knapp zur Hälfte mit Wald und zu einem Viertel mit Rebflächen bedeckt. Obstgärten und Äcker machten zusammen nicht einmal zehn Prozent aus. War der Weinbau auch dominierend, so wurde im 19. Jahrhundert eine Brauerei geplant. Nach deren Bewilligung 1839 wurde jedoch statt Bier Spiritus und danach Essig erzeugt. Die Produktion lief bis 1860. Daneben bestand im Kahlenbergerdorf ab 1834 bis 1870 eine Zuckerfabrik. Durch die Anlegung des Kuchelauer Hafens um 1900 sollte das Kahlenbergerdorf auch von der Schiffahrt profitieren. Der Hafen konnte jedoch nie einen Stellwert wie der Nußdorfer Hafen erlangen. Als Vor- und Wartehafen für den Hafen Freudenau geplant war er für viele aber kleine Schiffe geplant, jedoch konnte er bis zum Zweiten Weltkrieg nur eine Bedeutung für den Holzhandel erreichen. Danach wurde er zu einem Freizeithafen für Rudervereine und Motorboote.
Heute lädt das Kahlenbergerdorf mit seinen kleinen Gasserln und hübschen Heurigen sehr zum Verweilen ein, zum Ausbrechen aus dem stürmischen Alltag oder aber einfach nur zum Abschalten und genießen – ein Glaserl Wein, leise Musik, ein trautes Gespräch, der Blick auf den Donaustrom vor den Toren Wiens. Mit der Seele zu Baumeln, das kann man hier wahrlich groß schreiben.
Seit 1983 gibt es auch einen überparteilichen Verein, der sehr aktiv für die Interessen des Kahlenbergerdorfes eintritt. Nähere Infos gibt es hier:
www.kahlenbergerdorf.at