Nach vierjähriger Bautätigkeit bei laufendem Betrieb wurde die Sanierung des Palmenhauses Schönbrunn abgeschlossen. Der Blick „hinter die Kulissen“ zeigt ein interdisziplinäres Musterprojekt, bei dem Forschung, Tourismus, Denkmalschutz und Pflanzenklima in gleichem Maße berücksichtigt wurden.
Bildtext: Seit 7. November 2014 wieder ohne Beschwernisse für die Besucher geöffnet – Blick in das Innenleben des Palmenhauses in Schönbrunn. Foto: SKB
Das Palmenhaus Schönbrunn wurde in den Jahren 1881/82 nach Plänen Franz Xaver Segenschmids errichtet. Mit seiner imposanten Größe und einzigartigen Eisenkonstruktion aus dem Späthistorismus ist es das letzte und größte seiner Art auf dem europäischen Kontinent und eine der Touristenattraktionen Wiens. Nachdem aufgrund stellenweise starken Rostbefalls bereits 2008 Handlungsbedarf festgestellt worden war, begann die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. / kurz SKB mit der Planung zu einer umfassenden Renovierung. „Da das Palmenhaus eines der architektonisch und historisch wichtigsten Gebäude im Schloßpark Schönbrunn darstellt, war für uns klar, dass nur eine Sanierung bei zumindest teilweise laufendem Betrieb in Frage kommt.“, erklärt Franz Sattlecker, Geschäftsführer der SKB. In der Folge begannen umgehend Voruntersuchungen durch die Universität für angewandte Kunst. Metallrestauratoren ermittelten mit Hilfe von Proberestaurierungen die schonendste Methode zum Lösen des Rostes, während an der BOKU Wien die mikrobiologische Untersuchung der bestehenden Silikonverfugungen im Palmenhaus durchgeführt wurde.
Rücksicht auf Besucher und Pflanzenraritäten
In der Folge wurde von der SKB ein vierjähriger Sanierungsplan über vier Bauabschnitte erstellt, bei dem der Publikumsbetrieb weiter zu großen Teilen gewährleistet blieb. Lediglich in der Sommersaison 2013 und an den Werktagen der Sommersaison 2014 war das Palmenhaus aufgrund der Arbeiten für Publikumsverkehr gesperrt. In enger Abstimmung mit den Österreichischen Bundesgärten wurden die Bauabschnitte klar voneinander abgegrenzt und an die unterschiedlichen Pavillons des Palmenhauses angepasst. Dadurch war es möglich, gemeinsam mit den Bundesgärten bei der Sanierung größtmögliche Rücksicht auf die Pflanzenraritäten mit besonderen klimatischen Ansprüchen zu nehmen.
Das 113 Meter lange Palmenhaus besteht aus einem 28 Meter hohen Mittelpavillon und zwei um drei Meter niedrigeren Seitenpavillons. Die drei Pavillons bilden drei verschiedene Klimazonen – ein Kalthaus im Norden, ein „temperiertes“ im Mittelpavillon, sowie das Tropenhaus im Süden. In der ersten Bauphase 2011 wurde das Kalthaus renoviert, gefolgt vom Warmhaus im Jahr 2012. Der große Mittelpavillon wurde in den Jahren 2013 und 2014 saniert.
Behutsam gegen den Zahn der Zeit
In sorgfältiger Detailarbeit und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes wurden die stark verrosteten Profilteile ausgetauscht und die weniger verrosteten Teile sandgestrahlt. Darüber hinaus wurden die verrosteten Schrauben durch Nirosta-Schrauben ersetzt und die komplette Stahlkonstruktion mit einem hochwertigen mehrschichtigen Anstrich versehen. Die für unterschiedliche Klimazonen jeweils erforderlichen Temperaturen werden im Palmenhaus mittels Dampfwasserheizung erzielt, Im Zuge der Sanierung wurde auch die Haustechnik auf den neuesten Stand gebracht. Neben dem Austausch der Verkabelungen, Niederspannungsanlagen und Heizleitungen wurden eine automatische Steuerung der Be- und Entlüftungsanlagen und der Beregnungsanlagen sowie eine Wetterstation installiert.
Sanierung ohne böse Überraschungen
Nicht selten kommt es bei der Sanierung von denkmalgeschütztem Altbestand zu unerwarteten Mehrkosten, welche im Nachhinein betrachtet auf mangelhafte Diagnose und Planung unter Zeitdruck zurückzuführen sind. Bei der Sanierung des Palmenhauses wurde dagegen bewusst in eine detaillierte Voruntersuchung investiert – dies spiegelt sich letztlich auch deutlich in den reduzierten Baukosten wider, welche mit 6,8 Millionen Euro rund ein Viertel unter den ursprünglich angesetzten 9,2 Millionen lagen. Dementsprechend zieht der stellvertretende Direktor und Bauleiter Gerhard Drucker von der SKB anlässlich der offiziellen Wiedereröffnung am 7. November 2014 ein durchwegs positives Fazit: „Mein Dank gilt allen Beteiligten an diesem anspruchsvollen Projekt für die dabei geleistete Planung, Ausführung und nicht zuletzt für die hervorragende Zusammenarbeit. Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir die Sanierung fristgerecht und darüber hinaus noch deutlich kostengünstiger als ursprünglich budgetiert abschließen konnten.“
Bitte beachten Sie auch dieses posting bei uns:
www.oepb.at/allerlei/die-osterreichischen-bundesgarten.html