Das Thema Gesamtenergieeffizienz steht derzeit auf sämtlichen Baufachmessen und bei den Politikern hoch im Kurs. Im Sinne der Umwelt und vor allem auch in Anbetracht der reduzierbaren Kosten sollte jeder Bauherr darauf achten, dass vor allem die Energiebilanz von Fenstern und Fassaden positiv ausfällt. Es sollten weniger Wärmeverluste entstehen, als Gewinne durch Sonne und Licht produziert werden. Endlich, sagen die Sonnenschutzexperten.
Bild: Flexibler Sonnenschutz ist unverzichtbar für eine positive Energiebilanz. Foto: BVST/Warema
„Bauen und Sanieren mit erneuerbaren Energien, sowie mit energiesparenden und energieeffizienten Technologien, ist die derzeit sicherste Zukunftsvorsorge“. Mit diesen Worten eröffnete Umweltminister Nikolaus Berlakovich die Messe „Bauen und Energie Wien“. „Denn gerade im Gebäudebereich haben wir ein enormes Energiespar-Potenzial“, fährt er fort. Besonders oft wurde in diesem Zusammenhang in sämtlichen Eröffnungsreden die Wichtigkeit der Gesamtenergieeffizienz betont. „Das ist außerordentlich zu begrüßen.“, freut sich Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik. „Denn in den vergangenen Jahren stand lediglich die Reduktion der Heizwärme im Mittelpunkt. Oftmals wurde dabei außer Acht gelassen, dass ein sehr kleiner U-Wert eines Fensters auch zu wenig Tageslicht im Rauminneren führen kann und die Einsparung beim Wärmeschutz durch erhöhten Kunstlichtbedarf nivelliert wird.“ Ähnlich verhält es sich mit Sonnenschutzgläsern. Sie reduzieren ebenfalls häufig und permanent den Tageslichtertrag und schmälern den solaren Gewinn in der Heizperiode. Johann Gerstmann: „So wird die Einsparung beim Kühlen durch höhere Beleuchtungs- und Heizkosten ins Negative gedreht, und unterm Strich steigen die Energiekosten sogar.“ Nur die Heizkosten zu reduzieren kann also in anderen Bereichen die Ausgaben in die Höhe treiben. Deshalb ist es wichtig, die Diskussion von der Heizwärmebetrachtung in Richtung Energiebilanz im Sinne der Gesamtenergieeffizienz zu bringen.
Dynamisches Klima braucht dynamische Lösungen
In unseren Breitengraden schwanken die äußeren klimatischen Bedingungen und zwar sowohl im Tagesverlauf als auch im Jahresrhythmus. Das muss bedacht und auch aktiv genutzt werden. „Konsequent weitergedacht“, so Johann Gerstmann weiter, „brauchen unsere Fenster und Glasflächen einen guten Wärmedämmwert, hohen Tageslichteintrag und ein „Thermostatventil“, mit dem wir im Sommer den Wärmeeintrag drosseln und im Winter die südorientierten Fenster zu Heizkörpern machen.“ Im Sommer steigt durch dichte Gebäudehüllen und große Glasflächen das Überwärmungsrisiko. Fenster und Glasfassaden müssen dahingehend optimiert werden, dass trotz guter Wärmedämmung die Versorgung mit qualitativ hochwertigem und kostenlosem Tageslicht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gewährleistet ist. Die Kraft der direkten Sonne muss in der Heizperiode voll genutzt und in der warmen Jahreszeit um 90 Prozent und mehr reduziert werden. Der Sonnenschutzexperte weiter: „Moderne, dynamische Sonnenschutzsysteme managen den Licht- und Energieeintrag bedarfsgerecht und passen die Eigenschaften der Gebäudehülle an die klimatischen Bedingungen an. Denn ein komfortables und gesundes Raumklima lässt sich auch mit deutlich weniger Haustechnik und Energie gewährleisten, als viele Planer meinen.“
Ganzheitlich denken
Ganzheitlich zu planen und zu denken bedeutet also, jeden für den Energiebedarf relevanten Bauteil zu optimieren und den individuell richtigen Sonnenschutz in die Überlegungen miteinzubeziehen. Opake Wände benötigen das ganze Jahr über einen sehr guten Wärmeschutz, sie leisten naturgemäß keinen Beitrag zu den solaren Gewinnen. Transparente Bauteile wie Fenster und Glasfassaden hingegen dürfen nicht nur hinsichtlich geringer Wärmeverluste optimiert werden, es muss auch deren Beitrag zum passiven Heizen und zur Reduktion von Kunstlicht und Raumwärme berücksichtigt werden.
Dies bedenkend wird klar, dass Sonnenschutztechnik für eine positive Energiebilanz von Fenstern und Glasfassaden unverzichtbar ist. Johann Gerstmann: „So gesehen sind flexible Beschattungen wie Jalousien, Roll-Läden und Markisen im Winter Teil des Heizungssystems und im Sommer Teil der Gebäudekühlung. Und sie sorgen bei richtiger Bedienung auch für eine optimierte Tageslichtbeleuchtung.“ Zur richtigen Bedienung und Dosierung des Licht- und Wärmeeintrags trägt vor allem die Automatisierung des jeweiligen Sonnenschutzes bei. So ist gewährleistet, dass Gebäude an 365 Tagen im Jahr nicht zu kühl und nicht zu heiß werden und gleichzeitig auch die Tageslichtversorgung stimmt.
Gut zu wissen: Unter Energiebilanz versteht man das Erfassen sämtlicher Energieströme, also sowohl der Gewinne als auch der Verluste. Unter Gewinne fallen beispielsweise die Erträge aus Photovoltaik (erneuerbarer Strom) und Solarthermie (erneuerbare Wärmeenergie), aber auch solare Gewinne über Fenster (passive Heizwärme). Unter Verluste fallen Energieströme aus nicht erneuerbaren Quellen für Heizen, Kühlen, Lüften und Beleuchten. Ist die Bilanz negativ, so ist man Energiekonsument, ist sie hingegen positiv, hat man ein Aktivhaus und wird zum Energielieferanten.
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